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Die Spieler von Welcome United 03 sind aus den Krisengebieten der Welt nach Deutschland geflüchtet. Beim Fußballspielen in Babelsberg entkommen sie dem tristen Alltag, leben und erleben gleichzeitig Integration.
© SV Babelsberg 03

Über Welcome United 03 vom SV Babelsberg: Es wirklich wollen

Am Herrentag spielt die Flüchtlingsmannschaft Welcome United 03 vom SV Babelsberg im Karli. Das Projekt dokumentiert seit einem Jahr Integration in vielerlei Facetten.

Potsdam - Die drei Männer auf dem Fußballplatz werden nicht müde, aufs Tor zu schießen. Im ständigen Wechsel stellt sich einer ins Tor, die beiden anderen schießen. Mal landet der Ball im Netz, mal geht er vorbei. Eine Stunde lang geht das so, und die Wortfetzen, die an die Seitenlinie drängen, klingen fremd. Mit Gesten und und in gebrochenem Englisch erklären sie, dass das kein offizielles Training ist.

Eigentlich tummeln sich jeden Sonntagnachmittag 30 bis 40 Spieler auf dem Kunstrasenplatz hinter dem Karl-Liebknecht-Stadion. Sie gehören zum Team Welcome United 03, der Flüchtlingsmannschaft des SV Babelsberg. Vor knapp einem Jahr hat der Verein das Team gegründet – auf Initiative engagierter Fans, die statt wirkungsloser Symbolpolitik ein tatsächliches Integrationsangebot für Flüchtlinge schaffen wollten. Ein Jahr und rund 50 deutschlandweite Medienberichte später sagt Manja Thieme: „Dass die Idee so viel öffentliche Aufmerksamkeit und auch Zuspruch bei den Flüchtlingen selbst findet, war nicht zu erwarten.“

Die 35-jährige Babelsbergerin, die ehrenamtlich bei der Flüchtlingsinitiative Berlin-Brandenburg arbeitet, hat maßgeblichen Anteil an der Gründung des Welcome-Teams. Dabei erlebt sie Integration nicht nur als Aufnahme der Flüchtlinge ins sportgesellschaftliche Leben oder in der Annahme bürokratischer Herausforderungen oder beim Besuch von Sprachkursen oder beim Nutzen von S-Bahnen oder Bussen. „Sie haben den Anspruch, sich selbst zurechtzufinden“, sagt Thieme. Vielmehr freue sie es, zu sehen, wie das Miteinander der verschiedenen Kulturen und Religionen auf dem Fußballplatz funktioniere. Ob Christen, Moslems, Buddhisten oder Hinduisten – Fußballregeln machen keinen Unterschied bei Herkunft und Glauben. „Wer auf dem Platz steht, wird zwangsläufig mit Integration konfrontiert“, sagt Thieme.

Teilnehmen am regulären Spielbetrieb

Das Engagement des Vereins und die Unterstützung durch die Fans – die Nordkurve ist offizieller Sponsor der Spielertrikots – sind für Manja Thieme zwar keinesfalls selbstverständlich, doch meint sie: „Eigentlich gehört ja nicht viel dazu, außer es wirklich zu wollen.“

Dass der Fußballverein tatsächlich Verantwortung übernimmt und das Projekt nicht als PR-Maßnahme nutzt, zeigt die nächste Herausforderung, der sich der SVB stellt: der Integration seines Flüchlingsteams in den Spielbetrieb des Fußball-Landesverbandes. Von Beginn an war es das Bestreben des Vereins, „Welcome United 03“ am regulären Ligabetrieb teilnehmen zu lassen. Nicht zuletzt wegen dieses Engagements hat sich in der Verbandsbürokratie bis hin zum DFB einiges bewegt, um Spielerpässe für Flüchtlinge auszustellen. „Schmale Lösungen“ kündigte etwa Hartmut Lenski vom Vorstand des Fußball-Landesverbandes in einem Film an, den der DFB über das Babelsberger Projekt gedreht hat. Inzwischen präsentiert Thoralf Höntze auf der SVB-Geschäftsstelle sechs fertige Spielerpässe für das Welcome-Team, zwölf weitere sollen in Kürze fertig sein, sodass die Flüchtlingskicker ab der kommenden Saison in der Kreisklasse auf Punktejagd gehen.

„Natürlich wird das eine Herausforderung“, sagt Manja Thieme, die Anfeindungen oder dumme Sprüche vom Spielfeldrand nicht ausschließt. „Aber schlimm wäre es, wenn man es aus Angst und Sorge nicht macht“, sagt sie. „Das wäre kein Fortschritt.“

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