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Auf eigene Gefahr: Die Stiftung hat den Skatern ein Ultimatum gestellt: Bis Mittwoch soll die Halfpipe abgebaut sein.
© Johanna Bergmann

Streit zwischen Skatern und Schlösserstiftung: Halfpipe im Weltkulturerbe

Neben der „La Datscha“ wurde in Eigenregie eine Skater-Anlage erbaut. Die Schlösserstiftung ist davon alles andere als begeistert und fordert den Rückbau. Am Mittwoch läuft das Ultimatum aus.

Potsdam - Für die einen ist es eine ungenutzte Brachfläche, für die anderen „Welterbe-Kernzone“ – über die Nutzung eines Wiesenstücks an der Havel unweit der Humboldtbrücke ist heftiger Streit entbrannt. Eine Gruppe von Skatern hat in den vergangenen Tagen neben dem Gelände des linken Kulturzentrums „La Datscha“ eine Halfpipe gebaut. Doch weil die 32 Quadratmeter große Fläche, auf der sie steht, der Schlösserstiftung gehört, fordert diese nun einen Rückbau derselbigen. Den Erbauern der Halfpipe wurde ein Ultimatum gestellt, am Mittwoch muss sie verschwunden sein. Doch vor Ort hofft man noch auf eine Einigung und lädt für den heutigen Dienstag erst mal zur feierlichen Einweihung der Rampe.

Aus Sicht der Stiftung handelt es sich bei der Anlage um einen „illegal errichteten Bau in der Kernzone des Unesco-Welterbes“, wie Stiftungssprecher Frank Kallensee auf Anfrage sagte. Dies könne keinesfalls zugelassen werden. „Das wäre, als würde Ihnen der Nachbar einfach etwas in ihren Vorgarten betonieren.“

Aus Sicht der Skater ist der Ort ideal

Die Initiatoren sehen das anders. Der Ort, an dem die Rampe errichtet wurde – nämlich zwischen der „La Datscha“ und der Humboldtbrücke – sei eine bislang ungenutzte Brachfläche, sagte einer von ihnen den PNN. Die Fläche sei zentral gelegen und gleichzeitig lärmtechnisch ideal – mangels Anwohnern können selbige auch nicht gestört werden. Auch dass dort keine Autos fahren, finden die Skater gut, schließlich birgt eine nahe Straße auch Risiken für Skater und Verkehrsteilnehmer. „So sicher wie dort wäre es nicht mal auf dem Bassinplatz“, so der Mit-Initiator. Das Thema Sicherheit spricht auch die Schlösserstiftung an, allerdings in anderem Kontext. Würde an der Rampe ein Unfall passieren, wäre die Stiftung dafür verantwortlich, so Kallensee. Allein deshalb müsse sie gegen die „technisch nicht geprüfte Anlage“ vorgehen.

Tatsächlich waren bereits am vergangenen Mittwoch zwei Stiftungsmitarbeiter in Begleitung der Polizei vor Ort und stellten das besagte Ultimatum. Sollte dieses nicht eingehalten werden, werde die Stiftung „ihre rechtlichen Ansprüche geltend machen“, so Kallensee. Es gehe nicht nur um denkmal- und zivilrechtliche, sondern auch um strafrechtliche Fragen. Schließlich sei widerrechtlich Baumaterial der Stiftung verwendet worden, zum Beispiel Kies und Wegebaumaterial.

Die Erbauer der Halfpipe hoffen auf eine Einigung mit der Stiftung  

Wie sie mit dem Ultimatum umgehen wollen, wissen die Initiatoren selbst noch nicht genau. Man hoffe, vorher noch mit der Stiftung sprechen zu können, hieß es am Montag. Bislang sei es aber noch nicht gelungen, dort einen Ansprechpartner zu finden. Man sei sich der Tatsache gar nicht bewusst gewesen, dass man sich auf Stiftungsgelände befinde, so einer der Initiatoren. Auch anderslautende Informationen habe es gegeben.

Rückendeckung bekommen die Skater von der „La Datscha“, die wiederum auf einem städtischen Grundstück steht. Potsdam als wachsende Stadt brauche Flächen für die Freizeitgestaltung, heißt es in einem Schreiben. Stiftung und Stadt sollten die Entwicklung der „Nowawiese“ deshalb zulassen und fördern. Die Fraktion Die Andere forderte ebenfalls, die Eigeninitiative der Skater zu respektieren und verwies darauf, dass der Abschnitt im Flächennutzungsplan als „Grünfläche mit Nutzungsschwerpunkt Sport“ ausgewiesen sei. Und auch Linke-Kreischef Sascha Krämer kritisierte die Stiftung. Der Ort befinde sich jenseits von Touristenströmen, Schlössern und Sichtachsen. „Die Stiftung hat einen Teil des Parks prachtvoll wiederhergerichtet, zu Recht können sie und wir uns darüber freuen. Wie kleinlich mutet da die Reaktion der SPSG in Bezug auf die ,La Datscha’ an.“ Er sei sicher, dass sich in Bezug auf die Haftung eine Lösung finden ließe.

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