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Dachschaden. Das Bodengebälk über dem Schlosstheater ist kontaminiert.
© A. Klaer

Schlosstheater im Neuen Palais: Gift überm Schnürboden

Das Dach des Schlosstheaters im Neuen Palais ist mit einem in der DDR gebräuchlichen Holzschutzmittel kontaminiert. Jetzt ist ein kompletter Abriss im Gespräch.

Potsdam - Der Dachstuhl über dem Schlosstheater im Neuen Palais muss möglicherweise abgerissen und ersetzt werden. Im Gegensatz zu den bisherigen Sanierungsplänen ist nun auch ein Ersatz des Dachteils im Gespräch, wie der Sprecher des Kulturministeriums, Hans-Georg Moek, am gestrigen Donnerstag bestätigte. Hintergrund ist eine Kontaminierung des Gebälks mit dem in der DDR gebräuchlichen Holzschutzmittel Hylotox.

Der Vorschlag stammt vom Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen, der die Baupläne für den Dachstuhl über dem Theater im Auftrag des Ministeriums unter die Lupe genommen hat. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hatte eine sogenannte Maskierung vorgeschlagen, also eine Beschichtung des kontaminierten Holzes, sagte der SPSG-Projektleiter Ayhan Ayrilmaz. So könnte der historische Dachstuhl erhalten werden, allerdings müsste die Versiegelung regelmäßig kostspielig erneuert werden.

Auch eine dritte Variante ist im Gespräch: Eine Zwischenwand könnte eingezogen und der kontaminierte Teil des Dachbodens sozusagen weggesperrt werden. Dabei ist allerdings fraglich, ob der historische Schnürboden, der über der Bühne liegt und von dem aus die Kulissen bedient werden, dann noch genutzt werden kann. Derzeit müssen die Theatermitarbeiter auf dem Schnürboden spezielle Schutzanzüge tragen, um sich gegen das hochgiftige und krebserregende Hylotox zu schützen, wie Ayrilmaz sagte.

Derzeit werde nach einem Kompromiss gesucht, sagte der SPSG-Planer. Zum einen würde die Erneuerung nur etwa zehn Prozent des Schlossdaches betreffen, andererseits sei der barocke Schnürboden einzigartig in der Theaterlandschaft. Die Stiftung sei offen für Kompromisslösungen, betonte er.

Der Schlössersttiftung stehen für die Sanierung des Neuen Palais insgesamt noch 22 Millionen Euro zur Verfügung, gut fünf davon sind für das Dach eingeplant. Das Geld stammt aus dem Masterplan von Bund, Berlin und Brandenburg zur Rettung der preußischen Schlösser. Ab März wird das Theater für Besucher geschlossen, im Sommer sollen dann die Bauarbeiten beginnen. Bis zum Jahr 2017 müssen sie abgeschlossen sein, ebenso wie die Sanierung der Kuppel mit den Figuren der drei Grazien in der Mitte des Daches.

König Friedrich II. hatte das Neue Palais kurz nach dem Siebenjährigen Krieg als Zeichen seines Triumphes errichten lassen. In nur siebenjähriger Bauzeit entstand es zwischen 1763 und 1769. Mit einer Frontlänge von 220 Metern ist es das größte Schloss der Stiftung. Nach dem Ende der Kaiserzeit wurde das Neue Palais als Museumsschloss genutzt. Seit dem Ende der großen Sonderausstellung über Friedrich im April ist es für Besucher geschlossen. Katharina Wiechers

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