Auszeichnung für Potsdamer Astrophysiker: In fernen Galaxien
Astrophysiker Hans Oleak erklärte Laien, warum die Sonne heiß ist, was es mit schwarzen Löchern auf sich hat und warum er glaubt, dass wir im All nicht allein sind.
Potsdam - Warum wärmt die Sonne und gibt Licht? Wie lässt es sich erklären, dass der Mond bei einer Mondfinsternis rot wird? Solche Fragen rund um den Kosmos faszinierten Hans Oleak, Professor für Astrophysik, bereits zu Schulzeiten. Durch ein Fernrohr beobachtete er den Mond und hatte schon damals den Wunsch, später Astronomie zu studieren. Sein Interesse an dem Fachgebiet hat sich bis heute nicht geändert. „Das begeistert mich immer noch“, sagt der 87-Jährige heute.
Seine wissenschaftliche Laufbahn begann mit einem Studium an der Universität in Jena, wo er ab 1950 Physik mit Schwerpunkt Astrophysik zu studierte. Es folgte eine Promotion, schließlich wurde er 1981 von der Akademie der Wissenschaften zum Professor ernannt. In den 90er-Jahren lehrte er am Institut für Astrophysik an der Universität Potsdam. Oleak engagierte sich in der Kosmologieforschung, gewann Erkenntnisse über die Existenz von Schwarzen Löchern und Pulsaren. „Alles das, was sich jenseits unserer Milchstraße befindet“, resümiert er sein Forschungsgebiet.
Aber der Astrophysiker wollte nicht nur eigene Erkenntnisse über die Geschehnisse im Weltall gewinnen. Sein Ziel war es auch, die Begeisterung für die Astronomie weiterzugeben und Laien die komplexen Phänomene verständlich zu erklären. „Seit Langem übt die Sternenwelt eine Faszination aus“, weiß er.
„Das Interesse der Schüler am Geschehen im Himmel ist riesengroß“
Bis zu seiner Rente arbeitete er in der Lehrerweiterbildung und vermittelte beispielsweise, wie Schwarze Löcher entstehen. „Damit die Lehrer in der Lage sind, diese Fragen in der Schule zu beantworten“, sagt er. Er wollte, dass das astrophysikalische Wissen nicht nur einem kleinen Forscherkreis vorbehalten bleibt, sondern jeder Interessierte versteht, was es mit den Himmelskörpern auf sich hat. Deshalb engagierte er sich über Jahrzehnte in der Urania in Potsdam, schließlich auch als Vorstandsmitglied und als Vereinsvorsitzender. In dieser Zeit ehrte er zahlreiche in Brandenburg tätige Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse über Fachkreise hinaus einem größeren Publikum verständlich vermitteln, mit dem Wilhelm-Foerster-Preis. Am heutigen Mittwoch wird Hans Oleak, nachdem er vergangenes Jahr sein Amt altersbedingt aufgab, die Auszeichnung selbst zuteil.
An der Universität habe man ihnen während des Astrophysikstudiums gesagt, dass sie das erworbene Wissen in irgendeiner Form weitergeben müssten, erzählt Oleak. Diese Verantwortung nahm er ernst – und stieß auf reges Interesse. Die Säle waren voll, als er in Vorträgen erklärte, wie es zum Urknall kam oder als er von der Mondfahrt berichtete. „Es war mucksmäuschenstill“, erinnert sich Oleak an seine ersten Vorträge vor Laien in den 50er-Jahren. Und das, obwohl er damals nur einfache Mittel wie Dias und Folien zur Verfügung hatte, um die Phänomene aus dem Universum zu vermitteln. Auch in Büchern und Fernsehsendungen gab er sein Wissen weiter.
Die Faszination lässt nicht nach, das erlebt er immer wieder. Und das, obwohl Astrophysik seit den 90er-Jahren nicht mehr in der Schule unterrichtet wird. Das Potsdamer Planetarium sei gut besucht, weiß er. „Das Interesse der Schüler am Geschehen im Himmel ist riesengroß.“ Umso mehr bedauert er, dass das Fach nicht mehr Teil der Lehrpläne an den Schulen ist – mit Ausnahme des Landes Thüringen. Dabei könne die Astrophysik ein guter Einstieg sein, um Schüler für die allgemeine Physik zu begeistern. Viele würden sich dafür interessieren, warum die Sonne leuchtet, sagt er. „Wenn man da in die Tiefe geht, kann man die Atomphysik erklären.“
Oleak ist fest davon überzeugt, dass es auch auf anderen Planeten Leben gibt
Noch immer liest Hans Oleak regelmäßig Fachzeitungen und verfolgt die Entwicklungen in der Forschung. Mit der Entdeckung ferner Planetensysteme oder der Gravitationswellen sei viel passiert, seitdem er in Rente ist, sagt der emeritierte Professor. Nun verfolgt er interessiert, ob es funktionieren wird, die allgemeine Relativitätstheorie, die das große Ganze beschreibt, mit der Quantentheorie, die sich auf den Mikrokosmos beschränkt, zu verbinden. „Das ist hohe Mathematik“, sagt er ein wenig schmunzelnd. Die Forschung in diesem Bereich sei bislang noch zu keinem Ergebnis gekommen.
Und dann wäre da noch die Frage nach außerirdischem Leben. Das sei ein exotisches Feld, in dem Fantasie und Schauergeschichten zusammenkommen. „Ufos, kleine grüne Männer“, nennt er als Beispiele. Und meint es dann doch ernst. Er sei fest davon überzeugt, dass es auch auf anderen Planeten Leben gebe. Dies könnten Mikroben sein, aber auch Tiere oder Wesen, die ähnlich hochentwickelt sind wie die Menschen – und sich möglicherweise selbst zerstören. In der Forschung hoffe man, vielleicht noch auf dem Mars etwas zu finden. Aber der Experte weiß auch: „Die Bausteine sind überall vorhanden.“ Schließlich gebe es auch auf anderen Planeten Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff, die Leben – in welcher Form auch immer – möglich machen. „Warum sollte die Erde da eine Ausnahme sein?“
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