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Neue Nachbarn. Neben dem Landtag wirkt die FH noch heruntergekommener.
©  Thomas

Potsdams historische Mitte: FH-Abriss erneut verschoben

Laut Ministerium soll das Gebäude am Alten Markt nun doch erst 2018 abgerissen werden. Damit verzögert sich die Wiederherstellung der historischen Mitte erheblich – zum Ärger der Stadt

Vor zwei Jahren kursierte diese Möglichkeit schon als Szenario für den schlimmsten Fall – nun sieht alles danach aus, als ob es tatsächlich so kommt: Das marode Gebäude der Potsdamer Fachhochschule (FH) am Alten Markt wird aller Voraussicht nach erst 2018 abgerissen und die Wiederherstellung der alten Potsdamer Mitte damit um weitere Jahre verzögert. Dies geht aus einer aktuellen Machbarkeitsstudie für den Umzug der FH hervor, wie der Sprecher des Brandenburger Wissenschaftsministeriums den PNN sagte.

Laut der Studie, die in den kommenden Tagen oder Wochen veröffentlicht werde, sei es „sehr unwahrscheinlich“, dass die Voraussetzungen für einen Auszug der FH aus dem Gebäude am Alten Markt vor 2018 geschaffen würden, sagte der Ministeriumssprecher. Hintergrund ist offenbar, dass das vom Land versprochene Ausweichgebäude für Mitarbeiter und Studenten noch nicht gebaut wurde.

Ursprünglich hieß es einmal, das FH-Gebäude solle 2012 abgerissen werden. Dann wurde der Termin auf 2013 verschoben, später wurde 2015 anvisiert, zuletzt 2016. Dass überhaupt abgerissen werden soll, ist indes unstrittig: Mit der Entscheidung, der Stadt ihre historische Mitte wiederzugeben, war auch das Schicksal des FH-Gebäudes besiegelt. Gebaut wurde es in den Jahren 1971 bis 1977 nach Entwürfen des Architekten Sepp Weber – der übrigens auch für das einstige Inter- und heutige Mercure-Hotel verantwortlich ist. In der Stadt herrscht weitgehende Einigkeit, dass der sozialistische Bau mit den bröckelnden Betonstreben an der Fassade nicht zur historischen Nikolaikirche, dem Alten Rathaus und dem nun wieder aufgebauten Stadtschloss passt.

Doch ohne einen zusätzlichen Hochschulstandort gibt es keinen Abriss, denn am FH-Hauptstandort an der Pappelallee fehlen schlicht die Räumlichkeiten. Platz soll durch einen zwölf Millionen Euro teuren Neubau mit dem Namen Annex II geschaffen werden, der ebenfalls an der Pappelallee entstehen soll. Doch bisher ist dort noch nicht einmal der Grundstein gelegt.

Derzeit beherbergt das Gebäude am Alten Markt noch etwa ein Drittel der Studenten, nämlich die Studiengänge Sozialwesen und Informationswissenschaften mit 659 beziehungsweise 1048 Studenten. Die anderen Fächer, also Architektur und Städtebau, Bauingenieurwesen, Design, Europäische Medienwissenschaft, Kulturarbeit und Restaurierung sind schon auf dem Campus an der Pappelallee untergebracht.

Schon seit vielen Jahren wurde an dem Innenstadt-Standort am Alten Markt nichts mehr saniert, innen genauso wenig wie außen. Räume und Sanitäranlagen sind in maroden Zustand. Auch unter dem Lärm, den die Sanierung an der benachbarten Stadt- und Landesbibliothek verursachte, litten Studenten und Mitarbeiter. Seit der Campus an der Pappelallee Hauptstandort der FH ist, sind die Innenstädter zudem von wichtigen Einrichtungen wie der Hochschulbibliothek abgeschnitten.

„Wir wollen so schnell wie möglich auf den Campus“, sagt dementsprechend auch FH-Kanzlerin Gerlinde Reich. Dass der Termin nun erneut nach hinten verschoben wird, überrascht sie aber nicht – schließlich ist es nicht das erste Mal. Die FH habe einen Rahmenvertrag mit der Stadt, der als spätesten Auszugstermin 2018 vorsieht, erklärt sie. „Es war uns also klar, dass es im schlechtesten Fall 2018 werden kann.“ Allerdings ist auch ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Vertrag möglich – eine Option, die die FH nur zu gerne nutzen würde.

Auch die Stadt sehnt den Auszug und damit den Abriss des gelb-grauen Blocks mitten in der Stadt schon lange herbei. Schließlich hat sie das Grundstück gekauft und möchte dort neue Häuser bauen lassen, die zur wiederhergestellten historischen Mitte passen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) reagierte demnach mit Unverständnis auf die Neuigkeit, dass es nun doch erst 2018 losgehen soll. „Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, um die nächsten Baufelder auszuschreiben“, sagte er den PNN. Nun, wo der Landtag mit der Stadtschlossfassade fast fertig und die Bebauung der Alten Fahrt in Planung sei, müsse dies in Angriff genommen werden. „Die Öffentlichkeit erwartet von uns, dass wir weitermachen – zu Recht“, betonte er.

Im Januar 2014 ziehen die Brandenburger Abgeordneten in den neuen Landtag am Alten Markt und damit in direkte Nachbarschaft zu dem maroden Gebäude. Einige hoffen, dass bei den Landespolitikern dann der Groschen fällt und sie sich für einen schnelleren Neubau an der Pappelallee einsetzen – Machbarkeitsstudie hin oder her. Auch FH-Kanzlerin Reich hat diese Hoffnung: „Ich glaube schon, dass das Thema durch die Landtagseröffnung noch mal einen anderen politischen Hintergrund bekommt“, sagt sie.

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