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Garnisonkirche in Potsdam: Garnisonkirche: Die Finanzierung steht

Drei weitere Großspender unterstützen den Wiederaufbau der Garnisonkirche mit 1,75 Millionen Euro. Damit ist der Baubeginn des Turms im Oktober gesichert.

Potsdam - Dem Wiederaufbau der Garnisonkirche steht aus finanzieller Sicht nichts mehr im Wege. Dank drei neuer Großspender konnte die zuletzt verbliebene Finanzierungslücke von rund 700.000 Euro geschlossen werden. Das sagte Wieland Eschenburg, Kommunikationsvorstand der Garnisonkirchen-Stiftung, den PNN. Die Neuigkeit wurde am Freitagabend auch auf dem Neujahrsempfang der Stiftung und der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau verkündet. Die Namen der Spender sollen auf deren Wunsch zunächst anonym bleiben. Die Spendensumme der drei neuen Spender beläuft sich insgesamt auf 1,75 Millionen Euro. 

Damit ist der Weg frei für die Errichtung des Turms, der mit seinen knapp 90 Metern Höhe und der prächtigen Barockfassade bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Wahrzeichen Potsdams galt. Man werde nun beim Bund die Freigabe der zwölf Millionen Euro beantragen, die als Anschubfinanzierung für das Vorhaben in Aussicht gestellt wurden, sagte Eschenburg. Der Bund hatte das Projekt als von „nationaler Bedeutung“ eingestuft.

Kalkül: Stehen erstmal Baukräne, fließen die Spenden reichlicher

In Berlin muss nun geprüft werden, ob auch bei der Errichtung der zunächst geplanten abgespeckten Variante der Förderzweck erfüllt ist. Wie berichtet soll zunächst die Turmhülle ohne Helm, Glockenspiel und barocken Zierrat gebaut werden, was 26,1 Millionen Euro kosten würde. Die Stiftung hatte das Vorhaben auf diese Rumpfvariante heruntergerechnet, um das Geld für den Bau schneller zusammenzubekommen. Das Kalkül: Stehen erstmal Baukräne, fließen die Spenden reichlicher, sodass der komplette Turm inklusive aller Verzierungen in einem Zug durchgebaut werden kann. Bekanntlich drängt die Zeit: Weil die Baugenehmigung Ende 2019 ausläuft, muss das Bauwerk nach brandenburgischem Baurecht spätestens ein Jahr später fertig sein. Die Stiftung will im Oktober dieses Jahres mit dem Bau beginnen.

Dass der Bund das Geld verweigern könnte, glauben Beobachter allerdings nicht. Schon im Vorfeld gab es positive Signale aus Berlin, weil eine Nutzbarkeit des Gebäudes auch ohne die fehlenden Bauteile gegeben wäre. Gestern wurde das noch einmal bekräftigt. Der in der Unionsfraktion für Erinnerungspolitik zuständige Bundestagsabgeordnete Philipp Lengsfeld (CDU) sagte den PNN, die Kulturpolitiker seiner Fraktion seien „ein Partner“ des Wiederaufbauprojekts. „Gemeinsam mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters werden wir hoffentlich zeitnah zu einer positiven Lösung kommen“, sagte Lengsfeld. Allerdings besteht neuer Zeitdruck. Der Haushaltsausschuss des Bundestags müsste die Mittel noch vor der Sommerpause freigeben, ansonsten könnte sich die Entscheidung wegen der Bundestagswahl im September bis ins nächste Jahr verzögern – mindestens.

Auch bekannte Potsdamer engagierten sich für das Projekt

Der Durchbruch für das umstrittene Projekt kam im vergangenen Jahr. So verzichtete die Fördergesellschaft auf einen originalen Wiederaufbau des Kirchenschiffs und ebnete damit den Weg für mehrere Kirchenkredite über insgesamt fünf Millionen Euro. Im Gegenzug erhält die Landeskirche ein Mitspracherecht bei der Architektur des Kirchenschiffs. Zudem trugen mehrere personelle Änderungen bei Fördergesellschaft und Stiftung zu einem Imagegewinn für das Projekt bei, der dazu führte, dass sich auch bekannte Potsdamer wieder für das Projekt engagieren. Das prominenteste Beispiel ist TV-Moderator Günther Jauch, der 1,5 Millionen Euro für die in 57 Metern Höhe geplante Aussichtsplattform beisteuerte. Hinzu kamen Spenden in sechsstelliger Höhe für die Bibliothek und den Treppenaufgang. Zudem gab es zahlreiche kleinere Summen von Potsdamer Bürgern, die etwa einen Ziegel oder eine Treppenstufe sponserten, der dafür mit ihrem Namen versehen wird. So wurden allein 2016 Ziegel im Gesamtwert von gut 54.000 Euro gespendet.

Die von Philipp Gerlach entworfene, 1730 bis 1735 errichtete Garnisonkirche galt als eins der Hauptwerke des preußischen Barock. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die noch nutzbare Turmruine 1968 auf Geheiß der SED-Führung gesprengt. Der Wiederaufbau ist insbesondere wegen des sogenannten Tags von Potsdam am 21. März 1933 umstritten, an dem sich Hitler und Reichspräsident Hindenburg vor der Kirche die Hand gaben. Der Turm soll als Versöhnungszentrum wiederaufgebaut werden, in dem auch an dieses dunkle Kapitel der Geschichte des Bauwerks erinnert wird.

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