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In den Räumen der FH könnten unter anderem Büros, wissenschaftliche Start-ups und das Extavium unterkommen.
© A. Klaer

Wohnkarree statt Fachhochschule: Genossenschaften wollen Potsdamer Mitte aufbauen

Vier Potsdamer Genossenschaften planen Wohn- und Geschäftshäuser anstelle des maroden FH-Baus. Rund 400 Wohnungen sind geplant.

Innenstadt - Unterstützung für den umstrittenen Abriss der Fachhochschule (FH) Am Alten Markt: Vier Potsdamer Genossenschaften – die Wohnungsgenossenschaft Karl Marx, die PWG 1956 eG, die Pbg und der Bauverein Babelsberg – planen, eines der beiden Karrees mit Wohn- und Geschäftshäusern zu bauen, die anstelle des maroden FH-Baus entstehen sollen. Das haben die Genossenschaften in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt. Doch das sorgt gleichwohl für neuen Konfliktstoff.

In einem Arbeitstreffen im Juli hätten die vier Genossenschaften beschlossen, sich an der Umsetzung des von den Stadtverordneten abgesegneten Leitbautenkonzepts zu beteiligen, heißt es in der Erklärung. Das Planwerk sieht vor, dass die beiden Wohn- und Geschäftskarrees anstelle des FH-Baus auf dem einstigen Stadtgrundriss entstehen. Rund 400 Wohnungen sind geplant, laut den Genossenschaften mindestens 15 Prozent mietpreis- und belegungsgebunden.

Am Aufbau wollen sich die Genossenschaften beteiligen und damit voraussichtlich erstmals auch die seit zwei Jahren vom Land wieder angebotene Möglichkeit der Sozialwohnungsbauförderung nutzen – wenn die Stadt zentrale Vorgaben ändert. Denn die bisher geplante kleinteilige Vergabe – insgesamt sollen 17 Einzelgrundstücke ausgeschrieben werden – mache eine gemeinsame Gestaltung „beinahe unmöglich“, heißt es in der Erklärung. „Als Genossenschaftsverbund sind wir in der Lage, an diesem Standort einen geschlossenen Komplex in seiner Vielfältigkeit zu gestalten, nicht nur einzelne Häuser“, sagte PWG-Vorstand Wolfram Gay. Käme man zum Zuge, würden Wohnungen „für ganz normale“ Potsdamer gebaut, in einem angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Luxuswohnen gehöre nicht dazu.

Abriss vom Bürgerbegehren abhängig

Doch auf die Ausschreibung von 17 Einzelparzellen für die beiden Karrees hatten die Stadtverordneten explizit bestanden – damit wie etwa an der Alten Fahrt nicht nur einige wenige Investoren zum Zuge kommen, sondern mehrere Bieter. Auf dieses vom Stadtparlament beschlossene Verfahren verwies am Donnerstag auf PNN-Anfrage auch Bert Nicke, Chef des kommunalen Sanierungsträgers für die Wiedergewinnung der Mitte. Denn zwar freue er sich über das angekündigte Engagement der Genossenschaften in der Mitte – zumal miteinander länger bekannte Bauherrn die nötigen Projektschritte leichter koordinieren könnten. Allerdings sei es nach den strengen Vorgaben formell nicht zulässig, ein Karree komplett an vier Genossenschaften zu vergeben, sagte Nicke. Ein Weg könnte sein, dass sich die vier Genossenschaften weitere Partner suchen. Zugleich machte Nicke deutlich, dass für die Karrees eine Einzelhausbebauung vorgesehen ist – statt ein Komplexbau.

Für die WG Karl Marx sagte Vorstand Bodo Jablonowski am Donnerstag auf Anfrage, den architektonischen Grundansatz einer differenzierten Architektur in der Mitte unterstütze man. Allerdings bedürfe es dafür nicht 17 verschiedener Bauherrn. Mit dem Vorstoß reagiere man auch auf die Aufforderung des Oberbürgermeisters, sich aktiv in die Gestaltung der Stadt einzubringen. Als angestammte Unternehmen wolle man an dem Neubauprojekt beteiligt sein: „Und wir hoffen, dass im Rahmen der Konzeptvergabe das Bebauungs- und Nutzungskonzept stärker gewichtet wird als der Kaufpreis.“ Mit Spannung sieht der Verbund nun dem geplanten Interessenbekundungsverfahren für die Mitte-Areale auf dem heutigen FH-Standort entgegen.

Ob es zum Abriss der FH kommt, ist angesichts des Bürgerbegehrens „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ gegen die Pläne noch die Frage. Am Mittwoch hatte die Stadtverwaltung nach einer ersten Prüfung erklärt, für das Begehren sei mit 14 742 gültigen Unterschriften die erforderliche Zahl erreicht worden. Allerdings steht die rechtliche Prüfung noch aus: Die Initiatoren fordern einen Verkaufsstopp für Grundstücke in der Mitte und ein Verbot für den Einsatz von Fördermitteln, etwa für den FH-Abriss. Sollte das Begehren zulässig sein, ist dessen Ablehnung durch eine Mehrheit der Stadtverordneten wahrscheinlich. Dann käme es im Herbst zum Bürgerentscheid über die Forderungen – denen dann mindestens 25 Prozent der wahlberechtigten Potsdamer zustimmen müssten.

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