Schulungen sind gestartet: Impfen bald auch in der Apotheke
65 Apotheker:innen bekommen in dieser Woche einen Impfcrashkurs. Die Kassenärztliche Vereinigung mahnt mehr Unterstützung für Hausärzt:innen an.
Potsdam - Wie setzt man die Nadel am Oberarmmuskel richtig an? Ab wann ist man mit welchem Impfstoff immunisiert? Und was ist ein anaphylaktischer Schock? Um diese und andere Fragen ging es am Dienstag für die rund 30 Apotheker:innen aus ganz Brandenburg, die im Impfzentrum in der Metropolishalle lernten, wie man eine Corona-Schutzimpfung verabreicht. Insgesamt haben sich 65 Apotheker:innen für die Schulungen in dieser Woche gemeldet, weitere sollen folgen. Mit dem neu erworbenen Wissen können sie künftig in Apotheken, Impfstellen oder mobilen Impfteams eigenständig Corona-Impfungen durchführen.
Einer der Schulungsteilnehmer ist Tobias Störmer von der Landesapothekerkammer: „Wir haben zunächst viel Theorie über das Coronavirus und das Impfen vermittelt bekommen und wurden auf die Probleme und Tücken vorbereitet, die einem beim Impfen begegnen können.“ Dazu gehört der anaphylaktische Schock: Eine allergische Reaktion, die lebensbedrohlich sein kann, aber zum Glück nur sehr selten auftritt. „Man hat uns gezeigt, wie die Warnsignale aussehen, wenn jemand eine Impfung nicht vertragen sollte“, so Störmer. Auch eine Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses war Teil der Schulung.
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570 Apotheken gibt es in Brandenburg
Der praktische Durchführung der Impfung wurde vor Ort natürlich auch geübt, doch damit ist es nicht getan: Die Schulungsteilnehmer:innen lernten unter anderem, wie man eine Impfanamnese erhebt, wie man akute Erkrankungen oder Allergien ausschließt und welche Kontraindikationen es gibt, die zu Unverträglichkeiten bei der Impfung führen können.
Durchgeführt werden die Schulungen von der Landesapothekerkammer. „Die Apotheken sind durch ihre Präsenz in der Fläche gerade im ländlichen Raum sehr wichtig für die Impfstrategie“, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bei ihrem Besuch der Schulung am Dienstag. Insgesamt gibt es über 570 Apotheken in Brandenburg. „Apotheken können eine niederschwellige Anlaufstelle bieten, um noch mehr Personen für eine Corona-Schutzimpfung zu gewinnen und somit die Impfquote steigern“, sagte Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer. „Voraussetzung muss natürlich sein, dass ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.“
Möglich wird das Impfen in der Apotheke durch eine Gesetzesänderung: Mit dem neuen Paragrafen 20b im Bundes-Infektionsschutzgesetz, der am 11. Dezember 2021 in Kraft getreten ist, können ab sofort neben Apotheker:innen auch Zahn- und Tierärzt:innen impfen, sofern sie entsprechend geschult wurden. Aktuell gibt es in Brandenburg 149 Impfstellen – darunter fallen mobile Impfteams, Impfstellen und Krankenhäuser – sowie rund 1400 Arztpraxen, die Corona-Schutzimpfungen anbieten.
Rund eine Million Impfungen in Praxen seit Oktober
Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) mahnte indessen an, die niedergelassenen Ärzt:innen besser zu unterstützen: „Wenn wir die Impfkampagne mit großen Schritten weiter nach vorne bringen wollen, dann geht das nur über die Praxen – und nicht über Apotheken und Tierärzte“, sagte Peter Noack, Vorstandsvorsitzender der KVBB. Von den rund 1,4 Millionen Impfungen seit dem 1. Oktober 2021 wurden circa eine Million in den Praxen vorgenommen, so die KVBB. Damit fänden 72 Prozent der Impfungen im ambulanten Bereich statt.
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Vor diesem Hintergrund kritisierte Noack Bund und Land für die mangelhafte Lieferung von Impfstoff: Die Hausärzt:innen bekämen schon seit Wochen nicht die Mengen, die sie bestellt hätten. „Das führt zu Frust in den Praxen und bei den Menschen, die sich jetzt impfen lassen wollen. Wir fordern daher nochmals Bund und Land auf, die Praxen endlich verlässlich und ausreichend mit Impfstoff zu beliefern“, sagte Noack.
Derzeit liegt die Impfquote in Brandenburg bei den Erstimpfungen bei 68,2 Prozent, bei den Zweitimpfungen bei 66,2 Prozent und bei den Booster-Impfungen bei 41,1 Prozent. „Leider erreichen wir aktuell nicht mehr die Zahl an Impfungen, die wir im Dezember hatten“, sagte Nonnemacher. „Aber das ist in allen Bundesländern so: Alle beklagen eine nachlassende Impfbereitschaft, nachdem sich zum Ende des Jahres viele Menschen haben boostern lassen.“