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Die MSA-Prüfungen in Brandenburg sollen weiterhin stattfinden.
© Robert Michael/dpa-Zentralbild

Schüler in der Coronakrise: Erneuter Protest gegen MSA-Prüfungen

Schüler des Helmholtz-Gymnasiums sind von der Antwort des Bildungsministeriums nicht überzeugt, der Landesrat der Lehrkräfte hingegen befürwortet die Prüfungen.  

Potsdam - Der Protest an der geplanten Durchführung der Abschlussprüfungen der 10. Klassen reißt nicht ab. „Die Prüfungen rücken immer näher, doch unsere Gehirne sind noch immer leer. In sieben Tagen ist es soweit, mental sind wir jedoch nicht bereit“, heißt es es in einem offenen Brief der Schülerinnen und Schüler des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums, mit dem sie sich erneut an die Öffentlichkeit gewandt haben, um eine Absage der Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) zu fordern. 

„Gerade einmal zwei Tage lang besuchten wir die Schule. Diese Woche hieß es dann wieder, dass nur noch Online-Unterricht auf der Tagesordnung steht“, heißt es dort weiter. „Wir können es einfach nicht verstehen, dass wir unter diesen Umständen die Prüfungen im Verlauf der nächsten Wochen schreiben sollen, und das noch nicht Mal in gewohntem Umfeld.“ Die Prüfungen der Helmholtz-Schüler sollen am 13., 25. und 27. Mai in der Schinkelhalle stattfinden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. 

Bereits vor einer Woche hatten die Schüler ein Gedicht zum selben Thema veröffentlicht, kurz darauf hatten sich wie berichtet auch Schüler des Leibniz-Gymnasiums in einem offenen Brief an Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) gewandt. Kritik kam auch von der brandenburgischen Linksfraktion, die einen Verzicht der Prüfungen gefordert hatte, sowie vom Landeselternrat, der vorgeschlagen hatte, den Schülern freizustellen, an den Prüfungen teilzunehmen oder nicht.

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Wenig Zeit zum Lernen

Die Proteste blieben nicht ungehört. Ines Jesse, Staatsekretärin des brandenburgischen Bildungsministeriums, habe den Helmholtz-Schülern wohl geantwortet. „Sie hat uns gesagt, dass sie unsere Sorgen und Ängste nachvollziehen könne, aber man werde alles tun, damit die Prüfungen machbar sind“, sagt Finn-Marieke Anlauff, eine der Verfasserinnen der beiden Gedichte. So wurden die Prüfungen laut Jesse etwa schon um einige Wochen verschoben, um den Schülern mehr Zeit zu geben. Anlauff überzeugt das nicht: „Es ist immer noch sehr wenig Zeit zum Lernen und die Voraussetzungen, um sich im Heimunterricht vorzubereiten, waren einfach schlecht.“

Auch eine andere Schülerin aus Potsdam verfasste einen offenen Brief an Britta Ernst: „Sie sind der Meinung, es gibt keine Probleme, um die Prüfung erfolgreich zu absolvieren, aber uns Schülern fehlt sehr viel Stoff in bestimmten Bereichen der Hauptfächer“, schreibt Vanessa Wilke. „Wir wünschen uns alle den bestmöglichen Abschluss, und diesen erwünschten Abschluss nicht zu bestehen, da man nicht unter den eigentlichen Voraussetzungen lernen konnte, wäre für uns Schüler mehr als nur ungerecht.“ Wilke fordert daher eine entsprechende Anpassung der Prüfungen und Lockerungen in der Benotung.

Verteidigende Stimmen werden laut

Bislang hält das Ministerium an seinem Vorhaben fest, hat jedoch auch auf Kritik von Eltern reagiert: Laut einer Pressemitteilung des Landeselternrates hat das Ministerium zugesagt, konkreten Hinweisen zu Mängeln in der Prüfungsvorbereitung oder zu gesundheitlichen Bedenken nachzugehen. Diese Hinweise werden fortan von Christian Witte, dem Leiter des Büros der Ministerin, entgegengenommen.

Es gibt jedoch auch Stimmen, die das Vorgehen des Ministeriums verteidigen: „Ich teile die Meinung der Ministerin, dass ein ‚Schmalspurabschluss‘ den Schüler*innen später Nachteile bringen könnte - darum sorgen sich auch viele der jungen Menschen“, teilt die Potsdamer Gymnasiallehrerin Beate Eisner in einem Schreiben an die PNN mit.

Sie weist zudem darauf hin, dass man die abgesagten MSA-Prüfungen in Berlin nicht direkt mit den Brandenburger Prüfungen am Ende der Jahrgangsstufe 10 (P10) vergleichen könne: „Der MSA ist eine Abschlussprüfung, die zusätzlich zu den erbrachten Schuljahresleistungen abgelegt wird. Dagegen gehen die P10 Prüfungen als Teilnote in die Jahresnote der entsprechenden Fächer ein - sind also keine gesonderten Prüfungen“, so Eisner. „Die Schüler*innen bereiten sich monatelang auf diesen Teil ihrer Jahresnote vor und wären benachteiligt, wenn die Ergebnisse nicht einfließen würden.“

Chancen sollen genutzt werden

In eine ähnliche Richtung gehen die Aussagen des Landesrat der Lehrkräfte, der sich für die Durchführungen der Prüfungen ausspricht: Zu den zehn Argumenten, die der Landesrat in seiner Pressemitteilung auflistet, zählen unter anderem, dass seit Beginn des Schuljahres auf die Abschlussprüfungen hingearbeitet wurde, und dass es im Homeschooling gezielte Übungsaufgaben speziell für die Prüfungen gegeben habe. Zudem seien die Schüler „im jetzigen Präsenzunterricht sehr motiviert“. Viele Schüler würden froh darüber sein, „nur in den kleinen Gruppen jetzt intensiv an ihren ‚Baustellen‘ zu arbeiten“, so der Landesrat.

Weiterhin wird angeführt, dass der Großteil der relevanten Unterrichtsinhalte bis zu den Schulschließungen bereits vermittelt worden sei. Man vertraue in die Zielstrebigkeit und die Leistungen der Schüler und mahnt vor schneller Aufgabe: „Eine Chance nicht genutzt zu haben, bereut man oft sehr lange. Eine Chance nicht nutzen zu dürfen, kann Lebensziele verbauen“, heißt es in der Pressemitteilung.

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