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Mit Größe und Ruhe am Ball. Erdal Akdari (l., hier im Test gegen Inter Leipzig) gehört zu den neuen Gesichtern beim Regionalligisten SV Babelsberg 03. Der Innenverteidiger ist heiß auf das erste Heimspiel am kommenden Samstag und die gesamte Saison und sagt: „Wir werden richtig gut sein.“
© Jan Kuppert

Erdal Akdari beim SV Babelsberg 03: „Hier bin ich!“

Erdal Akdari hat sich in der Sommerpause beim SV Babelsberg 03 vorgestellt. Jetzt räumt er sein Gepäck aus.

Es ist ein selbstbewusster Satz: „Hier bin ich!“. Absender ist Erdal Akdari, ein 22 Jahre alter Fußballer, geboren in der Türkei und nach Stationen in Lüneburg, Hannover, Kayserispor und Hamburg in diesem Sommer beim SV Babelsberg angekommen. Es ist kein lockeres Hallo eines Fußball-Nomaden, der mal hier und mal dort anklopft. Akdaris „Hier bin ich“ ist ein seriöses Angebot an „Leistung, Respekt und Charakter“, wie er sagt. Diese Dinge hat er im Gepäck, und Nulldrei-Trainer Cem Efe sowie Almedin Civa als Sportlicher Leiter waren sich einig, dass er sie auspacken soll. „Das werde ich zu 200 Prozent tun“, sagt der Abwehrspieler mit ruhiger, aber überzeugender Stimme. Sprücheklopfen, wie man es aus dem Fußball-Geschäft durchaus kennt, klingt anders.

„Fußball ist wie das Leben“, sagt Akdari, „ein Geben und Nehmen.“ Was es heißt, im Leben zu geben, hat ihm sein Vater vorgemacht. Seine Familie ist vor 20 Jahren aus der Türkei nach Deutschland ausgewandert, sein Vater eröffnete in Lüneburg eine eigene Bäckerei. „Ein Knochenjob“, sagt Akdari. Und dennoch habe sein Vater immer hinter ihm gestanden, ihn zum Training gefahren, bei seinen Spielen am Platz gestanden. Für seinen Sohn hat er schließlich auch die Bäckerei verkauft, als dieser in die türkische Liga wollte, nachdem er von der U 17 bis zur U19 bereits die Auswahlmannschaften der Türkei durchlaufen hatte. „Meine Eltern wären wieder mit mir in dieTürkei gegangen“, erzählt Akdari.

Aber es kam anders. Als Nachwuchsspieler von Hannover 96 war er dem damaligen Bundesligatrainer Mirko Slomka aufgefallen, der ihn im Sommer 2011 in den 96-Kader holte. Akdari bekam einen Vertrag bei den Profis, zum Einsatz kam er allerdings nicht. Ein Jahr später ging er schließlich doch in die Türkei – zum Erstligisten Kayserispor. „Aber das war ein Fehler“, sagt Akdari mit Rückblick auf die knapp zwei Jahre, in denen er gerade mal ein halbes Dutzend Spiele gemacht hat. Keine Einsätze und ausbleibendes Gehalt, um das er sich heute noch streitet, ließen ihn wieder nach Deutschland kommen, wo er sich im vergangenen Februar der zweiten Mannschaft des Hamburger SV anschloss, um schließlich in Babelsberg zu landen.

„Zum ersten Mal nach Hannover habe ich wieder ein richtig gutes Gefühl“, sagt er. Ein, zwei gute Gespräche mit Trainer Cem Efe und Almedin Civa hätten genügt, um zu erkennen: „Hier wird mir eine neue Chance geboten.“ Auch wenn es nach der Hoffnung auf eine Profikarriere in der Regionalliga zunächst „kleine Brötchen“ sind, wie es Akdari in familiärer Handwerkstradition formuliert, könne er sich mit dem Anspruch des Vereins hundertprozentig identifizieren: „Gas geben und richtig guten Fußball spielen.“ Es sei ein gutes Gefühl, einen Verein gefunden zu haben, in dem er sich schon nach wenigen Wochen heimisch fühle. Für zwei Jahre hat er beim SVB unterschrieben. Dass er sich die Eingewöhnungszeit mit Merphi Kwatu und Kevin Otremba, die im Sommer ebenfalls von der HSV-Reserve nach Babelsberg kamen, quasi teilen konnte, habe das Ankommen vereinfacht.

Nach der Vorbereitung und den Testspielen war es keine Überraschung, dass der Innenverteidiger am vergangenen Sonntag zum Saisonauftakt beim FC Viktoria 1889 Berlin (0:0) in der Start-Elf stand. Technisch versiert und kopfballstark ist er ein Qualitätsgewinn für den Kader von Cem Efe. Dabei interpretiert Akdari seine Defensivrolle äußerst offensiv. „Ich habe das Spiel gern vor mir, will es aufbauen und gern auch mal von Außen eine Flanke bringen“, sagt er. Klar kennt er seine oberste Pflicht als Abwehrspieler: „Natürlich will ich den Gegner erstmal kaputt machen, aber besser ist es, ihm mit Toren weh zu tun“.

Sein Handwerk auf der Fußballwiese verrichtet Akdari mit einer bemerkenswerten Ruhe und Abgeklärtheit für einen 22-Jährigen. Das mit dem Alter sieht er selbst etwas anders. „Fußball geht schnell. Da ist man mit 22 nicht mehr wirklich jung“, meint er. Und seine unaufgeregte Spielweise erklärt er ganz einfach: „Wenn der Trainer, die Mannschaft und die Fans hinter mir stehen, gibt es keinen Grund, beunruhigt zu sein.“ In Babelsberg fühle er sich willkommen, sodass er sicher ist, nach längerer Spielpause seine Stärken wieder entwickeln zu können. „Wenn man als Team funktioniert, hat jeder Einzelne etwas zu gewinnen“, umschreibt er seine Idee vom Geben und Nehmen im Fußball.

Der SV Babelsberg 03 empfängt zum ersten Heimspiel der neuen Regionalligasaison am Samstag den ZFC Meuselwitz. Anstoß ist um 13.30 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion

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