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Piks gegen Corona. Die 86-jährige Rosemarie Gall gehörte zu den ersten Bewohnern der Potsdamer Heilig Geist Residenz, die sich am Montag gegen Corona impfen ließ.
© Andreas Klaer

Voller Impfschutz schon Mitte Februar: In der Heilig Geist Residenz ist die Impfbereitschaft groß

Start der Corona-Impfungen in der Heilig Geist Residenz. Der frühe Start wurde durch einen kleinen Trick geschafft. Viele andere Senioren müssen noch warten.

Potsdam - Die 86 Jahre alte Rosemarie Gall saß am Montagmorgen in der Residenz Heilig Geist Park gelassen auf einem Stuhl und ließ sich piksen. „Das war notwendig“, kommentierte sie ihre Schutzimpfung mit dem Corona-Präparat von Biontech/Pfizer. In dem privaten Seniorenheim vis-à-vis der Freundschaftsinsel begann die Impfung der zwischen 80 und 99 Jahre alten Bewohner und des Personals, bis Mittwoch sollen alle, die es wollen, ihre erste Dosis erhalten – nötig sind zwei.

Impfbereitschaft bei fast 100 Prozent

Die Impfbereitschaft war bemerkenswert: Von den 56 Heimbewohnern und 74 Mitarbeitern ließen sich 97 Prozent piksen. Das war sicherlich ein Verdienst des Geschäftsführers Hendrik Bössenrodt, der schon seit Wochen stark dafür geworben hatte. Nur zwei Bewohner und vier Mitarbeiter lehnten die Impfung ab, in einem Fall hatte eine Seniorin bei früheren Impfungen Nebenwirkungen. Mitunter trete aber auch der Einfluss von Angehörigen zutage, die „eine andere Meinung über die Pandemie haben“, wie es Bössenrodt formuliert. „Wir respektieren das“, versichert er.

Es habe im Haus neun Corona-Fälle gegeben, entdeckt per Schnelltest. Aber wegen der engmaschigen Schnelltests sei es „zu keinem richtigen Ausbruch“ gekommen. „Wir haben allerdings viel Überzeugungsarbeit geleistet, um zu erreichen, dass unsere Bewohner Weihnachten wegen des höheren Risikos nicht in ihren Familien gefeiert haben“, sagt Bössenrodt.

Einfach mal früher probiert

Kühn und klug schaffte er es zudem, dass die Senioren zu den ersten Geimpften in Potsdam zählten. Am 4. Januar sollte die Homepage des DRK für die Anmeldungen freigeschaltet werden, Bössenrodt versuchte es am 2. Januar auf gut Glück und bekam sofort Termine für den Besuch eines Impfteams, zu dem die Ärztin Barbara Neuhaus aus der Praxis Am Schlaatz, ihr Kollege Valentin Kushnier und Schwester Birgit Möhring zählten.

Es war wohl knapp. Denn am Montag gab das Gesundheitsministerium bekannt, „dass nur noch wenige Termine vergeben werden, da die Impfstoffmenge begrenzt und schon fest gebunden“ sei. Dass sie auch an die Residenz am Havelufer gebunden wurde, lag am Einsatz des Geschäftsführers. Der Termin für die zweite Impfung Anfang Februar steht fest, nach etwa sieben bis zehn Tagen gebe es nichts mehr zu fürchten. „Mitte Februar“, so Bössenrodt, „werden wir alle hier Impfschutz haben“. Dass die Impfungen „endlich“ beginnen, freute alle außerordentlich: „Und noch mehr freuen wir uns auf den Tag, an dem wir alle hier ohne Maske herumlaufen und die Angehörigen unsere Bewohner endlich mal wieder in die Arme schließen können.“

Andere hochbetagte Senioren müssen hingegen warten. So wendeten sich Angehörige von Bewohnern einer Demenz-WG am Weißen See in Nedlitz an die PNN, die von der Hoffbauer-Stiftung und der kommunalen Ernst-von-Bergmann-Care Gmbh betrieben wird. „Wir werden darauf verwiesen, dass in diese Wohngemeinschaft kein Impfteam kommen wird, da es sich nicht um eine vollstationäre Einrichtung handele“, sagte ein Angehöriger. Allerdings sei es für Senioren mit Demenz aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich, die Impfzentren selbst aufzusuchen: „Den meisten ist selbst das Tragen einer Maske nicht mehr möglich, da den Erkrankten die notwendige Einsichtsfähigkeit längst fehlt.“

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Eine Sprecherin der Hoffbauer-Stiftung sagte, vor Ort könne man unter anderem wegen der komplexen Impfstoffzubereitung leider nicht impfen: „Da sind uns die Hände gebunden.“ Man könne die Bewohner, wenn sie denn einen Termin haben, maximal in ein Impfzentrum begleiten. In der Impfstrategie des Landes würden solche WGs bisher als Privatwohnung behandelt, so die Sprecherin.

Das aber könnte sich ändern: Nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Vereinigung werde daran gearbeitet, um in solchen Fällen eine Impfung zu Hause zu ermöglichen. So hatte sich an die PNN auch die Tochter einer 97-Jährigen gewandt, die Betreuten Wohnen am Hauptbahnhof lebt. Auch hier schilderte die Tochter: Alle Bewohner müssten sich um Impftermine selbst kümmern: „Für Leute mit Hör- und Sehproblemen ist das eine Herausforderung, die mittlerweile die Impfbereitschaft infrage stellt.“

Carsten Holm, Henri Kramer

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