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Geschichten eines Machtmissbrauchs: Eine gemalte Warnung für den Kronprinzen

Für die Ausstellung „Wege des Barock“ im Barberini werden in Potsdam zwei Werke der Schlösserstiftung aus dem 17. Jahrhundert aufwendig restauriert.

Potsdam - Friedrich II. hat sie extra für sein größtes Schloss gekauft . „Lukretia und Sextus Tarquinius“ und „Bathseba im Bad“ ließ er eigens aus Italien nach Potsdam holen und in die Wand des Tanzsaals im Neuen Palais einlassen. Leisten wurden davor genagelt, das Ganze schließlich noch verputzt und vergoldet, sodass die Wand wie ein extra gefertigter Rahmen für die Bilder wirkte. Nicht zuletzt deshalb war es besonders schwierig, die Gemälde aus ihrer festen Halterung zu entfernen. Und weil der Tanzsaal wegen des einsturzgefährdeten Bodens ohnehin seit Jahren gesperrt ist, konnte in den letzten Jahrzehnten nur selten jemand einen Blick auf die wertvollen Bilder werfen, die von der italienischen Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1593-1654) geschaffen wurden.

Das wird sich nun zumindest zeitweise ändern. Mit großzügiger finanzieller Unterstützung des Museums Barberini konnte die Schlösserstiftung die Gemälde ausbauen und im hauseigenen Wissenschafts- und Restaurierungszentrum in der Zimmerstraße restaurieren lassen. Ab dem 13. Juli werden sie in der Sommerausstellung „Wege des Barock. Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom“ gezeigt, in der zudem weitere Meisterwerke aus den genannten römischen Museen zu sehen sind (siehe unten).

„Restauration heißt nicht, dass wir die Gemälde in ihre ursprüngliche Form bringen“, erklärt Bärbel Jakisch, Leiterin der Gemälderestaurierung der Stiftung, bei der Präsentation der Bilder am Freitag. Deshalb versuche sie auch nicht, das leichte Rot wiederherzustellen, das Artemisa offenbar in die Schatten der Falten des gelben Tuchs der Bathseba gemalt hatte. „Der Auftrag ist: So wenig wie möglich an dem Gemälde verändern. Denn auch die neue Farbe altert, sie verändert sich und wirkt schließlich fleckig.“

Die Bilder erzählen tragische Geschichten eines Machtmissbrauchs. Die Geschichte der Bathseba entstammt dem Alten Testament. König David verliebte sich in die schöne Bathseba und zeugte mit ihr ein Kind, das David dann ihrem Ehemann, dem Offizier Uriah anhängen wollte. Als das misslang, sandte er Uriah in den sicheren Tod an die Front und heiratete Bathseba. Gott war aber erzürnt und ließ das Kind kurz nach der Geburt sterben.

Auch das Bild der Lukretia enthält eine Warnung. Sextus Tarquinius war Prinz einer römischen Herrscher Familie. Er vergewaltigte Lukretia, die sich daraufhin das Leben nahm. Das Volk erzürnte darüber so sehr, dass in einem Bürgeraufstand die Monarchie abgeschafft und die römische Republik ausgerufen wurde. Franziska Windt, Gemäldekustodin der Stiftung, vermutet, dass Friedrich II. diese Bilder gerade wegen ihres Inhalts nicht ohne Hintergedanken in den Tanzsaal einbauen ließ – unmittelbar vor der Wohnung des Kronprinzen. Dem Monarchen war der in seinen Augen eher liederliche Lebenswandel seines Neffen, des späteren Friedrich Wilhelm II., stets ein Dorn im Auge. Der König erhoffte sich wohl eine mahnende Wirkung von den Bildern.

Wie bei solchen Fällen üblich, wurden auch bei diesen Gemälden über die Jahrhunderte kleinere Schäden immer wieder übermalt, sodass sie schließlich vor allem fleckig wirkten.

Seit Dezember arbeitet Jakisch an der Behebung der Schäden, trug mit Lösungsmitteln vorsichtig den Firnis, eine Schutzschicht aus Lack, ab und anschließend Schicht für Schicht die Übermalungen – um schlussendlich in aller Vorsicht die Schadstellen möglichst originalgetreu zu übermalen. Weil diese aufwendige Arbeit in so kurzer Zeit aber nicht von der Stiftung allein geleistet werden konnte, wurden zwei freie Restauratorinnen mit der Restaurierung der „Lukretia“ beauftragt.

Für die Schau im Barberini werden die Gemälde präsentabel sein, aber noch nicht fertig. „Für den Laien ist das nicht erkennbar“, sagt Jakisch. Nach dem Ende der Ausstellung werden die Bilder fertig restauriert, bevor sie ins Neue Palais zurückkehren. Spätestens 2030 können sie dann auch dort wieder besichtigt werden. Bis dahin will die Stiftung den Tanzsaal nebst Fußboden saniert haben.

Programm

Das Museum Barberini am Alten Markt präsentiert vom 13. Juli bis zum 6. Oktober die Ausstellung „Wege des Barock. Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom“. Gezeigt werden 54 Meisterwerke aus den Sammlungen der Palazzi Barberini und Corsini sowie drei Potsdamer Gemälde mit italienischem Ursprung. Die Ausstellung wurde auch Mottostifter des Themenjahrs 2019 „Italien in Potsdam“. Im Mai sind mehrere Führungen geplant, bei denen sich die Teilnehmer auf eine Suche nach Italiens Spuren in der Landeshauptstadt begeben. Am 1. Mai ab 14 Uhr macht die Führung „Park Sanssouci – Der Traum von Italien“ den Auftakt. Die Karten kosten 9 Euro. Tickets und weitere Informationen unter www.potsdamtourismus.de und unter www.italien-in-potsdam.de nai

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