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Potsdam: Großes Kino

Die Potsdamer Kinos ziehen für 2017 eine positive Bilanz: In der Besuchergunst lagen mit „Kundschafter des Friedens“ und „Fack ju Göthe 3“ zwei deutsche Komödien vorn

Steigende Besucherzahlen im Thalia Babelsberg und in der UCI Kinowelt in den Bahnhofspassagen, minimaler Besucherrückgang im Filmmuseum: Potsdams Kinos ziehen insgesamt ein positives Fazit für 2017 – und haben sich für das neue Jahr einiges vorgenommen.

Im Thalia Kino in der Rudolf-Breitscheid-Straße steht das große Ende des Jubiläumsjahres zum 100. Kinogeburtstag erst noch bevor: Am 16. Februar soll gefeiert werden, wie Kinochef Thomas Bastian den PNN sagte. „Dann werden wir aus jedem Jahrzehnt einen Film spielen, weitgehend kostenfrei“, kündigte er an. Die Erkenntnisse zum genauen Eröffnungstag sind ein Ergebnis der Recherchen der Historikerin Jeanette Toussaint zur Geschichte des Hauses im vergangenen Jahr. Zwar haben die Macher auch 1917 schon Filme gezeigt, allerdings nicht stationär, erklärt Bastian: „Anfang 1918 suchte der damalige Kinobesitzer noch nach Stühlen.“ Toussaints Buch soll am 16. Februar veröffentlicht werden.

„Gut über 150 000 Zuschauer“ habe man im vergangenen Jahr gezählt, so der Babelsberger Kinochef. Das sei nicht nur mehr als in den beiden Jahren zuvor, es habe auch deutlich mehr Filme gegeben, die die 1000-Zuschauer-Marke knackten: „Das war durch die Bank sehr erfreulich“, sagt Bastian. Der am meisten gesehene Film war die DDR-Komödie „Kundschafter des Friedens“, gefolgt vom Animationsfilm „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ und der Buchverfilmung „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, die eine Ur-Babelsberger Geschichte erzählt: Die Familie eines strengen Kommunisten kommt unter den Vorzeichen des Wendeherbstes in einer Villa in Babelsberg zum runden Geburtstag zusammen.

Der Schwerpunkt auf Filmreihen und Sonderangebote, etwa das 2017 gestartete und bundesweit einmalige Kino für Menschen mit Autismus-Störungen, soll auch weiterhin bleiben. Ausgebaut werden soll die Dokumentarfilmschiene: Unter dem Motto „Empört Euch und macht’s besser“ sollen in diesem Jahr jeden Mittwoch Dokumentarfilme zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen zu sehen sein – „nach Möglichkeit mit Gästen“, kündigte der Kinochef an.

Größere Bauarbeiten soll es nach der Runderneuerung des Foyers im vergangenen Jahr zunächst erst mal nicht geben. Je nachdem, wie das Kino-Frühjahr läuft, könnte aber mit der Sanierung der kleineren Säle begonnen werden.

Abwarten will der Kinochef auch noch bei der Frage, wie er mit der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni/Juli umgehen wird. Je nachdem, wie das übrige Filmangebot aussieht, seien auch Übertragungen auf Großleinwand denkbar: „Wir bleiben da flexibel.“ Auf jeden Fall würden die Spiele im Kino-Café Konsum gezeigt.

Im Filmmuseum Potsdam sind im vergangenen Jahr 24 700 Eintrittskarten verkauft worden – ein minimaler Rückgang, 2016 waren es noch rund 25 000. Das Filmmuseum hat gemeinsam mit der Filmuniversität Babelsberg, zu der es gehört, zwei neue Festivals ins Leben gerufen: „Hollywood – Hip-Hop & Social Justice“ zählte mehr als 1500 Besucher, „Moving History – Festival des historischen Films Potsdam“ kam auf 1450 Besucher. Die Fortsetzung beider Festivals ist in Planung, so Museumssprecherin Christine Handke.

Ein Höhepunkt in diesem Jahr soll eine Sonderausstellung zum 50. Geburtstag der „Olsenbande“ sein (PNN berichteten) – eröffnet wird sie am 28. Juni, auch eine Retrospektive mit allen 14 Olsenbanden-Filmen ist geplant. Neue Töne schlägt das Filmmuseum bei der Reihe „Flimmerkonzerte“ an: Zu sehen sind Stummfilme, begleitet vom Potsdamer Musiker-Duo Ceeys mit Gästen – die beiden Brüder Sebastian und Daniel Selke spielen Klavier, Cello und elektronische Instrumente aus der ehemaligen DDR.

Das UCI wollte in diesem Jahr keine genauen Besucherzahlen veröffentlichen, es habe aber einen Zuwachs im Vergleich zu 2016 gegeben, sagte Unternehmenssprecherin Nadine Breuer den PNN. 2016 hatte das UCI rund 404 500 Gäste gezählt. Die Top-Drei der am meisten gesehenen Filme 2017 waren demnach die deutsche Komödie „Fack ju Göthe 3“, der Erotikthriller „Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe“ und der Animationsfilm „Ich – Einfach unverbesserlich 3“. Als Überraschungserfolg im Sommer habe sich „Baywatch“ erwiesen, stark gestartet ist zum Jahresende vor Weihnachten auch „Stars Wars – Die letzten Jedi“. Gut angenommen worden sei auch das Kino-Jahresabo – ab Februar kostet es 23,40 Euro pro Monat, damit können beliebig viele Filme gesehen werden.

Das UCI setzt 2018 unter anderem auf den Schwerpunkt mit japanischen Anime- Filmen – so läuft in der kommenden Woche „You Name“. Auch die Live-Übertragungen aus dem Royal Opera House London wird es wieder geben. Über Investitionen im Kino werde momentan nachgedacht, sagte Kinochef René Pilz den PNN.

Unklar ist derzeit noch, ob es das Open-Air-Kino am Waschhaus in Zusammenarbeit mit dem Thalia wieder geben wird – wie berichtet wurde der Vertrag des Waschhaus-Geschäftsführers Siegfried Dittler nicht verlängert, ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Grundsätzlich könnte das etablierte gemeinsame Sommerkino dort weiterlaufen, sagt Thalia-Chef Bastian den PNN. Noch nicht ganz abgeschrieben hat er auch das alte Freiluftkino auf der Freundschaftsinsel – allerdings seien dort enorme Investitionen nötig, unter anderem für WC-Anlagen, eine stabile Stromversorgung, Lärmschutz und Technik. Bastian geht von insgesamt bis zu einer Million Euro Investitionskosten aus. So etwas könne sich nur amortisieren, wenn ein Betrieb von April bis Oktober möglich sei. „Ich bin von dem Ort immer noch begeistert“, sagt Bastian.

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