SPD-Regionalkonferenz in Potsdam: Geywitz und Scholz ohne Heimvorteil
Die Casting-Tour für die neue SPD-Spitze machte Station in der Potsdamer Biosphäre, gut 500 Sozialdemokraten kamen. Wen sehen sie als Favoriten-Duo?
Potsdam - Palmen im Hintergrund, Sonnenuntergang draußen überm Volkspark. Die Casting-Show der Sozialdemokraten hatte diesmal ein exotisches Ambiente: Hier, in der Potsdamer Biosphäre, machte am Dienstagabend die SPD-Regionalkonferenztour Station, mit der gerade die Bewerber für den Bundesvorsitz der Sozialdemokraten durch Deutschland ziehen.
Es war fast die letzte, die zwanzigste von insgesamt 23. Danach dürfen die 430 000 SPD-Mitglieder entscheiden, wer die Partei aus der Krise führen soll. Kaum ein Stuhl blieb leer. Gut fünfhundert Genossen, vor allem aus Potsdam und Umgebung, nur wenige aus ferneren Regionen, waren gekommen. Und vorsorglich warnte der Moderator gleich zu Beginn vor Dschungelcamp-Vergleichen: „Hier wird niemand abgewählt!“
Volle Hütte also. Und auch eine Potsdamerin will ja SPD-Bundesvorsitzende werden: Klara Geywitz, 43 Jahre, viele Jahre Landtagsabgeordnete, ehe sie jüngst das Direktmandat knapp verfehlte, ist zusammen mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz im Ring.
Manche halten das Duo für die Favoriten unter den sieben Bewerber-Teams, was Groko-Gegner in der SPD gar nicht gut finden. Ein Heimspiel? Beide präsentierten sich routiniert. „Wir finden beide: Es ist besser, wenn die SPD regiert, als dass sie nicht regiert!“, sagte Geywitz zur Einführung.
Die SPD müsse für Teamplay stehen, sich für Gleichberechtigung von Frauen einsetzen – sie nannte das von ihr mit initiierte Parité-Gesetz –, für Ost-Interessen stehen, eigene Antworten für Klimaschutz finden.
Geywitz: Integrationsleistung von Zuwanderern respektieren
Und Scholz („Ich wohne ja jetzt auch hier“) steuerte den staatsmännischen Part bei. Die SPD müsse für Zusammenhalt stehen, sagte er. Wohin es führe, wenn Gesellschaften nicht zusammenhalten, sehe man überall in Europa, auch am Vormarsch rechter Parteien, am Brexit, an Trump.
Und als Geywitz wieder mal dran war, Thema Einwanderung, per Zufallsgenerator ausgewählt, sprach sie sich dafür aus, die Integrationsleistung von Zuwanderern zu respektieren. Gerade Ostdeutsche wüssten, wie wichtig das sei. Ihr Vorschlag: „Wir müssen ein großes Gespräch organisieren im Jahr 30 der deutschen Einheit zwischen den Ostdeutschen und Menschen mit Migrationshintergrund.“ Dann der Klimaschutz. Nach Energiewirtschaft und Verkehr müsse man nun „auch die Landnutzung in den Blick nehmen, gerade in Ostdeutschland, damit internationale Spekulanten nicht Rendite mit unseren Äckern machen“. Da gab es Szenenapplaus.
Insgesamt war es ein solider Auftritt, ohne spürbaren Heimvorteil. Der Beifall für Geywitz und Scholz unterschied sich kaum von dem für die anderen sechs Teams - auch für die frühere Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan, die zusammen mit SPD-Vize Ralf Stegner antritt, gab es keine stärkere Unterstützung. Schwan betonte die Unabhängigkeit, sie und Stegner haben beide kein Kabinettsamt, sie seien „kein Anhängsel“ der Regierung.
Ein Favoritenduo war bei diesem Sieben-auf-einen-Streich-Abend in der Biosphäre nicht auszumachen. Geywitz war schon vorher vorsichtig, hatte kein Heimspiel erwartet: „Da kommen ja auch die Leute, die einen seit 20 Jahren nicht leiden können“, formulierte sie trocken. Eine Prognose, wer das Rennen macht, wagt ohnehin niemand.
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