Aus für nationalen Cup der Frauen: Hallenpokal, die letzte
Bundesliga-Fußballerinnen wollen nicht Futsal, sondern Fußball in der Halle spielen. Das aber bietet der Deutsche Fußball-Bund bald nicht mehr an. Und darum geht der beliebte DFB-Hallenpokal der Frauen zugrunde.
Es gibt nur noch einmal einen Sieger des DFB-Hallenpokals der Frauen. Einen letzten. Dann ist der Fußball-Wettbewerb Geschichte. Am 17. Januar 2015 wird in Magdeburg der beliebte Budenzauber, bei dem Turbine Potsdam Titelverteidiger ist, zum letzten Mal stattfinden. Turbine kann mit einem Erfolg bei der 21. Auflage Rekordsieger dieser Veranstaltung werden. Bislang muss sich das Team von Bernd Schröder diese Ehre mit dem 1.FFC Frankfurt teilen. Der Sieger wird den Titel wohl für die Ewigkeit tragen. Ein Nachfolge-Wettbewerb ist nicht in Sicht.
"Futsal ist ein komplett anderes Spiel"
Heike Ullrich, Frauenfußball-Abteilungsleiterin beim Deutschen Fußball-Bund, nannte als Grund für das Aus die Vorgaben des Weltverbandes FIFA. Die FIFA verlangt, dass von 2016 an alle offiziellen Hallenwettbewerbe nach den internationalen Futsal-Regeln gespielt werden. Ein Hallenturnier in dieser Form lehnen die zwölf Bundesligisten aber ab. „Es war schon länger klar, dass wir die Vorgaben umsetzen müssen“, kommentierte Ullrich einen Beschluss, den das DFB-Präsidium schon im vergangenen März getroffen hatte. Allerdings blieb bislang ein Hintertürchen offen. Es hieß lediglich, dass das bei Vereinen, Spielerinnen und Fans beliebte Turnier 2015 „zum letzten Mal in seiner ursprünglichen Form“ ausgetragen würde.
Futsal (unter anderem mit einem kleineren, aber weniger springenden Ball, kleineren Tore, strengeren Regeln beim Foul, keiner Bande und anderen Abmessungen für Spielfeld und Tore) wird zwar seit einigen Jahren auch in Deutschland gespielt. Doch hat diese Hallenvariante hierzulande anders als in Südamerika oder Südeuropa keine Tradition und unterscheidet sich extrem vom üblichen Hallenfußball auf Kunstrasen. „Futsal ist ein komplett anderes Spiel und die Umstellung für Leistungssportlerinnen einfach zu groß“, erläuterte Ullrich.
Schröder wettert gegen den DFB
Turbines Bernd Schröder ist stocksauer über das Aus. Er kritisiert vor allem, das beim DFB nur noch abgenickt und verwaltet werde. „Es gibt keine Revolutionen mehr. Für mich bedeutet Demokratie vor allem auch Gespräche und Streitkultur. Das aber findet kaum noch statt“, sagt er. Ligasprecher Siegfried Dietrich, zugleich Manager des 1.FFC Frankfurt, bedauert das Aus ebenfalls. „Für die Liga und den deutschen Frauenfußball ist es sehr schade, dass so ein erfolgreiches und imageträchtiges Event auf hohem Niveau künftig wegfällt.“ Das Turnier fand seit 1994 an verschiedenen Standorten statt, seit 2009 in Magdeburg. Die Halle war mit mehr als 4000 Zuschauern zuletzt fast ausverkauft.
Der DFB und die Vereine konnten sich lange nicht mit Futsal anfreunden, nun müssen sie sich angeblich dem FIFA-Diktat beugen. Warum, das blieb offen. Alternativen zum Hallen-Cup werden diskutiert, sind aber wegen des auch im Frauenfußball immer praller gefüllten Terminkalenders schwer zu realisieren. „Da stoßen wir an Grenzen. Es gibt Überlegungen, aber noch keine Lösungen“, sagte Ullrich. „Bei den Frauen ist jetzt das Thema, Futsal im Jugendbereich durchzuführen.“
Für vereinseigene Turniere ist Futsal nicht Pflicht
„Futsal durchführen“ – woran sich der DFB gebunden sieht, das gilt für die Privatturniere der Bundesliga-Vereine nicht. Eines davon ist das internationale Hallenturnier um den Turbine-Cup, das am 31. Januar und 1. Februar zum dritten Mal in der Potsdamer MBS-Arena stattfindet. Das Teilnehmerfeld steht noch nicht ganz fest. Solche Turniere sind nicht durch Futsal-Vorgaben beeinträchtigt. „Das sind Veranstaltungen der Vereine, nicht der Verbände“, stellt Schröder klar.
Turbine wird sich auf die Saison mit einem Trainingslager vom 5. bis 8. Januar in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) vorbereiten. Anschließend fahren sie zum 35. „Weltklasse“-Turniers nach Jöllenbeck. Dort wird am 10. / 11. Januar nach den gewohnten Regeln gespielt. Im letzten Jahr mussten die Veranstalter im Bielefelder Stadtteil aus finanziellen Gründen und wegen der zeitlichen Konkurrenz zum DFB-Hallenpokal passen. Jetzt dürfte das traditionsreichste deutsche Hallenturnier sogar den DFB-Hallenpokal überleben. (mit dpa, ihö)
Rainer Hennies
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