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Große Pläne: Tom Tykwer und Staatsministerin Monika Grütters in der neuen Berliner Straße.
© Manfred Thomas

Neue Kulissenstraße in Babelsberg: Ganz großes Kino

Am Samstag wurde die „Neue Berliner Straße“ auf dem Babelsberger Studiogelände offiziell eröffnet. Nicht nur Regisseur Tom Tykwer hat Großes damit vor.

Potsdam - Er hatte keine ruhige Minute: Der Regisseur Tom Tykwer („Cloud Atlas“, „Ein Hologramm für den König“) war der Star bei der offiziellen Eröffnung der „Neuen Berliner Straße“ auf dem Babelsberger Filmstudiogelände. Schließlich ist die derzeit größte Kulissenstraße Europas – 54 Hausfassaden, vier Straßenzüge und ein Innenhof – extra für seine 1930er-Jahre-Serie „Babylon Berlin“ zugeschnitten worden. Die wird – unter anderem produziert vom Potsdamer X-Filme-Chef Stefan Arndt – für das Rekord-Budget von knapp 40 Millionen Euro gedreht.

So wundert es kaum, dass Tykwer am Samstag fast keinen Moment ohne Kameras oder Fans verbringen kann. Nach Händeschütteln muss er gleich hinters Mikrofon, um lobende Worte zu sprechen. Das tut er natürlich gern, auch wenn er – wie viele Gäste – etwas zerknittert aussieht von der Feier zum Deutschen Filmpreis am Freitagabend. Doch gute Worte zur Großkulisse finden sich auch in solch einem Zustand: Die Neue Berliner Straße sei ein fantastisches Motiv, das ermögliche, an mehreren „Berliner Orten“ gleichzeitig zu drehen, schwärmt Tykwer. „Das Set ist so groß, dass wir mehrere Motive vorbereiten können und so Zeit sparen.“ Und es ermögliche, ein Berlin Ende der 1920er, Anfang der 1930er-Jahre ohne viel Aufwand einzufangen. „In Berlin selbst hätten wir Schilder oder Gebäude abdecken müssen.“ Zwei Staffeln von „Babylon Berlin“ seien fest geplant, mindestens vier weitere schweben Tykwer noch vor. Er hoffe, so der Regisseur, die nächsten zehn Jahre nichts anderes zu machen und hätte am liebsten auch die Exklusivrechte auf die Berliner Straße.

Ideal für schnelle Autos

Damit ist das Filmstudio natürlich nicht ganz einverstanden. Auch wenn es derzeit außer dem aufwendigen Dreh für „Babylon Berlin“ noch keine konkreten Anschlussprojekte gibt, hat Studio-Geschäftsführer Henning Molfenter große Pläne mit der Kulisse und gerät am Samstag regelrecht in einen Begeisterungsrausch. „Das Schöne an der Straße ist ja vor allem ihre Weite, ich denke da sofort an Action- oder Science-Fiction-Filme", sagt er den PNN. Und spricht sofort von ganz großen Projekten: Der nächste „Captain America“-Film etwa könne hier gedreht werden, das Areal sei ideal für schnelle Autos und große Stunts. „Filmemacher können hier ihrer Phantasie freien Lauf lassen, die Amerikaner werden begeistert sein, da bin ich sicher.“

Zunächst jedoch steht die Neue Berliner Straße ganz im Zeichen von „Babylon Berlin“. Dafür muss sie „dreckig gemacht“ werden, wie Produzent Stefan Arndt sagt. „Hier muss verruchte Stimmung rein, richtiges Leben“, so Arndt. Auch Szenenbildner Uli Hanisch muss seine Erleichterung über die pünktliche Fertigstellung etwas nach hinten verschieben, denn in den nächsten Tagen gilt es, noch Laternen, Schilder und Vorgärten in die Kulisse zu integrieren. „Die Herausforderung ist, aus der toten Kulisse eine lebendige Stadt zu zaubern“, so Hanisch. Tonmeister Roland Winke freut sich schon auf die Arbeit mit Tom Tykwer. Der Potsdamer wird für den Ton in „Babylon Berlin“ verantwortlich sein. Die Herausforderungen seien da kaum anders als an Originalschauplätzen. Einzig den Verkehrslärm habe man hier etwas besser unter Kontrolle, da er weiter draußen stattfinde. Insgesamt sei die Kulisse für jedes Filmteam ein Traum. „Das ist hier pures Kino“, so Winke.

Der Mann, der zumindest großes Serien-Kino in der neuen Großkulisse entstehen lässt, ist indes immer noch nicht erlöst. Erst muss Tykwer noch einen Rundgang mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Wirtschaftsminister Albrecht Gerber und Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) absolvieren. Aber irgendwann ist dann auch jeder Winkel der Berliner Straße erschlossen, und Tom Tykwer darf sich zurückziehen – es sei ihm gegönnt.

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