Stadtwerke kürzen Sponsoring beim SV Babelsberg 03: Gleiches Geld für alle
Die Potsdamer Stadtwerke gehen beim Sportsponsoring neue Wege: Der SV Babelsberg 03 erhält weniger Geld – und befürchtet schon erhebliche Probleme. Dagegen profitiert Turbine Potsdam. Die Politik reagiert bereits.
Die kommunalen Stadtwerke teilen ihre Sponsoringgelder unter den Potsdamer Sportvereinen neu auf. Maßgeblich betroffen ist der Fußballverein SV Babelsberg 03. Mehr Geld erhält dagegen der Frauen-Fußballclub Turbine Potsdam. Zudem können Kultur- und Sozialprojekte auf mehr Förderung als bisher hoffen.
Zwar sei noch keine generelle Entscheidung gefallen, wen die Stadtwerke beziehungsweise ihr Versorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) in diesem Jahr sponsern werden, teilte das Unternehmen auf PNN-Anfrage mit. Zunächst sei „vorläufig“ festgelegt worden, die drei großen Potsdamer Sportvereine – also den Fußballregionaligisten SV Babelsberg 03, die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam und das mehrfache Frauenfußball-Meisterteam Turbine Potsdam – jeweils mit 130 000 Euro zu fördern, sagte Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius.
Die neue Linie trifft vor allem den SV Babelsberg 03
Das trifft besonders Babelsberg. Der Verein hatte in vergangenen drei Jahren noch jeweils Summen zwischen 190 000 Euro und 210 000 Euro erhalten. Für den SC Potsdam war die Summe seit 2014 kontinuierlich von 170 000 auf zuletzt 155 000 Euro gesunken. Turbine Potsdam profitiert dagegen von der Verschiebung, der Verein hatte seit 2014 zwischen 90 000 und 120 000 Euro pro Jahr erhalten. Zugleich soll die Gesamtsponsoringsumme der EWP – in den vergangenen Jahren stets um die 750 000 Euro – etwa gleich bleiben, so das Unternehmen.
Auch aus anderen Bereichen wie Kultur und Soziales würden mittlerweile eine Vielzahl von Anfragen zu möglichen Förderungen eingehen, hieß es von den Stadtwerken. Dem könne man durch die Neuverteilung besser Rechnung tragen, so die Überlegung. Bis Juni werde ein Gesamtkonzept zum Stadtwerke-Sponsoring erarbeitet, das dann mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Gesellschafter abgestimmt werden muss. Seit Jahren wird in Potsdam über Sponsoring debattiert, schon vor Weihnachten hatte die im vergangenen Jahr neu eingesetzte Stadtwerke-Führung neue Regeln in Aussicht gestellt.
Die Kürzung könnte die Entschuldung des SVB torpedieren
Die jetzt geplante Kürzung trifft die Vereine zur Unzeit – mitten im laufenden Geschäftsjahr und in den Planungen für die kommende Saison, die im Sommer beginnt. Ausdrücklich wird vom SVB-Vorstand betont, dass die EWP in der Vergangenheit ein verlässlicher Partner war, um mit ausreichend zeitlichem Vorlauf auch Planungssicherheit für die jeweilige Saison zu haben. Nunmehr würde der angekündigte Einschnitt zwei Monate vor Beginn der neuen Spielzeit den Verein in erhebliche Schwierigkeiten bringen.
Mehr noch: Die Kürzung könnte die geplante Entschuldung des SVB mithilfe der Stadt in Frage stellen. Um zu verhindern, dass die Deutsche Kreditbank (DKB) ausstehende Zins- und Tilgungszahlungen für einen Kredit beim SVB vollstreckt und es aufgrund der Zahlungsschwierigkeiten des Vereins zur Zwangsvollstreckung des Karl-Liebknecht-Stadions käme, soll die kommunale Bauholding Pro Potsdam den Kredit in Höhe von einer Million Euro ablösen. An der Tilgung des dafür von der Pro Potsdam aufzunehmenden Kredites soll sich der SVB im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligen – die Modalitäten werden wie berichtet noch verhandelt, zudem müssen die Stadtverordneten zustimmen. Doch wird der Handlungsspielraum für den Verein für eine Beteiligung an der Refinanzierung nicht größer, wenn zugleich die EWP als weitere städtische Tochter das Sponsoring kurzfristig kürzt.
