Interview: Übergriffe gegen Flüchtlinge: „Es sind vor allem Ängste und nicht so sehr Unmut“
Frau Wiener, seit Wochen gibt es immer wieder Anschläge auf Asylbewerberheime oder wie jetzt auf eine geplante Unterkunft in einer Turnhalle in Nauen. Befürchten Sie, dass so etwas auch in Potsdam passiert?
Frau Wiener, seit Wochen gibt es immer wieder Anschläge auf Asylbewerberheime oder wie jetzt auf eine geplante Unterkunft in einer Turnhalle in Nauen. Befürchten Sie, dass so etwas auch in Potsdam passiert?
Eigentlich nicht. Die Landeshauptstadt führt ja Informationsveranstaltungen durch, wenn eine neue Unterkunft geplant ist. Da gibt es sicher auch vorsichtige Fragen von Anwohnern. Die versuchen wir zu beantworten. Außerdem gibt es einen Tag der offenen Tür. Ich bin sehr dankbar, dass wir in der Stadt eine offene Atmosphäre haben.
Woran liegt das?
Es ist zum einen die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Zum anderen sind wir als Träger sehr offen, auch die Medien berichten entsprechend. Zudem leisten die Nachbarschaftsinitiativen einen wichtigen Beitrag. Dadurch werden Türen geöffnet für alle Fragen der Bürger.
Was sind die Ursachen für Übergriffe gegen Flüchtlinge?
Es sind vor allem Ängste und nicht so sehr Unmut. Die Gründe dafür können in den Infoveranstaltungen geklärt werden. Unsere Erfahrung ist, dass die Anwohner sich schließlich mit der Situation arrangieren. So war es auch in Groß Glienicke, wo Gegner der Unterkunft vor Gericht geklagt und verloren haben. Das war der legitime, demokratische Weg. Das ist in Ordnung.
Was läuft dann in Heidenau oder Nauen falsch?
Ich glaube, dass hier Unsicherheit eine große Rolle spielt. Es sind ja nicht nur aggressive Übergriffler auf den Straßen in Heidenau unterwegs. Viele denken sich, dass jetzt endlich etwas passiert. Aber das ist eine fürchterliche Dynamik. Die Zivilgesellschaft zeigt vielleicht auch zu wenig Aktion. Viele Protestler sind Mitläufer, die von ihrer Unsicherheit getrieben werden. Da muss man ansetzen.
Wie schützen Sie die Flüchtlinge?
Tagsüber sind die Unterkünfte von Sozialpädagogen betreut, abends und nachts vom Sicherheitsdienst. Es gibt auch eine Meldekette zur Polizei.
Gab es denn schon Vorfälle?
Keine nennenswerten. Es haben sich mal zwei Bewohner gestritten oder ein Schlüssel war weg. Der Streit wurde schnell geschlichtet. Übergriffe von außen haben wir noch nicht erlebt. Es wäre falsch, jetzt Panik zu schüren, sondern man muss die Dinge so darstellen wie sie sind.
Muss der Wachschutz verstärkt werden?
Die Sicherheitskonzepte sind aktuell gut durchdacht und abgestimmt. Wenn es sich ergibt, werden wir sofort nachjustieren, und ich meine sofort. Derzeit gibt es aber dafür keinen Anlass.
Das Interview führte Stefan Engelbrecht
ZUR PERSON: Carol Wiener (51) ist Betriebsleiterin des Internationalen Bundes (IB). Sie koordiniert derzeit sechs Flüchtlingsheime in Potsdam.
Stefan Engelbrecht
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