Potsdam: Jubiläum der Rekord-Oberbürgermeisterin
Heute feiert Brunhilde Hanke ihren 80. Geburtstag
Das wichtigste Geburtstagsgeschenk hat die Jubilarin bereits erhalten. Es ist die von ihrer Tochter Bärbel Dalichow, Direktorin des Filmmuseums, angeregte und gemeinsam mit dem Publizisten Uwe-Karsten Heye verfasste Familienchronik „Wir wollten ein anderes Land“. Lange habe sie mit sich gerungen, ob sie dieses Vorhaben akzeptieren solle, sagte Brunhilde Hanke gestern im Gespräch mit den PNN. Heute wird die Frau, die 23 Jahre lang Potsdams Oberbürgermeisterin war, 80 Jahre alt.
Doch dann habe sie sich auf Herrn Heye eingelassen – und das nicht bereut. Der frühere Redenschreiber von Willy Brandt, der auch für die PNN eine Kolumne verfasst, zeigte in den Interviews ein hohes Maß an Verständnis für die Situation eines Oberbürgermeisters der DDR-Zeit zwischen den Weisungen der SED-Führung, den wirtschaftlichen Engpässen und dem Wunsch, die eigene Stadt wohnlicher und liebenswerter zu machen. Letzteres nimmt Hanke für sich und ihre Amtszeit, die längste eines Potsdamer Oberbürgermeisters, auf jeden Fall in Anspruch. So wurden in dieser Spanne 35 000 neue Wohnungen gebaut. „Wir hätten vieles anders machen müssen. Alles schlecht zu reden wäre aber ungerecht“, sagt die Jubilarin und verweist auf die damalige Familienpolitik. Als Mitglied des Staatsrates überreichte sie bei der Geburt des fünften Kindes ein Sparbuch und Geschenke. In ihrer mütterlichen Art konnte sie wunderbar mit Kindern umgehen. Für eine leitende Funktion war Hanke von der SED-Führung bewusst aufgebaut worden. Als Arbeiterkind am 23. März 1930 in Erfurt geboren und später zur Näherin ausgebildet, sollte sie eine sozialistische Bilderbuchkarriere machen. 1946 trat sie der SED bei, wurde 1. Sekretärin der FDJ-Kreisleitung Rudolstadt, dann Lehrerin an der Hochschule der FDJ „Wilhelm Pieck“. Von 1952 bis 1963 war sie Mitglied des Zentralrates der FDJ. Sie wurde zum Auslandsstudium nach Moskau delegiert. 1954 begann Hanke ein Fernstudium an der SED-Parteihochschule „Karl Marx“, das sie 1960 als Diplom-Gesellschaftswissenschaftlerin abschloss. 1961 wurde sie Oberbürgermeisterin von Potsdam. Seit 1963 gehörte Hanke der Volkskammer der DDR an.
In ihre lange Amtszeit fällt 1968 der Abriss der Garnisonkirche. Im Gegensatz zu Hardlinern wie dem 1. SED-Bezirkssekretär Werner Wittig drängte sie nicht auf die Sprengung des Turms. Sie sprach deshalb sogar den für Kirchenfragen zuständigen Beauftragten Klaus Gysi an, der aber bei SED-Chef Walter Ulbricht nichts ausrichten konnte. Als die Stadtverordnetenversammlung bei vier Gegenstimmen den Abriss beschloss, fehlte Hanke bei der Abstimmung – angeblich wegen einer Zivildienstübung.
Heute freut sich die 80-Jährige darüber, dass Potsdam in den letzten Jahren im äußeren Bild eine gute Entwicklung genommen habe. Anders sehe es dagegen mit dem inneren Bild aus, besonders mit der großen Kluft zwischen Arm und Reich. Auch in ihrer Familie lebten zwei Mitglieder von Hartz IV. Auf die Frage zu ihrem Erbe weist sie nicht auf ihre Oberbürgermeisterzeit hin, sondern auf ihre Nachkommen, die sich später mit Respekt an sie erinnern sollten.
Feiern will Hanke heute mit Freunden im „Froschkasten“, am Wochenende mit der Familie, im Lauf der Jahre sind zu den drei Kindern fünf Enkel und zwei Urenkel hinzugekommen. E. Hohenstein
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
E. HohensteinD
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