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Beim Medienboard-Empfang im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz traf sich die deutsche Filmbranche, darunter Regisseur Detlev Buck sowie Jenny Elvers und Oliver Masucci (r.)
© Sebastian Gabsch

Feier im Ritz Carlton Berlin: Hommage an die Traumfabrik

1800 Filmschaffende feierten beim Medienboard-Empfang. Und der Erfolgsproduzent Tom Zickler und das Studio Babelsberg planen einen neuen Film.

Potsdam/Berlin - Wenn das Medienboard zum Empfang einlädt, ist jeder dabei, der im deutschen Film einen Namen hat: Die Regisseure Wim Wenders und Detlev Buck zum Beispiel, oder die Schauspieler Heike Makatsch, Emilia Schüle, Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Sandra Hüller oder Lars Eidinger, um nur einige wenige Namen zu nennen.

Rund 1800 Gäste feierten am Samstagabend im noblen Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. Zwischenzeitlich war es so voll, dass der Einlass gesperrt werden musste. Von einem „Familienfest“ sprach Helge Jürgens, Chef für Standortentwicklung beim Medienboard, auf der Bühne. Die Sorgen um die Filmförderung des Bundes, die wegen der verschleppten Regierungsbildung blockiert ist (PNN berichteten), waren an diesem Abend kaum Thema. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lobte das Medienboard als „erfolgreichstes gemeinsames Wirtschaftsförderungsprojekt“ für Brandenburg und Berlin.

Nicht nur Kassenschlager

Berlins Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) erinnerte an die von Berliner Seite beschlossene Erhöhung des Medienboard-Etats um 2,7 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre. Filmförderchefin Kirsten Niehuus konnte die Rückzahlungs-Schecks von zwei besonders erfolgreichen Produktionen des Vorjahres – „Fack ju Göhte 3“ und „Bibi & Tina 4“ – entgegennehmen. Durchschnittlich zwischen zehn und 20 Filme im Jahr können die Fördersumme zurückzahlen – das Medienboard setze aber bewusst nicht nur auf Kassenschlager, hatte Niehuus unlängst erklärt. Mit 26 Millionen Euro im Jahr fördert das Medienboard Filmproduktionen in der Region, mindestens 50.000 Arbeitsplätze hängen den Angaben zufolge an der Branche – in Berlin und rund um das Studio Babelsberg.

Dort hat man in diesem Jahr einiges vor. Momentan laufen die Dreharbeiten für die Thriller-Verfilmung „The Girl in the Spider’s Web“ mit Claire Foy. Das Filmteam ist in Leipzig, auch in Thüringen soll noch gedreht werden, ehe es zurück nach Babelsberg geht, wie Studio-Chef Christoph Fisser den PNN sagte. Und während die Studio-Spitze zwar wegen der Hängepartie auf Bundesebene um den Verbleib großer internationaler Serien-Produktionen bangt, arbeitet die gemeinsam mit Erfolgsproduzent Tom Zickler („Keinohrhasen“, „Honig im Kopf“) im vergangenen Jahr gegründete Firma Traumfabrik Babelsberg daran, deutsche Stoffe in das Traditionsfilmstudio zu holen. Drei Koproduktionen sind bereits fertig und kommen in diesem Jahr in die Kinos: das Roadmovie „25 km/h“, der Actionthriller „Steig. Nicht. Aus!“ und die Komödie „Vielmachglas“.

Zurück ins Jahr 1961

Weiter geht es mit der ersten eigenen Produktion im Mai: Dann starten in Babelsberg die Dreharbeiten für einen Film mit dem Arbeitstitel „Traumfabrik“, wie Tom Zickler den PNN sagte. Erzählt werden soll eine Liebesgeschichte, die in den Babelsberger Studios spielt – im Jahr 1961, als der Bau der Berliner Mauer die Teilung von Deutschland zementiert. Regie führt Martin Schreier („Unsere Zeit ist jetzt“). „Den Plan hatte ich schon lange“, sagte Zickler, der seine Karriere 1986 als Aufnahmeleiter in den Defa-Studios begann. Der Film, sagte er, soll auch eine Würdigung an die 40 Jahre währende Defa-Zeit in Babelsberg sein: „Das ist für mich eine wichtige Sache.“

Am Drehbuch arbeitete Zickler selbst mit. Unterstützung habe er sich auch von ehemaligen Defa-Mitarbeitern geholt, erzählte er: Darunter Michael Zielske, seinerzeit der erste Aufnahmeleiter in den Studios. An seine erste Zeit bei der Defa erinnert sich Zickler noch gut: Weil aus dem eigentlich geplanten Kamerastudium an der Babelsberger Filmhochschule nichts wurde, als sich herausstellte, dass Zickler farbenblind war, sprach er für eine Stelle als Aufnahmeleiter vor: „Sie können hier anfangen – wenn Sie eine Wohnung in Potsdam haben“, wurde ihm gesagt.

Auf dem Bahnhof gewohnt

Zickler erfand geistesgegenwärtig eine Tante Inge in der Steinstraße – „der einzige Straßenname, den ich mir bei der Busfahrt gemerkt hatte“ – und bekam den Job. „Die ersten vier Wochen habe ich auf dem Bahnhof in Potsdam-West gewohnt“, erzählt er. Spät abends habe er sich eine Fahrkarte für den ersten Morgenzug nach Werder (Havel) gekauft – „für 70 Pfennige damals“ –, damit die Transportpolizei ihn bei der nächtlichen Kontrolle in Ruhe ließ. „Früh bin ich dann wieder auf Arbeit.“ Nach ein paar Wochen habe er genug Leute im Studio gekannt, um sich eine Schlafstätte im Requisitenfundus oder im Maler-Atelier zu organisieren. „Und eines davon ist jetzt mein Büro!“, erzählt er.

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