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Schnell, schneller, Sebastian Brendel. Der Potsdamer fuhr im Canadier-Einer über 1000 Meter die beste Zeit in der Geschichte des Kanu-Rennsports.
©  Ute Freise

Potsdamer Kanu-Rennsport: Eine Machtdemonstration

Beim Weltcup in Duisburg paddelt der Potsdamer Kanute Sebastian Brendel im Canadier-Einer über 1000 Meter eine neue Weltbestzeit und sicherte sich damit offiziell das Olympia-Ticket. Und auch Franziska Weber erfüllt in Duisburg die Rio-Norm.

Was Sebastian Brendel am Samstag beim Weltcup in Duisburg zeigte, war mehr als nur „ein Zeichen an die Konkurrenz“, wie er es formulierte. Seine Leistung im Canadier-Einer über 1000 Meter ließ sich als Machtdemonstration verbuchen. Der Potsdamer Kanu-Olympiasieger von 2012 und -Weltmeister der vergangenen beiden Jahre über diese Strecke gewann das stark besetzte Rennen von Duisburg in neuer Weltbestzeit. Nach 3:43,422 Minuten schob er die Spitze seines Bootes über die Ziellinie und war damit rund eine Sekunde schneller als bei seinem WM-Triumph 2014 – dem bis dato schnellsten Ein-Kilometer-Rennen im C1.

„Es ist ein sehr gutes Gefühl, bereits zu einem so frühen Zeitpunkt in der Saison so schnell zu fahren. Jetzt weiß ich, dass das Wintertraining richtig angeschlagen hat“, sagte Sebastian Brendel, der in seiner Paradedisziplin nunmehr sieben der elf besten Siegerzeiten bei internationalen Top-Events hält. „Solche Spitzenresultate kann man aber nur bei günstigen Bedingungen paddeln“, verwies er auf den unterstützenden Rückenwind, der auch am Samstag auf der Wedau-Regattabahn herrschte. Dort legte der 28-Jährige einen für ihn sehr typischen Rennverlauf hin: Zunächst fuhr er etwas defensiver und vollführte dann einen sensationellen Endspurt, wie es kein anderer kann. So flog der Ausnahmesportler noch an den Kontrahenten vorbei, zu denen auch Brendels Potsdamer Trainingspartner Ronald Verch gehörte, der sich ebenfalls stark präsentierte und Vierter wurde.

Goldgespann von London Weber/Dietze holt ebenfalls Weltcupsieg

Mit seinem Weltcupsieg erfüllte Sebastian Brendel auch die vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) gestellte Olympia-Anforderung und sicherte sich somit offiziell das Ticket nach Rio. Auf dem Weg dorthin stehen für ihn noch zwei Wettkämpfe auf dem Plan. Am nächsten Wochenende der Weltcup im tschechischen Racice und Ende Juni die Europameisterschaft in Moskau. „Das sind noch mal zwei Praxistests und ansonsten wird hart im Training gearbeitet, um für Olympia noch etwas draufzupacken“, erklärte Brendel, der in Duisburg zudem Fünfter im Canadier-Zweier über 1000 Meter wurde. Dieses Jahr hatte der Potsdamer mit Erik Rebstock aus Neubrandenburg getestet, ob für sie ein olympischer Start im Duo möglich ist. Weil Deutschland in dieser Disziplin keinen Quotenplatz holen konnte, ist das nun allerdings kein Thema mehr. „Das Zweier-Training hat mir aber etwas gebracht. Es waren gute, andere Impulse. Nun ist jedoch klar, dass mein Fokus wieder voll auf den Einer rückt.“

Wie Sebastian Brendel erbrachten beim ersten Weltcup der Saison auch weitere deutsche Athleten die Rio-Norm und gehören damit zum diesmal nur verhältnismäßig kleinen Olympia-Aufgebot der deutschen Kanu-Rennsportler – nur elf Plätze. Sicher dabei sind die Kajak-Männer Max Hoff, Max Rendschmidt und Marcus Groß – sowie Franziska Weber vom KC Potsdam und Tina Dietze aus Leipzig. Im Kajak-Zweier über 500 Meter gewann das olympische Gold-Gespann von London die Weltcup-Konkurrenz. „Rio, wir kommen“, schrieb Franziska Weber nach der gemeisterten Olympia-Qualifikation auf ihrer Facebook-Seite.

Rauhe nur Fünfter, Waßmuth muss in internen Wettstreit

Etwas weniger erfreut waren Ronald Rauhe und Tom Liebscher. Das Kajak-Sprint-Duo aus Potsdam und Dresden kam in Duisburg über die 200-Meter-Distanz nur auf Rang fünf ein, womit es die Norm noch nicht gemeistert hat. Beim Weltcup am kommenden Wochenende in Racice haben Rauhe/Liebscher aber eine weitere Chance, den nötigen Podestplatz vorzuweisen. Und selbst, wenn dies nicht gelingt: Da es auf nationaler Ebene gar keine nennenswerten Gegner für die beiden gibt, gelten die Doppel-Europameister ohnehin schon als gesetzt im Olympia-Team.

Und ob es neben Sebastian Brendel, Franziska Weber und Ronald Rauhe auch noch eine weitere Potsdamer Kanutin ins Rio-Aufgebot schafft, wird sich wohl in dieser Woche entscheiden. Im Vorfeld des Racice-Weltcups muss KCP-Athletin Conny Waßmuth einen DKV-internen Wettstreit gegen Sabrina Hering, Steffi Kriegerstein und Verena Hantl absolvieren. Dabei soll ermittelt werden, wer noch für die weiblichen Kajak-Rennen am Zuckerhut infrage kommt. 

In den nicht-olympischen Disziplinen erkämpften Athleten des KC Potsdam weitere Top-Platzierungen beim ersten Weltcup der Saison in Duisburg. Tabea Medert gewann im Kajak-Einer über 5000 Meter, Jan Vandrey durfte im Canadier-Einer über 500 Meter ebenso Rang zwei bejubeln wie Ronald Verch im C1 auf der 5000-Meter-Distanz, Franziska Weber belegte den vierten Platz mit dem Kajak-Vierer im 200-Meter-Sprint und die Nachwuchskräfte Annika Loske sowie Ophelia Preller (Canadier-Zweier/500 Meter) kamen als Fünfte ins Ziel. 

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