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Ralf Hoffmann, Leiter der Kampfmittelräumung, zeigt eine Panzergranate aus dem Zweiten Weltkrieg.
© Michael Urban/ddp

Von Michael Klug: Gefahr unter Ginster und Heidekraut

910 Panzergranaten und eine Nebelbombe im Sielmann-Reservat Döberitzer Heide gesprengt

Dallgow-Döberitz - Eine gewaltige Detonation erschüttert die Döberitzer Heide westlich von Berlin. 910 deutsche Panzergranaten und eine britische Nebelbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurden dieser Tage gesprengt. Lothar Lankow zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Jetzt haben wir eine Menge Alteisen und knapp eine Tonne gefährlicher Kriegsmunition weniger“, sagt der Geschäftsführer der zur Heinz-Sielmann-Stiftung gehörenden Döberitzer Heide GmbH.

Die 910 Granaten und die 70 Kilogramm schwere Nebelbombe hatten Mitarbeiter der Sielmann-Stiftung in den vergangenen vier Wochen aus dem Boden des ehemaligen Truppenübungsplatzes geholt. „Bei den Vorbereitungsarbeiten für einen Rundwanderweg sind wir auf mehrere Sprengtrichter gestoßen, in denen die Munition von der Roten Armee nach Kriegsende verscharrt worden war“, sagt Lankow zum Hintergrund der Sprengung, die selbst gestandene Fachmänner überraschte. „Was hier mengenmäßig in die Luft gegangen ist, ist keine alltägliche Größe“, sagt der langjährige Sprengmeister des Brandenburger Kampfmittelbeseitigungsdienstes, Manuel Kunzendorf.

Gefunden worden war die Munition auf einem kleinen Teilstück eines 62 Kilometer langen Rundwanderwegs, der bis zum Frühjahr 2010 um den von der Heinz-Sielmann-Stiftung geplanten Naturerlebnispark in der Döberitzer Heide entstehen soll.

Die Munitionssuche in der zukünftigen Naturlandschaft Döberitzer Heide dauert aber bereits vier Jahre an. „Auf 200 Tonnen Munitionsschrott von Panzergranaten über Artilleriegeschosse bis zu Fliegerbomben sind wir schon gestoßen. 70 Tonnen davon haben wir abtransportiert, rund 20 Tonnen ließen sich nicht mehr transportieren und mussten vor Ort gesprengt werden“, sagt Lankow.

Bezahlen muss die Sielmann-Stiftung die mühsame Suche selbst. Rund 220 000 Euro im Jahr kostet die Entmunitionierung des 3400 Hektar großen Geländes, das die Stiftung im Jahr 2004 für 2,2 Millionen Euro erworben hatte. „Es ist Teil der Kaufvereinbarung mit der Brandenburgischen Bodengesellschaft, dass wir selbst nach der Munition suchen müssen. Im Gegenzug haben wir das Gelände vergleichsweise günstig erhalten“, sagt Lankow.

Trösten kann ihn dabei, dass die Munitionsbergung in der Heide für Erwerbslose aus der Region Havelland zu einer Beschäftigungschance geworden ist: „Wir haben 20 Helfer, die im Rahmen einer Qualifizierung bei uns arbeiten. Sie erhalten eine professionelle Ausbildung durch eine Spezialfirma für Munitionsberäumung, und elf Leute konnten wir schon als Bergungshelfer weitervermitteln.“ Wie viel Munition sich trotz der langjährigen Suche noch im Boden der Döberitzer Heide befindet, kann Lankow nicht sagen. Er vermutet jedoch etliche Tonnen. Allerdings, so betont Lankow, gehe für Besucher keine Gefahr von den verborgenen Kriegsaltlasten aus. „Solange man auf den ausgewiesenen Wegen bleibt, ist man sicher.

Jeder Meter ist erst nach einer Kampfmittelfreigabe für die Öffentlichkeit zugänglich.“ Nur wer sich außerhalb der Wege aufhalte, setze sich einer unkalkulierbaren Gefahr aus. „Das sieht hier zwar alles friedlich aus, was sich unter Ginster und Heidekraut verbirgt, kann aber lebensgefährlich sein“, warnt Lankow.

Für die im Naturpark lebenden Wisente und Wildpferde besteht ebenfalls ein Restrisiko. Doch die Gefahr, dass eins der derzeit vier Wisente und sieben Wildpferde, die außerhalb von Schaugehegen in freier Wildbahn leben, auf eine Granate treten könnte, sieht Lankow als gering. „Tiere sind schlauer als Menschen. Die treten instinktiv nicht auf ihnen unbekannte Dinge.“

Michael Klug

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