Sanierung der Friedenskirche in Potsdam: Geldgeber für die Friedenskirche gesucht
Die Friedenskirche in Potsdam hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Glockenturm, die Wände und die Dächer sind stark beschädigt und müssen erneuert werden. Dafür wird nun bundesweit Geld gesammelt.
Potsdam - Malerisch mediterran wirkt die Potsdamer Friedenskirche am Eingang des Parks Sanssouci. Das Bauwerk ist in ockerfarbenen Stein gehalten, gerade im Frühling und Sommer sind die Säulengänge rund um das Gotteshaus lichtdurchflutet, an den Seiten gibt es kleine Gärten und antike Statuen zu bewundern. Wer genau hinschaut, sieht aber auch, dass das einzigartige Bauwerk schon bessere Zeiten erlebt hat. In den vergangenen Jahrzehnten passierte wenig in dem vor rund 160 erbauten Gotteshaus. Jetzt wirbt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) um Spenden für eine umfassende Sanierung. Benötigt werden mindestens sechs Millionen Euro in den kommenden Jahren.
Beschädigt sind der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zufolge der Glockenturm, die Wände und Böden sowie das bekannte Apsismosaik aus dem 13. Jahrhundert. Es sei seit einiger Zeit von Quadratmustern überzogen, sagte der Stiftungsdirektor der Abteilung Baudenkmalpflege, Alfons Schmidt, am Dienstag. Allein für den Glockenturm, der „Campanile“, müssten rund drei Millionen Euro aufgebracht werden. Er war im vergangenen Jahr notdürftig stabilisiert worden. Erst vor kurzem musste demnach das Turmkreuz aus Sicherheitsgründen entfernt werden.
Keine öffentlichen Gelder für Friedenskirche vorhanden
„Die Friedenskirche ist das Einzigartige im Einmaligen“, sagte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Hartmut Dorgerloh, zum Start der Spendenkampagne. Auftraggeber der Kirche war der preußische König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861), der auch unter dem Altar in einer Gruft bestattet wurde. Für eine Sanierung der 1845 bis 1848 erbauten Kirche seien jedoch keine öffentlichen Gelder vorhanden. Insgesamt benötige die Stiftung für die verschiedenen historischen Denkmäler rund eine Milliarde Euro. Laut dem Masterplan stünden aber nur rund 150 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung. Sie würden komplett für andere Projekte benötigt. Daher müssten die notwendigen Arbeiten an der Friedenskirche nun durch private Geldgeber finanziert werden.
Die rund sechs Millionen Euro will die Denkmalstiftung laut dem geschäftsführenden Vorstand Wolfgang Illert in den kommenden Jahren bei Spendern in ganz Deutschland einsammeln. Künftig sei die Friedenskirche eines der größten Projekte der Stiftung, sagte er. Geworben werden soll mit Flyern und Broschüren sowie über das Netzwerk der Stiftung. Die Spendensumme bezieht sich aber nur auf Kirche und Turm. Für die Sanierung des gesamten Komplexes inklusive Malygarten müsse deutlich mehr Geld aufgebracht werden, sagte Dorgerloh.
Botschafter Georg Friedrich Ferdinand von Preußen: "ICh fühle mich hier immer wohl"
Drei Botschafter sind für die Spendenaktion bereits gewonnen worden. Neben dem Gemeindemitglied Ursula Weyrauch und der Landtagsabgeordneten Klara Geywitz (SPD) wirbt künftig der Chef des Hohenzollernhauses, Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen, um Unterstützung bei dem Sanierungsvorhaben. 2011 ließen er und seine Frau Sophie sich dort trauen. Er freue sich sehr darüber, dieses Bauwerk unterstützen zu können, „damit es aus dem Schatten der anderen Bauwerke heraustreten kann“, sagte der Nachfahre der preußischen Könige. Seine Familie sei der Kirche stets eng verbunden gewesen. So habe es hier immer wieder Taufen oder auch Trauerfeiern gegeben. Nur eine Hochzeit habe bis zu seiner eigenen noch gefehlt. „Ich fühle mich hier immer wohl und geborgen“, fügte er hinzu.
Für Geywitz ist die nach den Plänen des Hofarchitekten Ludwig Persius erbaute Friedenkirche schon immer ein romantischer Ort gewesen. Auch gebe es hier regelmäßig Konzerte und andere Veranstaltungen. „Hier wird geliebt, geheiratet, gesungen“, sagte sie. Es müsse gelingen, diesen schönen Ort zu erhalten.
Dach kaputt: seit Monaten regnet es rein
Die Spendenaktion ist auf mehrere Jahre angelegt. „Es ist aber jetzt Handlungsbedarf angesagt, nicht erst in fünf, sechs Jahren“, sagte Schmidt. Er rechne damit, dass im kommenden Jahr die ersten Arbeiten beginnen könnten. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht neben dem gefährdeten Glockenturm und dem mittelalterlichen Mosaik das Dach der beiden Seitenschiffe der Friedenskirche. „Hier regnet es seit Monaten rein“, sagte er.
Auch senkt sich entlang des Friedensteiches der Boden deutlich ab. Ein Teil des Rundgangs musste deshalb bereits für den Besucherverkehr gesperrt werden. Dies seien aber nur die sichtbaren Schäden am Gebäude. „Sie stehen hier zum Teil auf antikem Fußboden“, sagte Dorgerloh. Auch dieser müsse bald saniert werden.
Italienisches Vorbild verleiht mediterranes Flair
Bereits seit Dezember wirbt die Stiftung Denkmalschutz um Spenden für die Kirche – gemeinsam mit dem Bauverein Friedenskirche. Bei der bundesweiten Aktion „Rettet die Friedenskirche“ immerhin sind laut Schmidt seitdem 15.000 Euro zusammengekommen. Er zeigte sich überzeugt, dass es bald mehr werden, auch wegen der Werbung der Botschafter und der direkten Ansprache von Prominenten.
Die Friedenskirche Sanssouci wurde 1848 im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. von den Architekten Ludwig Persius und Friedrich August Stüler erbaut. Sie ist eine dreischiffige Säulenbasilika ohne Querhaus mit einem 42 Meter hohen Glockenturm.
Der Komplex ist nach Angaben der Stiftung Denkmalschutz oberitalienischen Klosterbauten nachempfunden. Als Vorlage für die Kirche diente ein idealisierter Kupferstich aus San Clemente in Rom – das erklärt auch das mediterrane Flair. Der Grundstein wurde am 14. April 1845 gelegt, die Weihe fand am 24. September 1848 statt. An den Nebenanlagen wurde noch rund sechs Jahre lang gebaut. Römische Kirchen, die der Monarch von seinen Italienreisen sowie von Kupferstichen kannte, dienten ihm als Vorbilder. Schließlich wurde sie seine Hof- und Grabeskirche. Der König hat sie jedoch auch zur ewigen Nutzung der Gemeinde anvertraut.
Auch das Apsis-Mosaik aus dem 13. Jahrhundert hat seinen Ursprung in Italien. Es stammt aus einer abbruchreifen Kirche in Murano bei Venedig und wurde von König Friedrich Wilhelm IV. ersteigert und nach Potsdam gebracht. Es zeigt den sitzenden Jesus, mit Maria und Johannes dem Täufer sowie den Apostel Petrus und den Märtyrer Cyprianus an seiner Seite.
Stefan Engelbrecht
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