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Der Potsdamer Schüler Jaro Abraham.
© Andreas Klaer

Potsdamer Vertreter von Fridays for Future: Jaro Abraham kümmert sich nach der Schule um den Klimaschutz

Der Potsdamer Schüler Jaro Abraham engagiert sich für Fridays for Future. Am Freitag demonstriert er wieder für den Klimaschutz.

Potsdam - Er spricht im Bundestag und im Landtag mit Politikern verschiedener Parteien, übernimmt verantwortungsvolle Aufgaben in einer bundesweiten Bewegung und organisiert Veranstaltungen für Tausende von Teilnehmern: Für den 16-jährigen Potsdamer Schüler Jaro Abraham ist das Alltag. Um Klimaschutz geht es ihm und seinen Mitstreitern dabei. Darum, Politik und Öffentlichkeit wachzurütteln, sie darauf hinzuweisen, dass schnelle Maßnahmen nötig seien, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Angefangen hat alles vor gerade einmal einem Jahr. Da nahm Jaro Abraham in Berlin an einem Streik vor dem Bundeswirtschaftsministerium teil. Mit dabei waren auch Schüler und Lehrer von seiner Potsdamer Schule, der Montessori-Schule in Potsdam-West. „Da habe ich mich dann mehr für das Thema interessiert“, sagt Jaro Abraham. Erst engagierte er sich in Berlin für Fridays for Future, wechselte aber kurze Zeit später in die Potsdamer Ortsgruppe und ist auch im Bündnis „Potsdam for Future“ aktiv.

Aktionscamp im Lustgarten

Als einer der Vertreter von Fridays for Future in Potsdam organisiert er regelmäßig Demonstrationen und andere Aktionen. Zuletzt veranstaltete er kurz vor den Landtagswahlen zusammen mit anderen Potsdamer Klimaaktivisten im Lustgarten ein Aktionscamp, für das sich 650 Schüler von etwa 15 verschiedenen Schulen angemeldet hatten. Bei diversen Workshops tauschten sich die Schüler mit Wissenschaftlern aus, unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Als Delegierter kümmert sich der Zehntklässler in einer entsprechenden Gruppe bundesweit auch um die Kommunikation von Fridays für Future. Er schreibt Protokolle, informiert die anderen Aktivisten per WhatsApp über den neuesten Stand oder arbeitet mit an Finanzanträgen für bestimme Aktionen. Diese gehen an die Finanz-AG der Bewegung, die das bundesweite Spendenkonto verwaltet, erklärt der Schüler. Dazu kommen fast tägliche Telefonkonferenzen mit den Mitgliedern der Gruppe, manchmal bis spät nachts.

Nach der Schule kümmert sich Abraham um den Klimaschutz

Etwa fünf Stunden täglich nimmt sein Engagement für den Klimaschutz in Anspruch, sagt Jaro Abraham. In der Schule fehlt er deswegen kaum. Um den Klimaschutz-Protest kümmert er sich meist nachmittags und abends. Viel Freizeit bleibt da nicht. Gestresst wirkt der Schüler deswegen nicht. Ruhig und souverän spricht Abraham von seiner Arbeit in der Klimabewegung. „Wir fühlen uns unserer Aufgabe gewachsen“, sagt er selbstbewusst. Dass er es mit erfahrenen Politikern aufnimmt, kann man sich gut vorstellen.

Auf die Gespräche mit Politikern bereiten sich die jungen Klimaaktivisten intensiv vor, gehen außerdem nie allein zu wichtigen Treffen. „Wenn einer mal nicht weiter weiß, übernimmt der andere“, sagt er. Aufgeregt sei er bei wichtigen Terminen trotzdem – und nennt ein Treffen mit FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg als Beispiel. Prinzipiell fühlten sich die jungen Aktivisten ernst genommen, es gebe einen sachlichen Austausch mit Politikern der meisten Parteien, meint Jaro Abraham. Nur die AfD habe bisher nicht auf Gesprächsangebote reagiert.

Klimaaktivist fordert früheren Kohleausstieg

Trotzdem tut sich aus Sicht des Schülers bisher zu wenig. Von der Politik erwarte er nicht mehr viel, sagt er. Das Klimapaket, das das Bundeskabinett kürzlich verabschiedet hat, bezeichnet er als lächerlich. Der Kohleausstieg müsse seiner Meinung nach früher kommen. „Was die Politik macht, ist bisher noch kein Erfolg“, meint er. Also machen die Aktivisten weiter. Für den heutigen Freitag ist in Potsdam die nächste Aktion geplant.

Am Freitag wird auf dem Alten Markt für den Klimaschutz demonstriert.
Am Freitag wird auf dem Alten Markt für den Klimaschutz demonstriert.
© Hajo von Cölln

Der 16-Jährige hat selbst klare Vorstellungen von nachhaltigem Konsum, auch seine Eltern lebten umweltbewusst, sagt er. Er selbst ist schon lange Vegetarier, habe aber früher im Supermarkt oft zu Produkten gegriffen, die sich schnell zubereiten lassen, aber nicht umweltfreundlich sind. Mittlerweile achtet er darauf, regionale Produkte zu verwenden und half selbst schon auf einem Acker bei der Ernte mit. Außerdem hat sich unter den Potsdamer Schülern eine Tauschbörse über den Messenger Telegram etabliert. Jeder könne schreiben, wenn er zum Beispiel eine Hose in einer bestimmten Größe brauche, erklärt Abraham. „Es klappt gut, weil wir so viele sind“, sagt er.

Überhaupt wollen die Klimaaktivisten noch mehr an jeden Einzelnen appellieren, das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Sie wollen daran arbeiten, „dass in der Gesellschaft das Bewusstsein dafür da ist, dass etwas getan werden muss“, sagt Abraham. Bisher mit großem Erfolg. Bei der Fridays for Future-Demonstration am 20. September gingen deutschlandweit etwa 1,4 Millionen Menschen auf die Straße, in Potsdam waren es etwa 5500 – so viele wie noch nie. „Der Klimawandel wird immer präsenter“, meint Abraham.

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