Wissenschaftspark Golm: Go:In sucht private Investoren
Standortmanagement für Wissenschaftspark Golm erhält 126.000 Euro. Zweites Gründerzentrum geplant
Golm - Die geplanten zusätzlichen Flächen für Gründerfirmen im Wissenschaftspark Potsdam-Golm sollen ab dem kommenden Jahr entstehen. Mit einer Fertigstellung sei 2016 oder 2017 zu rechnen, sagte der Standortmanager des Wissenschaftsparks, Friedrich Winskowski, am gestrigen Donnerstag. Demnach sollen zu den bereits bestehenden 4000 bis 5000 Quadratmetern für Büros und Laborräume der Startup-Szene im Gründerzentrum Go:In weitere 2650 Quadratmeter hinzukommen. Bislang war von rund 2500 Quadratmetern die Rede gewesen. Dafür sollen acht bis zwölf Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, sagte Winskowski.
In den beiden Gründerzentren sollen dann bis zu 40 junge Firmen untergebracht werden können. Bislang waren 22 Forschungsunternehmen in Bereichen der Spitzentechnologie im Go:In beheimatet. Finanziert wird der erweiterungsfähige Bau über die stadteigene Kommunale Technologie und Gewerbezentren GmbH.
Zusätzlich sucht die Stadt private Investoren. Potsdams Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) zeigte sich zuversichtlich, obwohl es hier zuletzt wenig Bereitschaft gab. Es sei in den vergangenen Jahren nicht gelungen, den privaten Markt zu überzeugen, in Golm zu investieren. „Bis vor einem Jahr gab es bei Investoren nur Interesse an Wohnraum. Zusätzliche Impulse können wir gebrauchen“, sagte er. Viele Investoren würden aber nun auch auf die Errichtung von Gewerbeflächen setzen. Zugleich müssten auch das Land Brandenburg sowie der Bund und die EU in die Wissenschaft investieren, sagte er.
Exner überreichte am Donnerstag dem Standortmanagement um Winskowski zudem einen Fördermittelbescheid in Höhe von 126 000 Euro. Damit soll die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und der Stadtverwaltung auch in den kommenden drei Jahren arbeiten können. Die Position eines Managers „für einen der zentralen Leuchttürme“ sei sehr wichtig, sagte Exner. „Wir wollen strategische Spitzenpositionen in der Hauptstadtregion einbinden.“ Der Projektmanager bei der Wissenschaftsförderung der Stadt, Toralf Schirmag, betonte zugleich, dass es nicht darum gehe, Wissenschaftler zu sammeln: „Der Wissenschaftspark ist mehr als ein ,akademischer Zoo’.“ Schirmag ist zuständig für den Standort Golm. Der Bereichsleiter Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, warb zugleich für den gesamten Wissenschaftsstandort Potsdam. Hier sei es weniger anonym als etwa in Adlershof in der Bundeshauptstadt. „Und wir haben Berlin vor der Tür. Das ist ein Riesenvorteil“, sagte Frerichs.
Winskowski, der seit 2008 den Wissenschaftsstandort entwickelt, hat ein Budget von rund 280 000 Euro jährlich. Die Gelder stammen neben der städtischen Förderung auch von den Unternehmen selbst und dem Land Brandenburg.
Unter anderem kümmert er sich mit den vier Mitarbeitern um die Öffentlichkeitsarbeit, die Verbesserung der Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten oder Straßenbahn-Anbindung sowie um die Organisation von Büroflächen und den Technologietransfer bis hin zu marktreifen Produkten. Bislang beriet er nach eigenen Angaben rund 450 Gründer. 70 davon schafften es und gründeten eine eigene Firma, 50 Firmen sind weiter tätig. Schwerpunkte sind beispielsweise die Biotechnologie, die Medizin- und Lasertechnik.
Im vergangen Jahr war wie berichtet bekannt geworden, dass vier der 22 Forschungsunternehmen mit ihren insgesamt 60 Mitarbeitern das Go:In eigentlich verlassen müssten, weil die gewährte Förderung nach acht Jahren ausläuft. Dieses Szenario konnte aber weitgehend verhindert werden. Ein Unternehmen zog nach Stahnsdorf im Kreis Potsdam-Mittelmark, die Firma Ripac kann noch bis Ende 2016 am Standort bleiben.
Das Gründerzentrum Go:In wurde aus Mitteln des Bundes, des Landes und der EU zu 80 Prozent gefördert und 2006 eröffnet. Es gehört mit zum Wissenschaftspark Potsdam-Golm. Am Standort sind zudem unter anderem das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP), die GO:INcubator GmbH, mehrere Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPI) sowie die Universität Potsdam vertreten. Insgesamt arbeiten im Wissenschaftspark rund 1000 Angestellte sowie rund 2500 wissenschaftliche Mitarbeiter.
Die Betreibergesellschaft des Go:In gehört je zur Hälfte der Stadt und dem Kreis Potsdam-Mittelmark. Die Startups, oft sind es Ausgründungen der ansässigen Wissenschaftseinrichtungen, können dort zu günstigen Konditionen Büros und Labore mieten. Anfang Mai hatte die Wirtschaftsförderung im Potsdamer Rathaus gewarnt, dass die Gewerbeflächen ausgehen und die Nachfrage nicht mehr bedient werden könne. Dies habe auch negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Stefan Engelbrecht
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