Corona-Lage in Potsdam: Kaserniert für die Versorgungssicherheit
Feuerwehr, Stadtwerke, Klinikum, Polizei und Verwaltung: Wie sich die Landeshauptstadt auf Omikron vorbereitet.
Potsdam - Die Warnung des neuen Corona-Expertenrats der Bundesregierung war deutlich: Mit der Ausbreitung der hochansteckenden Corona-Mutante Omikron sei auch ein „Gefährdungspotential für die kritische Infrastruktur“ verbunden, etwa für die Strom- und Wasserversorgung, hieß es in der am Sonntag veröffentlichten ersten Stellungnahme des Gremiums. Die PNN geben einen Überblick, wie gut Potsdam vorbereitet wäre, sollten sich in bestimmten Berufen massenhaft Mitarbeitende infizieren.
Wie bereitet sich die Feuerwehr vor?
Eine Stadtsprecherin nannte auf Anfrage ein Stufenkonzept, um Kontakte unter den Mitarbeitenden zu minimieren. Und auch durch die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehren seien die Notfallrettung und der Grundschutz der Gefahrenabwehr sichergestellt. Allerdings könne es möglich sein, dass nicht alle Fahrzeuge voll besetzt sind und der Dienst unter der Sollstärke geleistet wird, hieß es.
So habe das Landesgesundheitsministerium auch erlaubt, wegen der Pandemie Standards auf dem Gebiet des Rettungswesens zeitweise abzusenken, um die präklinische Versorgung stets gewährleisten zu können. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin, schon jetzt liege der Krankenstand in der Feuerwehr bei 13 Prozent: Dies sei als hoch einzustufen.
Wo gibt es Nachholbedarf?
Derzeit sei einzig die kommunale Feuerwehr für einen 24-Stunden-Betrieb im Katastrophenfall ausgelegt, hatte die Stadtverwaltung erst im November auf Anfrage des CDU-Stadtverordneten Lars Eichert erklärt. Andere Bereiche der Stadtverwaltung hätten durch die anhaltende Coronakrise bislang nicht im erforderlichen Umfang nachgeschult werden können, so das Rathaus damals. Ziel sei es, für die gesamte Stadtverwaltung rund 60 ausgebildete Mitarbeitende für eine nötige Koordinierungsgruppe vorzuhalten – die dann auch im 24-Stunden-Betrieb arbeiten könnte.
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Ebenso noch nicht erarbeitet sei eine umfassende Übersicht über die kritischen Infrastrukturen im Stadtgebiet, räumte das Rathaus im Dezember ein – ebenso mit Verweis auf Corona. Zum Thema Katastrophenschutz hatte die CDU bereits 2020 eine Große Anfrage gestellt, schon damals gab es kein genaues Konzept zum Umgang mit kritischen Infrastrukturen im Katastrophenfall. „Auf dem Gebiet der Schutzmaßnahmen konnten durch die Untere Katastrophenschutzbehörde keine Fortschritte erzielt werden“, teilte die Stadt eineinhalb Jahre später der CDU mit.
Und wie bereiten sich Ordnungsamt oder Bürgerservice auf eine Omikron-Welle vor? Die Stadtsprecherin erklärte dazu auf PNN-Anfrage, die Einsatzplanung erfolge auf Grundlage des aktuell vorhandenen Personals: „Für den Fall des massiven Ausfalls von Mitarbeitenden müsste damit gerechnet werden, dass nicht alle Aufgaben zeitgerecht erfüllt werden können.“
Wie bereiten sich die Stadtwerke vor?
Der Stadtwerke-Verbund mit dem Heizwerk, der Gas- und Wasserversorgung sowie dem Verkehrsbetrieb habe in seinen Pandemie-Planungen schon immer Eskalationsstufen eingebaut, sagte ein Unternehmenssprecher. Man verstärke die Maßnahmen nun noch einmal – so würden sich gegenseitig vertretende Teams getrennt arbeiten, Konferenzen fänden im Regelfall digital statt, es würden auch Corona-Tests zur Verfügung gestellt. Die Impfquote liege schon zwischen 90 und 100 Prozent. Für das Heizkraftwerk und den Netzbetrieb gebe es Ersatzleitwarten, damit im Falle von Erkrankungen einer Besatzung sofort gesunde Ersatzkräfte an einem anderen Standort bereit stünden.
