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Turbulent: Befürworter und Gegner des Garnisonkirchen-Aufbaus trafen beim Bürgerdialog aufeinander.
© A. Klaer

Potsdam: Landeskirche vor der Entscheidung: Garnisonkirche: Kirchenkredit in Synode umstritten

Es ist keineswegs sicher, dass die Synode der Landeskirche am Samstag den Kredit für den Bau der Garnisonkirche freigibt. Die Anzeichen nach der Debatte am Freitag sprechen fast schon dagegen. Die EKD plant ebenfalls ein Darlehen.

Berlin/Potsdam - Es war ein Paukenschlag: Wenn die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am heutigen Samstag darüber entscheidet, ob sie 3,25 Millionen Euro als zinsloses Darlehen für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche zur Verfügung stellt – dann wird sie diese Entscheidung in geheimer Abstimmung treffen. 

Der Synodale Christian Krumbier, ehemaliger Verwaltungsmitarbeiter, stellte bei der Sitzung am gestrigen Freitag den Antrag, in geheimer Abstimmung über das Darlehen zu entscheiden – was in Kirchenparlamenten ein sicheres Zeichen dafür ist, dass ein Thema höchst umstritten ist. Eine geheime Abstimmung deutet auch darauf hin, dass es ein deutlich anderes Votum geben könnte, als es sich die Kirchenleitung vorstellt.

Landesbischof wirbt für Vorsöhnungszentrum

Bischof Markus Dröge hatte zuvor für den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms geworben. Das dort geplante Versöhnungszentrum könne „ein erkennbarer Symbolort der Auseinandersetzung mit der Geschichte und der dringend nötigen friedensethischen Diskussion der Gegenwart“ sein.  „Dies würde nochmals sehr deutlich machen, dass es im Versöhnungszentrum auch zentral um aktuelle Friedensethik geht.“ Dröge schlug auch vor, auch den Friedensbeauftragten der EKD in das Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung zu berufen. Die Baukosten für den Turm sollen durch den vorläufigen Verzicht auf Turmhaube und Zier von 38 auf 26 Millionen Euro gesenkt werden. Durch einen Grundbucheintrag will sich die EKBO Mitbestimmung bei der Gestaltung des Kirchenschiffs wahren, der Bruch mit der Geschichte soll in der Architektur erkennbar sein.

Viel Kritik an finanziellem Engagement für Garnisonkirche

Kritische Stimmen gab es in der Debatte zur Garnisonkirche dennoch zahlreiche. Krumbier, der Antragsteller für die geheime Abstimmung, hatte lange und ausführlich vor den finanziellen Risiken der Unterstützung der Garnisonkirche gewarnt. Der Berliner Journalist Jürgen Wandel, Redakteur des Kirchen-Magazins „Zeitzeichen“, erinnerte daran, dass Potsdam mit den Gedenkstätten in der Lindenstraße und der Leistikowstraße über zwei authentische Orte verfüge, an denen an die Diktaturen des 20. Jahrhunderts erinnert werde. „Heute sollten wir der Kirchenleitung ein klares, geschwisterliches Nein entgegenhalten“, sagte Wandel. Die Berliner Pfarrerin Anja Siebert-Bright sagte, dass auch das Fehlen des Turms an die Grausamkeit des Krieges erinnere. Der Brandenburger Synodale Jürgen Israel meinte, der Wiederaufbau predige nicht davon, „dass wir barmherzig zu den Ärmsten“ sind. 

Andere ehemalige Skeptiker wie die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und der Leiter der Evangelischen Akademie zu Berlin, Rüdiger Sachau, erklärten, das friedensethische Konzept und neue Argumente hätten sie überzeugt. Pfarrer Martin Germer von der Berliner Gedächtniskirche sagte, der Wiederaufbau biete die Chance, auch Menschen für die Auseinandersetzung mit der Geschichte zu gewinnen, die zunächst nur als Touristen zum Kirchturm kommen.

Evangelische Kirche im Bund will ebenfalls 1,5-Millionen-Kredit geben

Insgesamt beteiligten sich mehr als 20 Redner an der lebhaften Debatte, allerdings nur wenige Potsdamer. Pfarrer Andreas Markert aus der Sterngemeinde sprach sich für eine deutlichere Anbindung der Garnisonkirche an die Nagelkreuzgemeinschaft aus. Generalsuperintendentin Heilgard Asmus sagte, sich auf den Baustart 2016 zu freuen. Die Baugenehmigung läuft 2019 aus.

Für die Wiederaufbau-Befürworter gab es aber auch Grund zur Freude. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will der Stiftung Garnisonkirche ein Darlehen in Höhe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das sagte die frühere FDP-Bundesministerin Irmgard Schwaetzer vor der Synode. Schwaetzer vertritt die EKBO im Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung. Auf der Bundesebene der deutschen Protestanten ist sie Mitglied im höchsten Leitungsgremium, dem Rat der EKD. Nun berichtete sie, dass der Rat der EKD bei seiner Tagung im März einen Beschluss gefasst habe. Im Juni soll sich dann auch der ständige Haushaltsausschuss der EKD-Synode damit beschäftigen.

Ob es überhaupt zum Turmbau kommt, hängt nun maßgeblich davon ab, ob die EKBO heute das 3,25-Millionen-Darlehen gewährt. Ansonsten könnte der Wiederaufbau an Geldmangel scheitern. (mit epd, SCH)

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