Leitbild für Potsdam: Erste Vorschläge: Keine Autos und keine Werbung
390 Vorschläge, 180 Kommentare: Auf der Suche nach dem Potsdamer Leitbild ist die erste Etappe beendet. Was aus den Ideen wird, entscheidet sich im Juni.
Potsdam - Die Potsdamer haben viele Wünsche für ihre Stadt: Autofrei soll sie sein, werbefrei, fahrradfreundlich, grün und lebenswert – wahlweise mit oder ohne wiederaufgebauter Garnisonkirche. So liest sich eine Auswahl der 390 Vorschläge und 182 Kommentare, die Potsdamer Bürger bis zum Freitagabend auf der Leitbild für Potsdam aufzustellen. 160 Teilnehmer haben sich im Internet registriert.
Öfter genannt werden dort auch die Wiederherstellung der historischen Mitte und die Bewahrung der wertvollen Architektur, sogenannte bezahlbare Mieten, die es in Potsdam geben solle, sowie der Wunsch nach einem kleinen Schwimmbad im Norden Potsdams. Benötigt werden nach Meinung einer Potsdamerin auch mehr Parkbänke, verzichtet werden könne auf das Stadtwerke-Fest. Abgelehnt wird auch ein Parkeintritt für die Parks der Schlösserstiftung. Stattdessen sollten die Stadtwerke lieber die Strompreise stabil halten. Generell geht es vielen Nutzern des Online-Podiums um eine soziale Balance in der Stadt – mit Kleingärten und prunkvollen Villen. Manche Vorschläge sind tatsächlich außergewöhnlich: So möchte ein Teilnehmer, dass Potsdam eine „essbare Stadt“ wird. Dafür müssten statt Zier- nur noch Nutzpflanzen im öffentlichen Raum gepflanzt werden – zum kostenfreien Naschen.
Bis zu acht Themen werden öffentlich diskutiert
Was aus diesem und allen anderen Vorschlägen wird, entscheidet sich im Juni. Dann will die Stadtverwaltung, die dafür einen Dienstleister engagiert hat, Themenforen in den Stadtteilen zu den von den Bürgern eingereichten Kommentaren veranstalten – die fünf bis acht wichtigsten Themen sollen dann erneut öffentlich diskutiert, vertieft und daraus erste Leitbildthesen abgeleitet werden. Gleichzeitig soll auch wieder online diskutiert werden. Vorschläge konnten jedoch nicht nur im Internet, sondern auch per Postkarte gemacht werden. Die Anzahl der Ideen, die bisher unter dem Slogan „Potsdam weiterdenken“ eingereicht worden sind, dürfte also noch steigen.
Auf Grundlage der Thesen aus dem Juni wird im Rathaus ein Entwurf für das Leitbild erarbeitet, der in der dritten und letzten Phase im September in mehreren Werkstattgesprächen diskutiert, geändert und ergänzt wird. Das letzte Wort haben dann im November die Stadtverordneten, die das Leitbild beschließen müssen.
Jakobs sieht dringenden Bedarf für künftige Stadtentwicklung
Initiator des Leitbild-Verfahrens ist Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Er sagte, er sehe dringenden Bedarf, „Leitplanken für die künftige Stadtentwicklung“ zu installieren. Je stärker Potsdam wächst, desto stärker stellen sich Fragen nach den politischen Prioritäten.
Aus dem Leitbild-Prozess soll eine Art Strategiepapier entwickelt werden für die Potsdamer Politik bis zum Jahr 2025. Was darin steht, soll wegweisend sein für die Beschlüsse des Stadtparlaments, aber auch für die Schwerpunkte in den städtischen Haushalten der kommenden Jahre. Die Bürger können also auch darüber entscheiden, wofür das Geld künftig ausgegeben werden soll. (PNN/SCH)
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