Gastronomie in Potsdam: Eine Neueröffnung und viele Probleme
An drei Top-Standorten in Potsdam kämpfen Gastronomen mit Widrigkeiten. Ein Lagebericht.
Potsdam - In der Potsdamer Gastronomie gibt es aktuell viel Bewegung. Nach langer Wartezeit hat der Bürgerbahnhof am Park Sanssouci zumindest als Biergarten geöffnet, das Langzeitprojekt steht vor der Vollendung. Dagegen steckt das vom gleichen Inhaber geführte Krongut Bornstedt in einer tiefen Krise. Beim Nauener Tor wiederum muss der neue Betreiber weiter tatenlos in den Startlöchern stehen. Die PNN geben einen Überblick, was in den drei prominenten Denkmalbauten aktuell passiert.
Bürgerbahnhof eröffnet
Seit 2011 wartete die Stadt auf die Eröffnung des Bürgerbahnhofs – und nun endlich kann Inhaber Josef Laggner für das lang geplante Biergarten-Restaurant in bester Lage am Park Sanssouci den Durchbruch verkünden. Er habe eine weitere Million investiert und Ende Juli den Außenbetrieb mit Getränke- und Grillangeboten begonnen, sagte der Großgastronom den PNN auf Anfrage: „Das ist auch ein Zeichen für die Potsdamer.“ Für die Innengastronomie mit 150 Plätzen in dem „Augustiner“-Wirtshaus – vorgesehen ist laut Laggner eine bürgerliche Küche – fehle unter anderem noch eine Lüftungsanlage, diese werde später als gedacht geliefert. Auch die Außenanlagen müssen noch fertiggestellt werden. Er hoffe aber, dass Ende August auch dies fertig sei. Geöffnet sei täglich außer montags.
Laggner hatte das stark sanierungsbedürftige denkmalgeschützte Gebäude 2010 von der Stadt für rund 275 000 Euro erworben. Allerdings hatten sich bei der Sanierung Probleme ergeben, von gestiegenen Denkmalschutzauflagen bis zu Baustellendiebstahl. Mit dem jetzigen Projektfortschritt zeigt sich auch die zuletzt angesichts der ständigen Eröffnungsabsagen deutlich verärgerte Stadtverwaltung zufrieden. „Das Projekt ist auf einem guten Weg, um in Kürze erfolgreich abgeschlossen werden zu können“, erklärte Stadtsprecher Markus Klier den PNN auf Anfrage. Man sei mit dem Betreiber in regelmäßigen Kontakt, um sich vom Baufortschritt „an diesem wichtigen Gastronomiestandort“ zu überzeugen. Noch 2020 hatte die Stadt dem Gastronomen die Kündigung des damaligen Kaufvertrags angedroht, sollte er nicht bald eröffnen. Auch eine fünfstellige Vertragsstrafe hatte Laggner bereits zahlen müssen.
Krongut in der Krise
Laggner betreibt in Potsdam auch das „Augustiner“ in der Mittelstraße und das Restaurant Kongsnæs an der Schwanenallee. Beide liefen auch nach der Coronakrise gut, sagte er. Schwierig sei hingegen die Lage im Krongut Bornstedt. Dort habe allein die Bäckerei die ganze Woche über geöffnet, das Brauhaus sei nur noch am Wochenende geöffnet. Grund für die Einschränkungen seien die hohen Personalkosten bei gleichzeitig noch niedrigen Touristenzahlen: „Unter der Woche rentiert sich der Betrieb des Kronguts nicht.“ Die Mitarbeiter seien teils in anderen Restaurants der Laggner-Gruppe eingesetzt, so der Berliner Gastronom mit seinen rund 25 Gasthäusern. Man versuche, nun auch wieder mehr Veranstaltungen und private Feierlichkeiten zu organisieren, sagte Laggner.
Ausbauen wolle er auch die Bäckerei, die um ein Bistro samt Kaffeerösterei erweitert werden solle. Für leerstehende Räumlichkeiten – unter anderem gibt es aktuell kein Kunsthandwerk mehr im Krongut – suche man Nachmieter, zum Beispiel Künstler. Angesichts der Lage vor Ort wolle man auch nur geringe Mieten nehmen, kündigte Laggner an. Wie schnell das alles gehen soll, ließ er offen: „Wir wollen das in Ruhe entwickeln.“ Ein Verkauf des historischen Areals, einst Mustergut der Hohenzollern, stehe nicht zur Debatte, dafür sei die Immobilie schlicht zu wertvoll, sagte er. Das Kernproblem für das Krongut bleibe aber, dass vor Ort keine Parkmöglichkeiten für Busse vorhanden seien.
