Verkehr in Potsdam: Grüne feiern neue Poller in der Innenstadt
Das Rathaus will den Autoverkehr reduzieren und die Landeshauptstadt umweltfreundlicher gestalten. Mit entsprechenden Vorrichtungen wird die direkte Durchfahrt durch die Gutenbergstraße nun verhindert. Nicht allen gefällt das.
Innenstadt - Etwas verwirrt schaute am Freitagnachmittag der Fahrer eines Lieferwagens beim Abbiegen an der Ecke Jägerstraße / Gutenbergstraße. Dort hatten sich etwa 30 Personen zu einer „Begrüßung der Poller” versammelt. Aufgerufen hatte der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen. Mitten auf der Kreuzung stand eine Lautsprecherbox.
Seit Anfang Mai versperren die Poller den direkten Weg durch die Gutenbergstraße. Die war bis dahin von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt worden, um Staus auf der Hegelallee zu umgehen. Die Kreuzung zur Friedrich-Ebert-Straße hatte sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt, Anwohner hatten sich über Verkehrslärm beschwert.
Unternehmer befürchten Umwege
„Die Poller sind ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagte die Grünen-Politikerin Saskia Hüneke in ihrer Rede. Doch es ginge um mehr als um Stadtmöbel. Langfristig müsste der Anteil des Autoverkehrs verringert werden. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte Hüneke. „Viel mehr Menschen bewegen sich ohne Auto in der Stadt.“
Nicht alle überzeugte das. „Das ist Sabotage!“, rief ein Passant. Er habe eine Firma, müsse nun Umwege fahren. „Die Poller müssen weg!“ Hüneke entgegnete: „Manche Leute haben Ängste. Die nehmen wir ernst. Wir müssen vermitteln, dass für alle ein Gewinn darin besteht, sich besser bewegen zu können.“
Pkw-Parkplätze für Fahrräder
Auch Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt hielt eine kurze Rede. „Nicht alle sind zufrieden mit der Diagonalsperre”, räumte er ein. Er habe aber die Hoffnung, die wachsende Stadt umweltgerecht gestalten zu können. Die solle zwar nicht „autofrei“, aber „autoarm“ sein. Zum Beispiel könne man darüber sprechen, Pkw-Parkplätze für Fahrräder zu nutzen.
ubelt mahnte aber auch vor zu großer Eile. Zum Beispiel in Bezug auf die Anträge von Gastronomen auf „Parklets“ – Sitzbereiche auf ehemaligen Autostellplätzen. Die Verwaltung müsse jeden Antrag genau prüfen. Ilyas Hussain vom „India Haus” in der Gutenbergstraße war ebenfalls gekommen. Er hofft weiterhin auf ein „Parklet“, trotz Absage. Deshalb wandte sich Hussain anschließend direkt an Rubelt. Der Beigeordnete sagte einen Ortstermin zu. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Hussain den PNN.