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Das Jagdschloss am Stern.
© Sebastian Gabsch

Wer zahlt?: Jagdschloss Stern braucht Sanierung

Der Bund hat 2,9 Millionen Euro für die Sanierung des Jagdschlosses Stern zugesagt. Die Zahlung ist aber an eine Bedingung geknüpft.

Postdam - Auf den roten Dachziegeln wächst weithin sichtbar das Moos. Der Putz am Sockel hat sich stellenweise gelöst. Und die Fenster des Hauses sind mit perforierten Metallabdeckungen gesichert. Das Kastellanhaus nur wenige Meter vom Jagdschloss Stern entfernt bietet Spaziergängern seit Jahren ein trauriges Bild. Ungenutzt und unsaniert steht der Fachwerkbau am Rand der Parforceheide. Jenem Waldgebiet, in dem der Bauherr des Schlosses, Friedrich Wilhelm I., im 18. Jahrhundert zur Jagd ausritt.  

Um den baulichen Zustand des Kastellanhauses entscheidend zu verbessern, hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im November vergangenen Jahres Bundesmittel bereitgestellt. Doch nicht nur dem maroden Fachwerkbau soll das Geld nutzen, die Mittel sind für das gesamte Schlossensemble vorgesehen. Zu diesem gehören neben dem Jagdschloss auch ein im 20. Jahrhundert zum Wohnhaus umgebauter einstiger Pferdestall, sowie ein früherer Schafstall.  

Das Kastellanhaus: Der Fachwerkbau ist unsaniert.
Das Kastellanhaus: Der Fachwerkbau ist unsaniert.
© Sebastian Gabsch

Baukosten belaufen sich auf 5,8 Millionen Euro

Insgesamt 2,9 Millionen Euro haben die Haushälter des Bundestages für diesen Zweck vorgesehen. Das ist die Hälfte der veranschlagten Baukosten von 5,8 Millionen Euro. Besonders die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Manja Schüle, heute Brandenburgs Kulturministerin, hatte sich als Parlamentarierin für die Millionenzusage des Bundes eingesetzt. Doch der Geldregen aus dem Reichstag wird nur dann über Friedrich Wilhelms Schlossensemble niedergehen, wenn eine hälftige Kofinanzierung steht. Dies ist eine Bedingung des Bundes. Um die 2,9 Millionen Euro Bundesmittel zu erhalten, muss die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Eigentümerin des Jagdschlossensembles also weitere 2,9 Millionen Euro auftreiben. 

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Dazu führt die Schlösserstiftung derzeit Gespräche mit dem Land Brandenburg und der Stadt Potsdam. Das Land ließ am Mittwoch gegenüber den PNN offen, ob es sich finanziell beteiligen werde und verwies auf die laufenden Verhandlungen. Die Stadt Potsdam übt sich derweil in besonderer diplomatischer Zurückhaltung: Freundlich im Ton, verklausuliert in der Sprache, dabei das Portemonnaie fest verschlossen. Auf eine Anfrage der PNN, ob eine finanzielle Beteiligung der Kommune denkbar wäre, teilte Stadtsprecherin Christine Homann mit, man freue sich über die in Aussicht gestellten Bundesmittel und unterstütze „die Bemühungen zum Erhalt und zur öffentlichen Nutzung des Ensembles“.  

Areal ist Eigentum der Schlösserstiftung

Das Areal befinde sich jedoch im Eigentum der Schlösserstiftung. Daher, so Homann, würde es die Stadt „sehr begrüßen, wenn die übrigen Stifter die Chance der zusätzlichen Bundesmittel“ nunmehr „nutzen und eine Gesamtfinanzierung sicherstellen“. Dazu muss man wissen: Zu den Stiftern der Schlösserverwaltung gehören neben dem Bund die beiden Länder Berlin und Brandenburg, nicht jedoch die Stadt Potsdam. Die Antwort aus dem Rathaus macht somit deutlich: Potsdam möchte eine eigene Beteiligung an den Sanierungskosten vermeiden. Brandenburg, Berlin und der Bund mögen die nötigen Investitionen allein stemmen.  

Die Finanzierung der Sanierung ist noch nicht gesichert.
Die Finanzierung der Sanierung ist noch nicht gesichert.
© Sebastian Gabsch

Von dem vor wenigen Jahren aufgelegten und bis 2030 laufenden 400 Millionen Euro umfassenden Sonderinvestitionsprogramm – dem größten Sanierungspaket in der Geschichte der Hohenzollern-Schlösser und -Parks – kann das Jagdschloss Stern mit seinen Nebengebäuden jedenfalls nicht profitieren. Das teilte Stiftungssprecher Frank Kallensee gegenüber den PNN mit. Die Gebäudehüllen der historischen Gemäuer am Stern befänden sich „in einem vergleichsweise guten baulichen Zustand“. Die Sonderinvestitionsmittel aus dem 400-Millionen-Euro-Topf würden dagegen zur Sanierung von Liegenschaften eingesetzt, denen es deutlich schlechter gehe, so Kallensee. 

Dennoch ist die Liste der anstehenden Arbeiten auch im Jagdschlossensemble lang. So sollen neben der Instandsetzung der Gebäudehüllen auch Decken und Wände ertüchtigt, sowie die technische Ausrüstung erneuert werden. Zudem steht eine Schadstoffsanierung an. So ist das Obergeschoss des Jagdschlosses seit vielen Jahren wegen der Belastung mit einem Holzschutzmittel für die Öffentlichkeit gesperrt. Das Erdgeschoss ist hingegen an einzelnen Tagen im Jahr für Besucher geöffnet. Der Förderverein Jagdschloss Stern Parforceheide kümmert sich um die Betreuung der Gäste. Zwischen Verein und Schlösserstiftung gibt es einen entsprechenden Vertrag.  

Wie das Schloss zu Zeiten Friedrich I. eingerichtet war, ist unklar.
Wie das Schloss zu Zeiten Friedrich I. eingerichtet war, ist unklar.
© Sebastian Gabsch

Nutzung des Kastellanhauses noch offen

Das Mobiliar aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. wird allerdings auch später nicht im Jagdschloss bestaunt werden können, denn man wisse nicht, wie der Bau damals eingerichtet war, sagt Kallensee. Und jene mobile Ausstattung wiederum, die sich im Saal des Schlosses ab dem Jahr 1987 eine Zeit lang befand, stamme aus dem Schloss Königs Wusterhausen und sei im Jahr 2000 dorthin zurückgebracht worden. 

Bernd Küster, Vorsitzender des Fördervereins.
Bernd Küster, Vorsitzender des Fördervereins.
© Sebastian Gabsch

Offen ist indes auch, wie das benachbarte Kastellanhaus nach einer Sanierung genutzt werden könnte. Bis Anfang der 1990er-Jahre befand sich hier eine Gaststätte. Bernd Küster, Vorsitzender des Fördervereins, träumt sich schon einmal in die mögliche Zukunft des Hauses: Ein Lokal mit einem Biergarten auf dem großen Freigelände um das Kastellanhaus herum – aber kulturverträglich – „das wäre toll“, sagt Küster. Die Schlösserstiftung wünscht sich ebenfalls eine öffentliche Nutzung, will sich aber noch nicht auf eine konkrete Variante festlegen. Küster plädiert dafür, dass für das komplette Gebäudeensemble ein Nutzungskonzept entwickelt wird. Der Verein sei bereit, daran mitzuwirken.   

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