Der SC Potsdam findet die Schwenk gut
Zudem gibt der Nulldrei-Vorstand zu bedenken, dass der Verein – anders als der SC Potsdam und Turbine – ein langjähriger Kunde der EWP ist. Rund 60 000 Euro für Strom- und Wasserkosten, die im Zuge der Stadionbewirtschaftung jährlich anfallen, überweise der Verein dem städtischen Energielieferanten. Für die Bewirtschaftung des Stadions erhält der Verein wiederum 415 000 Euro Zuschuss aus dem städtischen Etat.
Torsten Bork, Präsident des SC Potsdam, begrüßt hingegen eine gerechte Gleichbehandlung der drei großen Bundesligavereine bei der Unterstützung ihrer Top-Mannschaften. Mit Verweis auf die aktuell laufenden Vertragsverhandlungen hält er sich mit weiteren Kommentierungen zurück. Grundsätzlich wünscht sich der Präsident von Potsdams größtem Sportverein für die Zukunft, dass bereits zu Beginn eines Jahres Planungssicherheit besteht.
Die Vereine verweisen auf soziale Gegenleistungen
Der SC Potsdam mit rund 3900 und der SV Babelsberg 03 mit etwa 1200 Mitgliedern zählen zu den größten Sportklubs der Landeshauptstadt, für die sie – so der Fingerzeig aus beiden Vereinen – auch soziale Verpflichtungen und Verantwortung wahr- und übernehmen. Neben den werblichen Gegenleistungen für das Sponsoring wie Logo- und Produktpräsentation, Trikot- und Bandenwerbung, leisten die Vereine in verschiedenen Sportarten Nachwuchsarbeit um Angebote für den Breitensport im stetig wachsenden Potsdam beizutragen. Der SC Potsdam verweist unter anderen auf seinen Jugendklub „Offline“ im Kirchsteigfeld und das Porta-Familienfest, der SVB auf das antirassistische Stadionfest „Der Ball ist bunt“, das Fanprojekt oder das Welcome United-Team.
Die Reaktionen auf die Sponsoring-Entscheidung fallen in der Politik zurückhaltend positiv aus. Der Vorsitzende des Sportausschusses Clemens Viehrig (CDU) sagte, im Sinne der Gleichbehandlung der Sportvereine sei die Entscheidung „nicht uncharmant“, auch wenn es für den SVB einen Nachteil gebe. Allerdings könne der Verein von der geplanten Umschuldung durch die Stadt profitieren.
Geteiltes Echo in der Stadtpolitik
Linke-Fraktionschef und EWP-Aufsichtsrat Hans-Jürgen Scharfenberg wollte die Entscheidung zunächst nicht weiter bewerten. Wichtig sei, dass der Grundsatz der Sportförderung nicht infrage gestellt werde, so Scharfenberg. Von einer langfristig „gerechteren Verteilung der Gelder“ sprach Linke-Kreischef Sascha Krämer, damit werde der Vielfalt des städtischen Lebens Rechnung getragen. Die kurzfristige Kürzung sollte aber angesichts der schwierigen Lage des Vereins noch einmal diskutiert werden. Zudem müsse man dem SVB und dem SC Potsdam dabei helfen, neue Sponsoren zu finden, um den Verlust zu kompensieren, so Krämer.
SPD-Fraktionschef Pete Heuer meinte, eine völlige Gerechtigkeit beim Thema Sponsoring werde es ohnehin nicht geben. „Mal bekommt der eine, mal der andere mehr.“ Ein Anspruch auf Förderung bestehe nicht. Wichtig seien ihm vor allem eine transparente Vergabe der Mittel, dafür allgemein verbindliche Kriterien und ein Kontrollgremium.
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