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Gerahmt von der Platte. Die Französische Kirche, deren Portikus links im Bild zu sehen ist, muss sich gegen die Hochhäuser des Bergmann-Klinikums behaupten. Für das Landesdenkmalamt kommt eine Auftstockung des Bettenhauses C (r.) nicht infrage.
© M. Thomas

Ausbau von Bergmann-Klinikum in Potsdam: Genesung in der Sichtachse für Privatpatienten

Das Bergmann-Klinikum will das Bettenhaus aufstocken - aber nur für Patienten, die sich die schöne Aussicht leisten können. Das Landesdenkmalamt sieht das Welterbe in Gefahr und lehnt die Pläne ab.

Potsdam - Eine schöne neue Aussicht für Privatpatienten des Bergmann-Klinikums beschert Potsdam den nächsten Welterbestreit: Das kommunale Krankenhaus will das achtgeschossige Bettenhaus C in der Charlottenstraße sanieren und um eine Etage aufstocken, um die Bettenkapazitäten für das lukrative Geschäft mit Privatpatienten zu erweitern. Das Landesdenkmalamt lehnt die Pläne ab, es läuft darauf hinaus, dass Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD) den Zwist entscheidet.

Die zusätzlichen Betten auf dem Dach des Gebäudes sollen für die Privatstation „Belvedere“ geschaffen werden, sagte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) den PNN. Diese Station sei „sehr gut nachgefragt“, so die Beigeordnete, die zudem Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums ist. Gedacht ist die Station für Privatpatienten, aber auch für gutbetuchte Selbstzahler. Der Name „Belvedere“, also „schöne Aussicht“, ist dabei Programm: Schon die vorhandenen Ein- und Zweibettzimmer und Suiten, die pro Nacht bis zu 155 Euro kosten, befinden sich in bester Lage in der jeweils obersten, der achten Etage der Bettenhäuser C und E. Im Internet wirbt das Klinikum denn auch mit einer Genesung in „ruhigem und stilvollem Ambiente über den historischen Dächern von Potsdam“.

Landesdenkmalamt: Klinik-Hochhäuser stören

Eine Bauvorbescheidsanfrage, die vor einem offiziellen Bauantrag klären soll, ob das Vorhaben genehmigungsfähig ist, hat das Klinikum bei der Stadtverwaltung bereits gestellt. Dort sieht man auch keine Probleme. Es gehe hier nicht um Fragen des Welterbes, sondern um den Umgebungsschutz für die nebenan gelegene Französische Kirche, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) den PNN. Die Kirche sei aber inzwischen durch den Wiederaufbau der benachbarten Holländerhäuser gegenüber den Hochhäusern des Klinikums wieder aufgewertet. Eine Aufstockung des Klinikum-Bettenhauses ändere daran nichts, so der Baubeigeordnete.

Im Landesdenkmalamt sieht man das anders. Die Hochhäuser des Klinikums stellten in der barocken Innenstadt schon jetzt eine „schwere Maßstabsstörung“ dar, sagte Landeskonservator Thomas Drachenberg auf Anfrage. In das Ensemble der Welterbeparks sei die Stadt mit ihren Höhendominanten, den Kirchen und Kuppeln, eingebettet und diene als „vielfältiger Bezugspunkt“, so Drachenberg. Die Stadtsilhouette sei bereits durch den Bau der DDR-Hochhäuser in den 70er- und 80er-Jahren schwer beeinträchtigt worden. Solche Gebäude weiter aufzustocken hieße, diese unseligen Eingriffe fortzusetzen und die Störwirkung weiter zu verstärken, so Drachenberg. „Nach unserer Auffassung ist das mit der Verpflichtung zur Erhaltung und Pflege des Weltkulturerbes nicht vereinbar.“

Laut Klipp soll das Klinikum ein sogenanntes Staffelgeschoss bekommen – zurückgesetzt und farblich vom Rest des Gebäudes abgehoben. Eine Einigung mit dem Landesdenkmalamt schließt der Baubeigeordnete aus. „Das wird der nächste Dissensfall“, sagte er. In solchen Fällen – wenn die städtische Denkmalpflege und das Landesdenkmalamt unterschiedlicher Auffassung sind – muss die für Kultur zuständige Ministerin Sabine Kunst die Entscheidung treffen. Einen ähnlichen Streit tragen Stadt und Landesbehörde wie berichtet derzeit beim Karstadt-Kaufhaus aus. Auch hier geht es um eine Aufstockung, das Denkmalamt argumentiert ebenfalls mit der Wucht der Baumasse inmitten der kleineren, barocken Innenstadtstrukturen.

Klinikum schweigt

Das Klinikum wollte sich auf PNN-Nachfrage nicht konkret zu den Ausbauplänen äußern. Auf dem Campus des Krankenhauses würden derzeit „verschiedene Sanierungsmaßnahmen und mögliche Erweiterungsoptionen“ geprüft, um den „wachsenden Bedarfen“ gerecht zu werden, sagte Klinikumsprecherin Damaris Hunsmann. Die Ergebnisse sollen im Herbst dem Aufsichtsrat vorgestellt werden, danach werde auch die Öffentlichkeit informiert, so Hunsmann.

Saniert wird das Bettenhaus C aber in jedem Fall. Der Plattenbau aus DDR-Zeiten biete längst nicht mehr den Standard, den ein modernes Krankenhaus heute haben müsse, sagte Müller-Preinesberger. Dort gebe es noch Zimmer, bei denen sich fünf Patienten ein WC teilen müssten. Neben einer höheren Bettenkapazität solle daher auch der Zuschnitt der Zimmer verändert werden.

Bezahlen muss das Klinikum die Investitionen wohl zum überwiegenden Teil selbst. Rund vier Millionen Euro zahlt das Land jährlich als Pauschale für Bauvorhaben. „Das ist viel zu wenig“, sagte Müller-Preinesberger. Bis vor wenigen Jahren noch hatte das Land Fördermittel projektbezogen ausgeschüttet. So hatte das Bergmann-Klinikum die Sanierung des Bettenhauses E, das im rechten Winkel zum noch unsanierten Pendant C liegt, damals noch mithilfe von zehn Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II stemmen können.

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