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Laggner hatte das Krongut 2008 übernommen. Seitdem kritisiert er regelmäßig die fehlende Haltemöglichkeit für Reisebusse, weil die Stadt zum Schutz von Anwohnern ein Einfahrtverbot für die Großfahrzeuge verhängt hatte und sich der Parkplatz dafür mehrere hundert Meter entfernt befindet. Allerdings ist dafür keine Lösung in Sicht. Stadtsprecherin Christine Homann teilte mit, es gebe derzeit keine Gespräche mit dem Betreiber zur Ausrichtung des Hauses. Schon in der Coronakrise hatte Laggner eingeräumt, dass durch Lockdown und die fehlenden Besucher auch der Pflegezustand des Ensembles gelitten habe – was sich zuletzt auch in einigen negativen Google-Bewertungen von enttäuschten Besuchern niedergeschlagen hat.
Verzögerung am Nauener Tor
Eigentlich wollten Patrick und Delia Großmann, Inhaber des Kaffee-Fachgeschäfts „Espressonisten“ in der Gutenbergstraße, ihr neues Bistro im Westflügel des Nauener Tors schon im August eröffnen. Mit ihrem Konzept hatten sie die Ausschreibung der Stadt für die Gastronomie an einem der attraktivsten Plätze der Stadt gewonnen – doch der bisherige Mieter Guido Greifenberg soll die Übergabe immer wieder verzögert haben. Das Ergebnis: Die Großmanns können diesen Flügel des stadteigenen Tors erst im Januar bewirtschaften.
Patrick Großmann will sich dort mit einem neuen Konzept vorstellen: den Eingangsbereich soll eine exklusive Espressomaschine dominieren, drinnen und draußen vor dem 1754 erbauten Tor, das als erstes neugotisches Bauwerk auf dem europäischen Kontinent gilt, werden Kuchen, Brot und Olivenöl, Salate, frische Antipasti, Oliven-Fenchel-Häppchen und Tramezzini, die mit Mozzarella, Pesto und Thunfisch belegten italienische Weißbrote serviert, dazu feinste Kaffees und Weine. „Wir wollen diesen Platz beleben, es soll ein kuscheliger Space werden für Potsdamer, aber auch für Touristen“, sagt Großmann. Zum Abend hin solle die Atmosphäre „übergleiten in so eine Weingeschichte, eine After-Work-Bar“.
Vorheriger Pächter wollte offenbar bleiben, unterlag aber
Vormieter Greifenberg, ein Potsdamer und als Großgastronom vor allem in der Bundeshauptstadt aktiv, hatte in dem nur 61 Quadratmeter großen Lokal mit Nebengelassen und überdachtem Außenbereich im Frühjahr 2009 das italienische Restaurant „Cancello” eröffnet. Der Chef der bekannten „Wannseeterrassen“ in Berlin zog sich schon vor eineinhalb Jahren aus dem „Pfeffer & Salz“ in der Brandenburger Straße zurück, angeblich wegen zu hoher Miete, wie es damals hieß. Doch im Nauener Tor wollte er offensichtlich bleiben: Er zählte zu den neun Bewerbern, die ihre Unterlagen beim Kommunalen Immobilien Service (KIS) einreichten.
In Potsdam wird darüber spekuliert, ob Greifenberg gekränkt war, als die Wahl eindeutig auf die Großmanns fiel und sich Greifenberg, so hieß es von Beteiligten, „sehr seltsam“ verhalten habe. „Der KIS hat alles in seiner Macht stehende unternommen, um Herrn Großmann die schnellstmögliche Aufnahme seines Geschäftsbetriebs zu ermöglichen“, sagte Bernd Richter, Chef des 230 Mitarbeiter zählenden KIS, den PNN. Doch Greifenberg sei „einfach nicht aus den Räumen rausgegangen“, sagt Großmann.
Die Stadt und Greifenberg kommunizieren nur noch über Anwälte miteinander, und es ist nicht ausgeschlossen, dass der KIS die Endabrechnung über das Mietobjekt vor Gericht durchsetzt: „Darauf können wir nicht verzichten, es geht schließlich um Steuergelder“, sagt Richter. Die PNN versuchten, Greifenberg telefonisch und via Mail zu den Vorwürfen zu befragen. Er reagierte nicht.
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