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Der Chef der Eisherstellung, Antonio Palummo, und Inhaber Giorgia Cuccia vor dem neuen Eiscafé San Giorgio – direkt gelegen am Alten Markt
© Ottmar Winter

Potsdam: Italienisches Eis neben dem Barberini

Das neue Eiscafé San Giorgio am Alten Markt in Potsdam läuft gut an. Hier gibt es Eis von Italienern aus einer eigenen Manufaktur, nicht aus dem Großhandel. Ein Besuch.

Potsdam - Das Eiscafé rechts neben dem Barberini hat erst seit vier Wochen eröffnet und schon hat es sich herumgesprochen. „Es kommen Touristen und sagen, sie hätten gehört, hier gibt’s das beste Eis. Das ist doch toll“, sagt Inhaber Giorgio Cuccia. Er ist natürlich auch davon überzeugt, aber es schmeichelt trotzdem. 

Und es erleichtert, denn Cuccia hat viel investiert – nicht nur in das neue Café am Alten Markt. Neben seinem „Piazza Toscana“-Restaurant am Griebnitzsee und dem Eiscafé vis-à-vis kamen im vergangenen Winter bereits eine Pizzeria und ein Eiscafé am Bahnhof Medienstadt dazu.

Alles steht und fällt mit den Produkten

Dort wird jetzt das Eis für alle drei Cafés hergestellt und dann per Kühlauto ausgefahren. Das Eis besteht aus natürlichen Zutaten, es werden keine Tüten mit irgendwelchen Pulvern aufgerissen oder Dosen geöffnet, sagt Antonio Palummo, der über die Eisherstellung wacht. Milch, Zucker, frische Früchte, Schokolade, Kakao, Nüsse – alles wird frisch verarbeitet. „Nur die Mango kommt als vorbereitetes Mus, aber das ist die einzige Ausnahme“, sagt Cuccia. 

Die Rezepte hat Palummo im Kopf, sagt er. Zu viel will und darf er sowieso nicht verraten, Palummo und Cuccia sprechen sich diskret auf Italienisch ab, was sie der Presse über die Eisherstellung erzählen und was nicht. Nur so viel: Alles steht und fällt mit den Produkten. 

Nicht aus dem Großhandel

„Unsere Pistazien kommen aus Sizilien, die Haselnüsse aus dem Piemont“, sagt Cuccia. Und weil Obst immer anders schmeckt, je nachdem, wie viel Sonne eine Erdbeere bekommen hat, weil auch Nüsse und Pistazien immer anders schmecken, ist das Eis auch nie geschmacklich gleich. Eis aus einer Manufaktur – nicht aus dem Großhandel.

Besucher sind von Eis und Lage angetan.
Besucher sind von Eis und Lage angetan.
© Ottmar Winter

Die Favoriten einer Besucherin: „Joghurt-Orange mit kandierten Orangenzesten, sehr lecker, und dunkle Schokolade, nicht so süß, das finde ich gut.“ Zum Rezept gefragt, listet der Eismann nur grob die Zutaten auf: „Schokolade, Kakao, Zucker, Trinkwasser. Keine fette Sahne.“

Besucher: "Plötzlich haben sie aufgemacht"

Das Café passt ganz wunderbar auf den Alten Markt, loben die Besucher auf der Terrasse. „Ist doch besser als der Schmuckladen, der vorher hier drin war“, sagt eine Dame aus Caputh. Kolleginnen aus dem Barberini machen hier in der Sonne eine Eis-Pause. „Schön, dass es das jetzt gibt. 

Es kam so überraschend – plötzlich haben sie aufgemacht.“ Sie sind bereits Stammkundinnen und überlegen, ob sie demnächst eigene To-go-Becher für Kaffee und Eis mitbringen sollten. „Den Potspresso-Becher gibt’s doch gleich nebenan in der Touristen-Info“, sagt eine Frau. Eine Kundin im Rollstuhl freut sich über den barrierefreien Zugang. Drinnen gibt es neben Eis auch Kaffee und demnächst auch Torten, die ein kleiner regionaler Bäcker für das Café herstellt.

Im Sommer vielleicht längere Öffnungszeiten

Die Inneneinrichtung ist noch im Werden. Ob und wie sie die Empore mit Blick auf den Landtag nutzen werden, wird sich zeigen, sagt der Chef. Die Wendeltreppe könnte schwierig werden mit einem Milchcafé auf dem Tablett. „Aber natürlich ist es da oben schön“. Auch die Öffnungszeiten werden noch ausprobiert. Bisher ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, im Sommer vielleicht länger.

Der Chef der Eisherstellung, Antonio Palummo, und Inhaber Giorgia Cuccia.
Der Chef der Eisherstellung, Antonio Palummo, und Inhaber Giorgia Cuccia.
© Ottmar Winter

Das würde sehr gut an diesen Ort mit der italienischen Anmutung passen, sagt Cuccia: „In Italien isst man Eis später am Abend, nach einem Abendessen, bei einem Spaziergang.“ Die Deutschen sind Nachmittags-Eisesser. Und sie essen laut Statistik mehr Eis als die Italiener. Bestimmt weil der deutsche Winter so lang ist und man sich dann so sehr auf die sommerlichen Genüsse freut, spekuliert der Gastronom. „Der Mai ist traditionell der beste Monat der Saison, dann wird am meisten Eis gegessen.“

Im Winter werden neue Rezepte entwickelt

Im Winter hingegen schließt Cuccia seine Eiscafés. Ob die Nachfrage in der Nachbarschaft zum Museum Barberini, Potsdam Museum und Landtag anders ist, wird er beobachten. Aber der Winter sei die Zeit, in der er neue Rezepte entwickelt. Dafür müsse er erstmal eine Pause vom Eis einlegen und die Geschmacksnerven zurückfahren, sonst wird das nichts. Das Eis, man ahnt es, ist eine kleine Wissenschaft. Zum Konzept gehört zudem, dass der Gast im Laden auf Italienisch begrüßt wird. Prego, Signora?

Die Männer können natürlich längst deutsch sprechen. Giorgio Cuccia, der Sizilianer, kam 1979 das erste Mal als Kind nach Deutschland, wanderte später als Erwachsener ein zweites Mal ein und machte sich 2007 in Potsdam selbständig. Die gastronomische Prägung stammt noch von der Großeltern-Generation. Und die Großmutter hat sogar etwas mit dem Namen des Eiscafés zu tun: „Jedesmal, wenn die Oma einen Kuchen in den Ofen schob, sagte sie, San Giorgio, hilf du uns. Der Heilige Georg war unser Familienpatron. Das kann doch in Potsdam nicht schaden.“

Eiscafé San Giorgio, Humboldtstraße 3, geöffnet täglich von 10 bis 20 Uhr. Eine Kugel kostet 1,50 Euro.

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