Intelligente Beleuchtung für Potsdamer Radweg: Helle Welle
Auf dem Radweg zwischen Kastanienallee und Im Bogen werden die Laternen nachts nur hell, wenn ihn jemand benutzt. Die Strecke soll nicht die einzige bleiben, wenn sich das Pilotprojekt bewährt.
Potsdam - Der Weg liegt im Halbdunklen, von Ferne nähert sich ein Radfahrer – auf einmal springen nacheinander die Laternen an und der Radler kann über den hell erleuchten Radweg fahren, während die Lichter hinter ihm nach und nach wieder heruntergedimmt werden. Einen solchen Radweg mit intelligenter Beleuchtung gibt es auch in Potsdam: Am Montagabend wurde der knapp ein Kilometer lange Abschnitt zwischen Kastanienallee und Im Bogen offiziell in Betrieb genommen. Damit erhielt der Schul- und Radweg, der direkt am Havelufer entlangführt, nun erstmals eine Beleuchtung.
Von erster Planung bis zur Übergabe in nur sechs Monaten
„Mit der Beleuchtungsanlage am Templiner See wird die Landeshauptstadt Potsdam ihrem Ziel, den Radfahrern und Fußgängern immer bessere Bedingungen zu bieten, wieder ein Stück mehr gerecht“, sagte Bernd Rubelt (parteilos), Potsdams Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt. Dass die Umsetzung des Pilotprojekts von den ersten Planungsgesprächen bis zur Übergabe nur sechs Monate gedauert habe, sei besonders erfreulich, so Rubelt. Der Leuchtenhersteller Trilux habe alle Vorgaben schnell umgesetzt.
Der Weg am Havelufer wird laut Stadtverwaltung von vielen Schulkindern, Radfahrer:innen und Fußgänger:innen frequentiert. Potsdamer Schüler:innen aus insgesamt sechs benachbarten Schulen würden ihn häufig als Schulweg benutzen, um die stark befahrene Zeppelinstraße zu umgehen. Zudem befinde sich auf Höhe der Villa Ingenheim ein öffentlicher Spielplatz, der von vielen Anwohner:innen gern besucht werde. Das heißt aber nicht, dass der Weg bei Nichtbenutzung völlig im Dunklen liegt: Solange keine Personen von den Sensoren der Laternen erfasst werden, wird die Grundhelligkeit der Lampen auf 50 Prozent gedimmt. In den Nachtstunden zwischen 22 Uhr und fünf Uhr früh sinkt die Helligkeit sogar auf nur zehn Prozent herab.
Der Lichtteppich bewegt sich mit den Personen
Wird eine Person von den Sensoren erfasst, steigt die Beleuchtungsstärke der jeweiligen Leuchte für 90 Sekunden. Gleichzeitig „kommuniziert“ sie mit ihren benachbarten Laternen und aktiviert jeweils zwei davon vor und hinter ihr. Kommt nun jemand in den Bereich des nächsten Sensors, bewegt sich der Lichtteppich ganz einfach mit und „begleitet“ die Person auf ihrem Weg. Die LED-Leuchten sind mit einem Lichtmanagementsystem per Funk vernetzt. Individuelle Dimmprofile reduzieren zudem den Energieverbrauch der Anlage im Ruhezustand.
Das „mitlaufende Licht“ mit der intelligenten Dimmung dient jedoch nicht nur der Sicherheit, sondern soll auch den Energieverbrauch senken und den negativen Einfluss auf Flora und Fauna verringern: Der Bereich am Havelufer ist ein wichtiger Lebensraum für Insekten, Amphibien und viele weitere Tiere und Pflanzen, die durch die nächtliche Beleuchtung gestört werden, so die Stadt. Deshalb hatte die Verwaltung vor zwei Jahren begonnen, zusammen mit der Stadtbeleuchtung Potsdam GmbH, die zu den Stadtwerken gehört, nach einer ökologischen Beleuchtungslösung für den Weg zu suchen. Im Idealfall lassen sich dadurch 75 Prozent der Energie einsparen.
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„Die Grundidee einer umweltfreundlichen Beleuchtung ist ebenso einfach wie effektiv: Die Beleuchtung wird nur dann aktiv, wenn das Licht wirklich gebraucht wird“, sagte Stadtbeleuchtungs-Chef Jürgen Retzlaff. Auch die Lichtfarbe der 20 Leuchten wurde nach ökologischen Kriterien ausgewählt: Insekten werden vor allem von Licht mit einem hohen Blauanteil angezogen, dadurch werden zum Beispiel nachts tausende Nachtfalter von Straßenlaternen angezogen, wo viele von ihnen sterben. Deshalb haben die neuen LED-Leuchten eine warmweiße Lichtfarbe mit 2700 Kelvin, die als besonders insektenfreundlich gilt. Für die Installation der intelligenten Beleuchtung wurden insgesamt rund 150 000 Euro investiert, 75 Prozent davon wurden durch das Land Brandenburg über das „Förderprogramm zur Schul- und Spielwegsicherung“ übernommen.
Weitere Rad- und Fußwege bereits in Planung
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Potsdam (ADFC) zeigte sich erfreut über die Beleuchtung des Radweges: „Ich sehe es als dringend notwendig an, diese Wege zu beleuchten. Es gibt auch noch einige andere sehr dunkle Strecken in Potsdam, bei denen das nötig wäre, zum Beispiel den Schlaatzweg“, sagte Philipp Otto, Ortsgruppen-Sprecher des ADFC Potsdam. „Und natürlich ist es schön, dass die jetzige Lösung auch noch umweltgerecht ist.“
Noch handelt es sich bei dem Radweg im wahrsten Sinne um ein Leuchtturm-Projekt, doch es sind bereits weitere Rad- und Fußwege in Planung, die ebenfalls mit intelligenter Beleuchtung ausgestattet werden sollen: Dazu gehört unter anderem der Uferweg an der Leipziger Straße und der Radweg an der B2 Nord Richtung Krampnitz. Auch der jetzt fertiggestellte Uferweg soll in Zukunft noch bis nach Pirschheide erweitert werden. Einen Zeitplan gibt es aber noch nicht.
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