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Laufend durchs Weltkulturerbe. Der Potsdamer Schlösserlaufs, führte wieder unter anderem am Schloss Sanssouci vorbei. 
© Andreas Klaer

Potsdamer Schlösserlauf 2019: Hitzeschlacht mit besten Aussichten

Bei hochsommerlichen Temperaturen begaben sich fast 4000 Läufer beim Potsdamer Schlösserlauf auf Sightseeing-Tour. Dem Halbmarathon-Sieger kam die herausfordernde Witterung sogar sehr gelegen. Und im Feld wurde wieder die Kraft des Laufens deutlich. 

Potsdam - Für Niels Michalk waren die Temperaturen fast wie ein Wärmepflaster. Der Sieger des gestrigen Potsdamer Schlösserlauf-Halbmarathons hat vor einigen Wochen erst eine langwierige schmerzhafte Rückenverletzung auskuriert, die den deutschen Top-Ultraläufer zu einer monatelangen Pause zwang. „Insofern kam es mir heute fast entgegen, dass es so warm war“, scherzte der 31-jährige Berliner von der LG Ultra Nord. Der Lauf in Brandenburgs Landeshauptstadt diente als Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen. Mit seiner Siegerzeit von 1:13:49 Stunden über den schönen, aber nicht sonderlich schnellen Rundkurs war der deutsche 50-Kilometer-Meister von 2016 sehr zufrieden. „Natürlich war es bei den Bedingungen nicht einfach“, räumte er ein. 

Abkühlen. Nach dem Zieleinlauf lechzten die Teilnehmer nach einer Erfrischung.
Abkühlen. Nach dem Zieleinlauf lechzten die Teilnehmer nach einer Erfrischung.
© Andreas Klaer

Vor dem Start hatte Andreas Gerlach vom veranstaltenden Stadtsportbund Potsdam eindringlich an die rund 1600 Halbmarathon- und 1500 Zehn-Kilometer-Läufer appelliert, sich beim Tempo etwas zurückzunehmen und sich Zeit an den Versorgungsstationen zu nehmen. Alle dreieinhalb Kilometer reichten Helfer an den Wasserstellen Erfrischungen, einige Anwohner spendeten eine Dusche aus dem Wasserschlauch. Dennoch hatten die Rettungssanitäter an der Strecke reichlich zu tun, um Läufer nach einem Schwächeanfall zu versorgen. 

„Parkstürmer“ - das stand diesmal als Motto auf den Teilnehmershirts. Am Park Sanssouci trafen die Läufer auch auf Schafe.
„Parkstürmer“ - das stand diesmal als Motto auf den Teilnehmershirts. Am Park Sanssouci trafen die Läufer auch auf Schafe.
© Andreas Klaer

„Sometimes I feel I’ve got to run away“ hallte es kurz vor neun Uhr durch den Luftschiffhafen. Gut gelaunt machten sich die Teilnehmer der 16. Auflage des Schlösserlaufs auf den Weg, als der Startschuss ertönte und die Band Sonator mit „Tainted Love“ für die richtige Stimmung sorgte. Wer in den vergangenen Jahren bereits teilnahm, wusste, was zu erwarten war; Premierenläufer bekamen bestätigt, was ihnen in der Ausschreibung angepriesen wurde: Eine sportliche Sightseeing-Tour durch das Potsdamer Weltkulturerbe, vorbei an den Schlössern Babelsberg und Sanssouci sowie am Neuen Palais, durch die Russische Kolonie Alexandrowka und die barocke Innenstadt. Bei so schöner Kulisse und angesichts der Temperaturen sollte man lieber einen Blick mehr für die Umgebung haben, als zu sehr auf die Zeit zu schauen, meinte auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Und er befand, das der Urban-Trail-Lauf, der im vergangenen Jahr in Potsdam seine Premiere hatte und bei dem es gezielt an städtischen Sehenswürdigkeit vorbei oder gar mittendurch geht, wäre im Prinzip gar nicht nötig, denn mit dem Schlösserlauf seien ja schon die meisten historischen Anziehungspunkte in eine sportliche Veranstaltung eingebunden. Geprüft hat der Rathauschef übrigens seine Behauptung selbst, indem er den Halbmarathon lief. 

Die Karawane zieht weiter. Potsdam war am Sonntag erneut fest in Läuferhand. 
Die Karawane zieht weiter. Potsdam war am Sonntag erneut fest in Läuferhand. 
© Andreas Klaer

Glücklich im Ziel nach zehn Kilometern und in 1:04:47 Stunden war auch Lothar Altenkirch. Der 28 Jahre alte Golzower, der wie berichtet ein schweres Krebsleiden überstanden hat, nachdem ihn die Ärzte fast schon aufgegeben hatten, lief im Team der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg (Lago). Mit rund 100 Läufern macht die Lago jedes Jahr beim Schlösser auf das wichtige Anliegen der Darmkrebsvorsorge aufmerksam. Lothar Altenkirch hat im Kampf gegen den Krebs das Laufen für sich entdeckt – genau wie Halbmarathon-Sieger Niels Michalk: Auch der Top-Läufer bewältigte als 18-Jähriger eine Lebenskrise mithilfe des Laufens. 

Lohn der Mühe. Jeder, der ins Ziel kam, erhielt wieder eine Medaille. 
Lohn der Mühe. Jeder, der ins Ziel kam, erhielt wieder eine Medaille. 
© Andreas Klaer

Zweiter des Halbmarathons wurde Samalya Schäfer (1:15:13/Die Laufpartner). Lokalmatador Peter Könnicke von gotorun wurde Dritter in 1:18:52 Stunde. Schnellste Frau war Malin Pfäffle (1:29:13/Die Laufpartner) vor Christina Fenk (1:30:36/Ueli Koch Laufsport) und Yvonne Loock (1:32:15/SSV Einheit Perleberg).

Sieger über die zehn Kilometer wurde Hannes Hähnel vom JK Green Rock Energy, der damit seinen Vorjahreserfolg wiederholte. Mit einer Zeit von 33:32 Minuten lag er zwölf Sekunden vor dem Zweitplatzierten Dennis Heberer von Kimbia Sports. Dritter wurde Tinusch Jalilvand (34:37/SCC Berlin). Bei den Frauen gewann Luisa Boschanist in starken 36:35 Minuten. Zweite wurde Sonja Bettge (39:54/SiSu Berlin) vor Jasmin Beer (40:51/JK Green Rock Energy).

Fritz Könnicke

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