Weltweite Rekordtemperaturen: Forscher sprechen von Klima-Notfall
Seit fünf Monaten herrscht weltweit Rekordwärme. Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf bringt die ungewöhnliche Erwärmung mit der El-Niño-Strömung in Verbindung. Doch so stark wie diesmal war der Temperatursprung seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht.
Auch wenn der recht unterkühlte März in Deutschland kaum an Temperaturrekorde denken lässt, so waren die vergangenen fünf Monate weltweit die wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen 1880. Mit 1,35 Grad über über dem Durchschnittswert von 1951-1980 ist nun der Vormonat Februar der wärmste je gemessene Monat. Von Januar auf Februar war die Temperatur noch einmal um 0,21 Grad nach oben geschossen. Das ist schon nah dran am 1,5 Grad-Ziel, das man sich für die globale Erwärmung beim Weltklimagipfel in Paris Ende 2015 auferlegt hatte.
Seit fünf Monaten Temperaturrekorde
Die wärmsten fünf Monate seit Aufzeichnungsbeginn liegen nun alle im vergangenen Herbst/Winter. Seit Oktober lag die Temperatur fortwährend um mindestens ein Grad über Normal. Den globalen Monats-Temperaturrekord hatte als dritter Monat in Folge auch der Februar 2016 mit großem Abstand gebrochen. Wie aktuelle Messwerte der Nasa nun belegen, liegen die Rekordtemperaturen in einer Abfolge von Spitzenwerten die seit nunmehr gut 35 Jahren anhält – eine steigende Tendenz der Mitteltemperaturen lässt sich bereits seit 1940 ausmachen.
Die aktuellen Temperaturrekorde sind einerseits vor dem Hintergrund der in dieser Saison extrem ausgeprägten Meeresströmung El Niño zu sehen – in El Niño-Jahren liegen die weltweiten Temperaturen gewöhnlich über Normal. Doch der Ausschlag nach oben ist mittlerweile so stark, dass Experten von einer ungwöhnlichen Situation sprechen.
Die aktuelle Erwärmung ist überwältigend und völlig beispiellos
Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf, der zurzeit Gastwissenschaftler der University of New South Wales in Australien ist, bezeichnete die aktuellen Entwicklung am Montag gegenüber dem „Sydney Morning Herald“ als „äußerst überwältigend und völlig beispiellos“. Im Vergleich mit dem letzten ebenfalls sehr starken El Nino 1997/98 liegen die globalen Temperaturen noch einmal rund 0,5 Grad höher. Das zeige, wie stark die Erderwärmung seitdem zugenommen habe, so der Professor für Physik der Ozeane der Universität Potsdam und Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Auch in der ersten Hälfte des März habe sich die Entwicklung global gesehen fortgesetzt. „Wir befinden uns derzeit in einer Art Klima-Notfall“, sagte Rahmstorf in Bezug auf den Trend der globalen Erwärmung. Im vergangen Jahr waren nach seinen Angaben die Kohlendioxid-Emissionen weltweit auf eine Spitzenwert von drei PPM (parts per million) gestiegen. Der Trend der globalen Erwärmung führe zu mehr Extremwetterereignissen und steigendem Meeresspiegel. Die diejährige El Niño-Spitze werden in einigen Monaten zwar vorüber sein, doch der Klimawandel gehe weiter bis die Menschheit den Pfad der fossilen Energienutzung endgültig hinter sich gelassen habe. Weltweit müssten daher die Regierungen stärkere Anstrengungen unternehmen als sie beim Weltklimagipfel von Paris im Dezember 2015 versprochen hatten.
Das arktische Meereis droht noch stärker abzunehmen
Die ungewöhnliche Wärme betrifft vor allem auch die Nordpolarregion. Das bedeute aktuell für das arktische Meereis, dass es dünner und weiter verwundbarer wird, so Rahmstorf. Das arktische Meereis habe bereits jetzt für die Jahreszeit eine vergleichsweise geringe Ausdehnung. Das von der Atmosphäre erwärmte Meerwasser würde nun den Langzeittrend noch verstärken. In Australien haben die ungewöhnlich warmen Strömungen im Norden des Kontinents zu einem Alarm der Great Barrier Reef Marine-Verwaltung geführt. Es bestehe das Risiko eines weit ausgedehnten Ausbleichens der Korallen-Riffs.
Klimawandel ändert Wetterlagen
Bleibt die Frage, warum nun aber der März bei uns so kalt bleibt? Tatsächlich beobachtet die Klimaforschung seit einigen Jahren eine Verstetigung von Wetterlagen, d.h. wenn es ein kalte Nordwestströmung oder aber auch ein Hitze- oder Kältehoch gibt, kann das wochenlang so gehen. Vermutet wird ein Zusammenhang mit Strömungsänderungen im Nordatlantik, der sich durch Tauwasser der Arktis gegenwärtig abkühlt. So eine These - das Erdsystem ist eben recht komplex.
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