„Außerdem wurden alle notwendigen Maßnahmen zur Kasernierung von Mitarbeitenden aus den versorgungskritischen Bereichen wieder hochgefahren“, so der Sprecher – Mitarbeiter müssen also auf Arbeit bleiben. Diese „drastische Maßnahme“ diene der Kontaktvermeidung, hieß es. Beim kleinsten Verdacht auf Covid-19 könne man sofort PCR-Tests im Klinikum durchführen. Auffällig hoch seien schon jetzt die Ausfallzahlen wegen Quarantänen und erkrankter Kinder, hieß es.
Wie sieht man im Klinikum die Lage?
Derzeit ist die Lage im Klinikum „Ernst von Bergmann“ stabil. Doch das Haus mit regulär 1000 Betten und 2700 Mitarbeitenden rüstet sich für eine Omikron-Krise. Wie Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt den PNN sagte, werden Mitarbeitende anderer Bereiche auf den Covid-Stationen trainiert. Zudem ist das Triage-Konzept ausgearbeitet und beschlossen. Hochfahren werde das Klinikum die Genom-Sequenzierungen von positiven PCR-Tests, um herauszufinden, wie sehr sich Omikron verbreite.
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Derzeit werde eine neue Routine-PCR vorbereitet, die nicht nur bestimmen kann, ob eine Probe positiv oder negativ ist, sondern zeitgleich auch zeige, ob eine bestimmte Mutation vorliegt, teilte das Klinikum den PNN mit. Damit könne der Anteil der sequenzierten Proben auf 50 bis 60 Prozent erhöht werden, so Schmidt. Derzeit würden täglich bis zu 1300 PCR-Tests im Labor analysiert.
Wie bereitet sich die Polizei vor?
Im Polizeipräsidium in Eiche verweist Sprecher Mario Heinemann auf schon getroffene Maßnahmen zum Infektionsschutz, sei es das Tragen von Masken, die reduzierte gleichzeitige Nutzung von Räumen, die gesetzliche 3G-Regel am Arbeitsplatz und Homeoffice. Aktuell seien im Land 146 von 7200 Polizisten coronabedingt nicht im Dienst – in 110 Fällen amtlich unter anderem wegen Infektionen angeordnet. 36 weitere Polizisten seien vorsorglich aus dem Dienst genommen, um Infektionsketten zu unterbrechen – etwa wenn ein Corona-Fall im familiären Umfeld aufgetreten ist.
Heinemann erklärte weiter, sollten in einem Bereich der Polizei nun wegen Omikron signifikante Häufungen von Quarantänefällen auftreten, werde man das mit der Unterstützung durch andere Dienststellen oder -bereiche kompensieren, zum Beispiel Kräfte der Bundespolizei oder aus anderen Ländern anfordern. Allerdings erklärte er auch: „Dabei wird zu beachten sein, dass andere Dienststellen bei einem dynamischen Infektionsgeschehen vor ähnliche Fragestellungen gestellt werden.“
Welche Bereiche könnten außerdem betroffen sein?
Zum Beispiel die Kinderbetreuung. Kitaträger hatten schon vor wenigen Wochen Alarm geschlagen, dass man wegen Quarantänen und Infektionen bereits Personalengpässe habe, die sogar zur Schließung von Einrichtungen führen könnten. Wird geschlossen, müssten Elternteile für die Betreuung zu Hause bleiben. Unklar ist auch, wie es nach den Weihnachtsferien ab dem 3. Januar mit den Schulen weitergeht, sollte die Omikron-Welle dann spürbar sein.
Wie entwickelt sich die Corona-Lage?
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt am Dienstag wie an den beiden Vortagen bei 320,1. 90 neue Infektionen wurden verzeichnet. Am Montag hatte das Gesundheitsamt wie so häufig nach Wochenenden keine neuen Zahlen gemeldet.
Damit bleibt Potsdam weiter deutlich unter dem märkischen Landesinzidenz von 569,7. Über Weihnachten werde das Amt über E-Mail erreichbar sein, teilte ein Rathaussprecher mit – nur einzelne Mitarbeiter seien dann im Dienst.
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