Kreativszene Potsdam: Es werde Licht
Die Potsdamer Lichtkünstler von Xenorama verwandeln ganze Bauwerke und Bühnenshows mit Licht. Ihren neuen Sitz hat die Nachwuchsfirma im "Kreativkosmos" Rechenzentrum.
Potsdam - Das Licht bleibt immer auf dem Körper. Egal, ob sich die weißgewandete Dame dreht, hin und her wiegt oder sogar mehrere Meter läuft – die fein ausgeklügelte Komposition aus leuchtenden, ständig wechselnden Farbmustern ist auf sie gebannt. Und das nicht etwa weil sie Leuchtröhren an ihrem Körper befestigt hat, sondern weil ein speziell programmierter Beamer ihr zentimetergenau folgen kann. „Der ist so eingestellt, dass er die weiße Farbe der Kleider tracken kann und somit immer nur dort die Show hinprojiziert“, erklärt Tim Georg Heinze.
Die Potsdamer entwickeln Lichtprojektionen auf Fassaden oder bewegte Objekte
Der 30-jährige Potsdamer ist einer von fünf Kreativen, die sich vor etwa eineinhalb Jahren zu der Gruppe Xenorama zusammengetan haben. Sie beschreiben sich als „interdisziplinäres Kollektiv für audiovisuelle Kunst“ und haben seit Oktober auch ein Büro im Potsdamer Rechenzentrum in der Breiten Straße bezogen. „Wir machen dabei ganz verschiedene Sachen, von Fassadenprojektionen bis hin zu Installationen auf bewegte Objekte“, sagt Heinze, der gemeinsam mit dem 24-jährigen Richard Leroy Oeckel für die musikalische Komponente der Projekte verantwortlich ist.
Die Geschichte des Karlsruher Schlosses in Szene gesetzt
Im Fokus steht dabei immer das Licht, mit dem die Truppe moderne Illusionen in öffentliche Räume zaubert. Ursprünglich zusammengefunden für den Wettbewerb im Rahmen des Fassaden-Projektions-Festival „Genius Loci Weimar“ im August 2014, haben die fünf jungen Künstler inzwischen schon fünf größere Projekte betreut. „Zum 300. Jubiläum der Stadt Karlsruhe im Sommer haben wir zum Beispiel eine Traumsequenz inszeniert“, erzählt Oeckel. „Der Legende nach ist Markgraf Karl Wilhelm bei der Jagd eingeschlafen und hat dabei geträumt, ein Schloss zu bauen – genau das haben wir umgesetzt.“ Das Schloss haben die Künstler mit ihren Projektionen in unterschiedliche Versionen verwandelt, bis zuletzt das heutige Gebäude im Licht stand.
Wie sehr die Illusion mit Licht einen gefangen nehmen kann, beeindruckt auch die Xenorama-Gruppe selbst immer wieder, sagt Oeckel. „Am schönsten ist aber, die Reaktion der Besucher hautnah miterleben zu können“, sagt sein Compagnon Heinze. „Man sieht sofort, ob es einem gelungen ist, Stimmung aufzubauen.“
Physiker, Musiker oder Grafikdesigner gehören zu dem jungen Team
Die Herausforderung der Arbeit ist, immer neue Inspirationen zu finden, die auf den jeweiligen Ort abgestimmt sind. Dabei hilft es, dass alle fünf Xenorama-Künstler aus ganz unterschiedlichen Bereichen, wie etwa Grafikdesign, Ingenieurswissenschaften oder auch der Physik, kommen. „Ein paar von uns studieren noch, Tim arbeitet in einer psychiatrischen Klinik – es kommen also ganz verschiedene Einflüsse zusammen, die wir verarbeiten können und uns somit viel komplexer ausdrücken können“, erklärt Oeckel, der bereits während der Schulzeit ein Stipendium für die Universität der Künste erhielt und dort an mehreren Seminaren teilnahm.
Oeckel ist eigentlich Jazzmusiker und spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Klavier – hat sich aber nach der Schule trotzdem für ein Studium der Physikalischen Ingenieurswissenschaften entschieden. „Dabei kann ich mich unter anderen auf technische Akustik spezialisieren, was für unsere Art von Musik wiederum sehr hilfreich ist.“ Denn die orientiert sich nicht an großen Orchesteraufnahmen oder Filmmusiken, sondern sei vielmehr eine Fusion aus vielen Einflüssen, wie Heinze erklärt. „Ich bin dabei eher für die Klangkompositionen zuständig, Richard für die Melodien“, sagt der Musiker, der aus dem Hip-Hop-Bereich kommt, aber auch ein großer Fan indischer Musik ist und unter anderem die Sitar spielt. „Letztendlich wird aber auch immer alles mit allen abgesprochen.“
Entwickelt werden die Lichtshows an 3D-Modellen
Manchmal entstehe zuerst die Musik, manchmal zuerst die Video-Licht-Installation. Insgesamt dauere es etwa fünf Monate, bis eine Idee zum Projekt wird. Dabei werden etwa die Gebäude mit einem 3D-Scanner erfasst, dann mit einem 3D-Drucker ein Modell erstellt, sodass die Installationen genau auf das zu bespielende Objekt zugeschnitten sind. Die großen Hochleistungsbeamer, die das Xenorama-Team für die Projektionen benötigt, werden meist vom Veranstalter ausgeliehen. Leben können die fünf Kreativen von ihrer Kunst noch nicht, sie arbeiten aber daran, wie Oeckel sagt. Er schaut optimistisch in die Zukunft: „Wir brauchen noch viel regelmäßigere Aufträge, aber so, wie es sich bisher entwickelt, ist alles wunderbar.“
Auch für Projekte in Potsdam gebe es schon Ideen, die Verhandlungen laufen allerdings noch. „Für uns drängt sich die Stadt mit ihren vielen architektonischen Reibungen geradezu auf“, sagt Heinze. Zu erleben sein wird das erst Potsdam-Projekt aber frühestens Ende 2016. Für den Winter ist erst mal eine kleine Pause angesetzt – zumindest was größere Installationen angeht, so die Musiker. Man arbeite an einem transportablen Kunstobjekt, erklären sie. Wie es genau aussehen wird, steht noch nicht fest.
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