Seesportclub Potsdam: Flaute für die Segelsportler
Schlösserstiftung will kostenfreien Pachtvertrag am Park Babelsberg nach 2017 nicht weiter verlängern
Babelsberg - Die Segel streichen am Park Babelsberg? Das ist momentan die Frage, die sich für den Seesportclub Potsdam e.V. stellt. Der Pachtvertrag auf dem Gelände neben dem Strandbad Babelsberg läuft im Dezember 2017 aus, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hat angekündigt, die Pacht nicht weiter zu verlängern. Der Seesportclub hatte das Grundstück seit 1997 kostenlos nutzen dürfen. „Der Vertrag wurde von vornherein zeitlich befristet und ohne Verlängerungsoption geschlossen“, informierte SPSG-Sprecher Frank Kallensee auf PNN-Anfrage.
Dies hat auf politischer Seite für Empörung gesorgt: „Die Existenz des seit 60 Jahren bestehenden Vereins ist bedroht“, heißt es in einem Antrag, den die Fraktion Die Linke bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 6. Mai einbringen wird. Darin fordert die Fraktion den Oberbürgermeister dazu auf, mit der SPSG und dem Seesportclub Gespräche zu führen, um für den Erhalt des Vereines am jetzigen Standort zu sorgen. Der Seesportclub sei wichtig für den Breitensport und den Wassertourismus, argumentiert die Linke, der niedrige Monatsbeitrag von einem Euro ermögliche es auch Kindern aus sozial schwachen Familien, Segelsport zu betreiben. Zudem werde der Verein vom Landessportbund Brandenburg als Landesleistungsstützpunkt anerkannt.
Der Seesportclub bietet Sportarten wie Kuttersegeln, Kutterrudern, Knoten, Wurfleinewerfen und Geländelauf an, der Verein finanziert sich unter anderem durch die Vermietung von Liegeplätzen für Motorboote. 30 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 21 Jahren trainieren regelmäßig hier, insgesamt gehören dem Verein rund 120 Mitglieder an, darunter viele aktive Seesportler, die regelmäßig bei deutschen Meisterschaften teilnehmen, heißt es vom Club.
Die SPSG betont, dass sie den Seesportclub in den vergangenen Jahren mehrmals darauf hingewiesen habe, dass eine Vertragsverlängerung ausgeschlossen sei. Konkrete Gründe dafür gab Kallensee nicht an. Laut eigener Aussage wäre der Verein jedoch bereit, künftig eine Pacht zu zahlen und gegebenenfalls die Höhe seiner Gebäude zu verringern, falls dadurch Sichtachsen behindert würden.
Aus ähnlichen Gründen hatte der geplante Sportplatz auf der nahe liegenden Nowawiese zwischen Park Babelsberg und Nuthestraße bereits bauliche Auflagen der Stiftung erfüllen müssen. Bislang seien jedoch keine Kompromissvorschläge an die Stiftung herangetragen worden, sagt Kallensee: „Schriftliche Anfragen seitens des Seesportclubs zu einer – wie auch immer gearteten – Vertragsverlängerung liegen der SPSG nicht vor“, sagt der Sprecher der Stiftung.
Entstanden war der kostenlose Pachtvertrag durch die Treuhand-Gesellschaft, die als Nachlassverwalter der Gesellschaft für Sport und Technik der DDR fungierte: 1997 war die Liegenschaft durch einen Vermögenszuordnungsbescheid zum Eigentum der SPSG erklärt worden, verbunden mit der Verpflichtung, dem Seesportclub 20 Jahre lang Grundstück und Gebäude „zur überwiegend nicht kommerziellen Nutzung zu gemeinnützigen Seesportzwecken“ zur Verfügung zu stellen, so Kallensee. „Dies gewährleistet die Stiftung.“ Sicher ist derzeit offenbar nur eines: dass es nicht zu einem Grundstückstausch zwischen Seesportclub und dem benachbarten Strandbad Babelsberg kommen werde. 2009 hatte es Diskussionen zwischen der Stadtverwaltung und der Schlösserstiftung gegeben, das Strandbad auf das 26 000 Quadratmeter große Gelände des Seesportclubs zu verlegen. „Gedacht war dabei an eine deutlich verbesserte Zugänglichkeit des Strandbades“, sagt Kallensee. „Zugleich sollte der Altbau durch einen denkmalverträglichen Neubau ersetzt werden.“
Die Planungen wurden jedoch seit 2011 nicht mehr verfolgt, auch wenn die Stiftung diese Lösung nach wie vor favorisiere, so Kallensee. „Die Verhandlungen wurden aufgrund der Diskussionen um den Fußballrasenplatz im Vorgelände des Babelsberger Parks nicht fortgeführt“, informierte Stadtsprecher Stefan Schulz. Das Grundstück, auf dem das Strandbad liegt, gehört zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte der SPSG.
Hintergrund ist, dass die Stiftung gerne einen historischen Uferrundweg, den sogenannten „Drive“, im südlichen Bereich des Parks wiederherstellen möchte. Dazu werden jedoch die Grundstücke benötigt, auf dem sich der Seesportclub und das Strandbad befinden. Das Strandbad, das selbst mit dem Slogan „Spaß im Weltkulturerbe“ wirbt, hat nach eigenen Angaben an Sommertagen durchschnittlich mehr als 1000 Gäste. Erik Wenk
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