Modulbauweise macht es möglich: Kita-Plätze in Potsdam in Rekordzeit
An fünf Kitas wird in Modulbauweise gebaut. Das ist enorm schnell, wie eine Baustellentour zeigte.
Potsdam - Fünf Tage vom Grundstein bis zum Richtfest: In dieser Rekordzeit wurde im März die Kita in Fahrland in der Gartenstraße errichtet. Möglich ist das durch die sogenannte Modulbauweise, bei der ganze Gebäudeteile in der Halle vorgefertigt werden, inklusive Fenster. Wie bei einem Fertigteilhaus müssen sie dann vor Ort „nur“ noch aufgestellt werden. Aktuell entstehen auf diese Weise in Potsdam fünf Neu- oder Erweiterungsbauten für Kitas unter Regie des Kommunalen Immobilienservice (Kis). 22,9 Millionen Euro kosten alle zusammen. Auch der Hort „Zauberwald“ für die Fontaneschule in der Waldstadt ist als Modulbau errichtet worden – zur Eröffnung zu Schuljahresbeginn wird die gleichnamige Kita in der Straße Liefelds Grund entlastet, wo die Hortkinder bisher betreut wurden.
Finanziell mache die Modulbauweise wegen der großen Nachfrage keinen Unterschied mehr zum konventionellen Bauen, sagt Kis-Chef Bernd Richter. Zeitlich sei der Gewinn aber enorm. Und das ist vor dem Hintergrund der angespannten Kitaplatzlage im wachsenden Potsdam entscheidend. „Das, was wir am wenigsten haben, ist Zeit“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).
Am Dienstag besuchten Schubert und Richter gemeinsam mit Reiner Pokorny, dem kommissarischen Fachbereichsleiter für Bildung, Jugend und Sport, einige der Baustellen. Insgesamt zählt die Stadt im zu Ende gehenden Kitajahr 3929 Krippenplätze, 6575 Kitaplätze und 8134 Hortplätze. Allein an den drei besuchten Kita-Standorten kommen insgesamt 542 neue Plätze dazu. Wie viele Eltern derzeit noch ohne Kitaplatz für das nächste Kitajahr sind, konnte Fachbereichsleiter Pokorny nicht sagen. Der Ausbau der Kapazitäten geht im kommenden Jahr weiter: Laut Pokorny sollen weitere 600 Kitaplätze entstehen, die Standorte dafür stünden bereits fest.
Kita in Fahrland
Über den Namen der Fahrländer Kita lässt der Träger, die Initiative Frauen in der Lebensmitte (Fidl), gerade abstimmen: „Feldblumenbande“, „Pipapo“ oder „Gartenkinder“ stehen zur Auswahl. Der Zweigeschosser mit Platz für 126 Kinder, für den im März der Grundstein gelegt worden war, ist in der Fertigstellung, wie Kis-Chef Richter erklärte. Bis Oktober sollen die Außenanlagen gestaltet werden, im Dezember soll die Kita eröffnen. Von außen ist die Fassade mit apfelgrüner Farbe und Holzelementen ein Hingucker.
Die Gruppenräume für die Kleinen im Erdgeschoss haben jeder einen separaten Gartenzugang, erklärte der Architekt Carsten Schwiering vom Berliner Büro Leitplan. Ein großer „Spielflur“ in der Gebäudemitte, Sitzelemente an den großen Fenstern und eine als „Sternhimmel“ geplante und dimmbare Beleuchtung gehören zu den Besonderheiten im Innern. Der Neubau sei zudem energieeffizient: Jalousien und ein Gründach sollen im Sommer vor Hitze schützen und Regenwasser speichern, erklärte Schwiering. Eine Erdwärmeanlage sorgt für Heizung und Warmwasser. Die erste der dafür geplanten zwölf Bohrungen in bis zu 99 Meter Tiefe ist bereits erfolgt. Die einzelnen Module, aus denen die Kita „zusammengesetzt“ wurde, seien bei einer Firma bei Dessau gefertigt worden. Schwiering zeigte Fotos von der Anlieferung per Lkw: Die Module ähnelten im Format einem großen Bus – mit bis zu 15 Metern Länge und bis zu 4,50 Meter Breite.
Kita "Löwenzahn" in der Waldstadt
Im Ginsterweg wird die bestehende Kita „Löwenzahn“ per Modul erweitert, parallel zur Sanierung des Bestandsgebäudes. Die Einrichtung in dem DDR-Typenbau wird vom Verein Potsdamer Betreuungshilfe (PBH) betrieben. Von derzeit 113 Plätzen wird die Kita nach Abschluss der Sanierung Platz für 243 Kinder haben – 80 davon im Modulanbau, der im Dezember fertiggestellt werden soll. Ebenfalls per Modul erhält die Kita einen Sportbewegungsraum, so dass die Kinder für sportliche Angebote nicht mehr in den Keller gehen müssen. Der Altbau erhalte bei der Sanierung neue Sanitäranlagen, zudem würden die Räume teilweise vergrößert, erklärte Architektin Bärbel Gildemeister vom Brandenburger Büro Köber Plan.
Schon ab September sei in den bereits fertiggestellten Räumen Platz für 15 bis 20 neue Krippenkinder, erklärte PBH-Vorstandschef Georgios Papadopoulos: „Da gibt es den größten Bedarf.“ Sorgen bereitet ihm der Fachkräftemangel: Für die vorgesehene Kapazitätserweiterung bis 2021 müssten fast 20 neue Erzieher gefunden werden – derzeit arbeite das Haus mit 26 Erziehern.
Kita "Sausewind" im Zentrum Ost
Der DDR-Typenbau in der Lotte-Pulewka-Straße, in dem Fröbel eine Kita betreibt, wird derzeit sowohl saniert als auch erweitert. Auf dem Gelände entsteht ein Kita-Anbau, in dem ein Mehrzweckraum unter anderem für Sportangebote eingerichtet wird – auch hier war der Sportraum zuvor im Keller. Außerdem ist ein neues dreigeschossiges Hortgebäude mit Platz für bis zu 234 Kinder entstanden, das im Herbst fertig werden soll, wie Architekt Schwiering sagte. Insgesamt werden die Kitakapazitäten von derzeit 240 auf 488 Kinder erweitert. Sie hoffe, dass sie dafür auch Personal finde, sagte Kitaleiterin Sylva Wille.
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