Neuer Wärmespeicher am Heizkraftwerk Süd: Günstig und klimafreundlich
Am Donnerstag wurde der Wärmespeicher am Heizkraftwerk Süd eingeweiht. Von der Anlage verspricht sich der Potsdamer Energieversorger EWP einen Beitrag zum Klimaschutz und zu Preisstabilität.
Potsdam - Im Prinzip ist es eine 47 Meter hohe Thermoskanne, die gut 41 000 Kubikmeter kochend heißes Wasser fasst – deutlich mehr als ganz Potsdam pro Tag an Trinkwasser verbraucht. Der gigantische neue Wärmespeicher der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) direkt neben dem Gasheizkraftwerk zählt zu den größten derartigen Anlagen in Deutschland. Am gestrigen Donnerstag wurde der Speicher, der schon seit November am Potsdamer Fernwärmenetz ist, offiziell in Betrieb genommen. Von der Anlage, die überschüssige regenerative Energie in Wärme umwandelt, verspricht sich die EWP eine deutliche Einsparung von klimaschädlichem Kohlendioxid und einen Beitrag für stabile Preise bei der Fernwärmeversorgung.
Lob für Teil der Klimaschutzstrategie
Der Wärmespeicher funktioniert ähnlich wie ein Boiler, wie Heizwerkschef Bernd Weißleder erklärte: In zwei Kesseln norwegischer Bauart wird Wasser mit Elektroden geheizt – ähnlich einem Tauchsieder. Den Strom dafür will die EWP aus Überschüssen von regenerativen Energien beziehen, erläuterte EWP-Chef Wilfried Böhme. Falle beispielsweise in sonnigen Perioden mehr Solarenergie an, als es Abnehmer gibt, könne die EWP diesen Strom günstig kaufen: „Wenn wir Glück haben, bekommen wir die sogar umsonst.“ Im Idealfall könne dann das benachbarte Gasheizkraftwerk in Schwachlastzeiten wie im Sommer abgeschaltet werden – allein aus dem neuen Wärmespeicher könne die Stadt bis zu vier Tage lang mit Fernwärme versorgt werden. Die EWP geht von CO2-Einsparungen in Höhe von 10 000 Tonnen pro Jahr aus – das ist ungefähr so viel, wie bei 800 Hin- und Rückflügen nach Australien zusammenkommt.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lobte das Projekt am Donnerstag als Teil der Klimaschutzstrategie der EWP. Ebenso wichtig sei auch das Gaswärmekraftwerk selbst, das 1995 in Betrieb ging. Zum 20. Jubiläum wurden am Donnerstagabend der damals verantwortliche Potsdamer Oberbürgermeister Horst Gramlich und der damalige EWP-Chef Ralf Gaudlitz mit dem Potsdamer Klimapreis ausgezeichnet. Die Initiatoren hatten die Entscheidung für das mit Erdgas betriebene Heizkraftwerk seinerzeit gegen den Widerstand der Lausitzer Braunkohlekumpel verteidigt – die Kumpel mauerten als Protestaktion sogar den Rathauseingang mit Kohlebriketts zu. Die Stadtverordnetenversammlung stellte 1993 aber die Weichen für den Bau.
60 000 Potsdamer Haushalte an Fernwärme angeschlossen
Die Entscheidung von damals zahlt sich bis heute aus – mit vergleichsweise günstiger und klimafreundlicher Fernwärme. Durch das Heizkraftwerk sank der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zur Vorwendezeit laut EWP erheblich – um rund 1,3 Millionen Tonnen oder 74 Prozent.
In der Versorgung mit Fernwärme sieht die EWP auch die Zukunft in der wachsenden Stadt Potsdam: Rund 60 000 der insgesamt fast 87 000 Potsdamer Haushalte sind derzeit am Fernwärmenetz angeschlossen, sagte EWP-Chef Böhme. Geplant ist eine Erhöhung auf 65 000 Haushalte.
Mehr Haushalte ans Netz
Böhme spricht von der sogenannten Fernwärmeverdichtung: Ziel sei es, in Stadtgebieten, die am insgesamt 160 Kilometer langen Fernwärmenetz liegen, noch mehr Haushalte ans Netz zu bringen. Möglich sei das unter anderem in der Innenstadt, wo Hauseigentümer beispielsweise eine Renovierung zum Umstieg von Ofen- oder Gasheizung nutzen könnten. Dafür müsse man aber bei den Hauseigentümern werben, räumt Böhme ein: „Das ist ein langfristiger Prozess“, sagt er.
Ein zweites Ziel sei die Ausweitung von sogenannten Nahwärmeinseln – gemeint sind Haushalte, die von kleineren Blockheizkraftwerken Wärme beziehen. Momentan gebe es sieben solcher Blockheizkraftwerke in Potsdam. „Langfristig ist der Bau von vier größeren neuen geplant“, sagt Böhme.
Ein neuer Fernwärme-Nutzer braucht nicht mehr überzeugt zu werden: Oberbürgermeister Jann Jakobs wird in seinem Neubau am Jungfernsee Fernwärme beziehen, wie er sagte.
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