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Weißes Hemd statt Trainerkutte. Sven Thoß lädt im Januar zum 20. Mal zum Potsdamer Hallenmasters ein.
© Jan Kuppert

Potsdamer Fußball-Hallenmasters 2015: Ein Studentenprojekt kommt in die Jahre

Vor 20 Jahren organisierte Sven Thoß das erste Potsdamer Hallenmasters. Eine Erfolgsgeschichte.

Den Garderoben-Wechsel wird Sven Thoß nun schon zum 20. Mal praktizieren. Seit zwei Jahrzehnten legt der Fußballcoach Anfang des Jahres die Trainerkutte ab, steigt in einen Anzug und knöpft ein weißes Hemd zu. „Allzu oft trage ich einen Anzug nicht, vielleicht drei-, viermal im Jahr“, sagt Thoß. Sein eigenes Fußball-Hallenmasters dekoriert er aber beständig im feinen Zwirn – so auch am 17. Januar 2015.

1994 feierte Thoß mit seiner Idee eines Potsdamer Hallen-Masters Premiere. Er wollte nur regionale Mannschaften beteiligen, die während der Saison aufgrund ihrer unterschiedlichen Liga-Zugehörigkeit kaum aufeinandertreffen – nach dem Vorbild eines Weihnachtsturniers der SG Bornim aus DDR-Zeiten. Das Turnier 1994 war letztlich das Ergebnis einer Semesterarbeit des damaligen Sportstudenten Thoß. Im Rahmen eines Sportmarketing-Seminars hatte er sich gemeinsam mit drei Kommilitonen überlegt, was ein gutes Projekt sein könnte. Und für den damals selbst noch aktiven Fußballer lag es schlichtweg nahe, ein Hallen-Turnier zu veranstalten. Dieses gab es dann vor 300 Zuschauern in der Uni-Sporthalle in Golm, unterstützt von fünf Sponsoren und mit Fortuna Babelsberg als erstem Turniersieger. „Den meisten Aufwand hatte ohnehin ich selbst, also habe ich das nächste Turnier gleich allein organisiert.“

Golm, Heinrich-Mann-Alle, MBS-Arena

Lange Zeit gab es den Budenzauber in der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee, die 17. Auflage wurde zum Abschiedsturnier an der alten Traditionsstätte. Dann zog Thoß mit dem Masters in die MBS-Arena im Luftschiffhafen, was die Kosten zwar steigen ließ, „aber ein Gewinn ist“, wie der 48-Jährige sagt. Statt Bockwurstduft im zugigen Foyer der Heinrich-Mann-Sporthalle und Stützpfeilern, die einem die Sicht versperren, gibt es nunmehr ViP-Catering, uneingeschränktes Zuschauer-Vergnügen und eine großflächige LED-Anzeige.

„Und nun also das Jubiläum“, sagt Thoß – durchaus etwas bedächtig. Längst ist aus dem Studenten-Projekt ein fester Platz im Terminkalender von Fußballvereinen und Fans geworden. Thoß selbst hat mit den Jahren reichlich Organisationsroutine entwickelt, ein Selbstläufer ist das Turnier aber keinesfalls. Im Juni beginnt er mit den Vorbereitungen, führt Terminabsprachen für die Hallennutzung, akquiriert Sponsoren, von denen ihm viele seit Jahren die Treue halten. Gemeinsam mit Sven Lange und seinem Neffen Felix Thoß, der für den Werderaner FC in der Brandenburgliga kickt, bildet der 48-Jährige das Organisationskomitee. „Seit Wochen steht in meinem Wohnzimmer in bewährter Manier ein Flipchart mit einer großen Checkliste, die sich mehr und mehr mit Häkchen füllt“, so Thoß.

Gute Fußballkost hat das Turnier schon immer geboten

Auf ein Rahmenprogramm mit Showacts wird diesmal verzichtet. „Ich will den Ablauf straffen, das Turnier kurzweiliger machen“, sagt Thoß. Gute Fußballkost hat das Potsdamer Hallenmasters schon immer geboten. Bereits zur dritten Auflage hatte Thoß den 1. FC Union Berlin verpflichten können, der damals in der Regionalliga spielte. Das damalige Spiel gegen den SV Babelsberg 03 hat er als besonders stimmungsvoll in Erinnerung. „Von der Atmosphäre her war das in all den Jahren schon ein Highlight“, sagt er. Als das sportlich beste Turnier nennt Thoß das letztjährige, das der SV Babelsberg im Finale gegen den Brandenburg SC Süd 05 gewann. Der Oberligist ist Thoß’ aktueller Verein, seine Trainerlaufbahn begann er als Co-Trainer von Bernd Schröder beim 1. FFC Turbine Potsdam, später betreute er als Chefcoach die Fußballerinnen von Tennis Borussia Berlin, Lok Leipzig und Hohen Neuendorf sowie die Männer des Werderaner FC. Thoß ist also bestens vernetzt in der Fußball-Landschaft der Region, was es ihm leicht macht, Teams zu seinem Masters einzuladen. Auch in diesem Jahr hätten alle sofort wieder zugesagt.

Rückkehr zu den Anfängen des Turniers

Das Jubiläums-Masters bezeichnet Thoß als Rückkehr zu den Anfängen. Hin und wieder hatte er in den vergangenen Jahren Mannschaften aus weiterer Entfernung – so auch aus Polen und Tschechien – nach Potsdam geholt. Kommenden Januar werden ausnahmslos zehn regionale Teams auflaufen – neben den beiden Vorjahresfinalisten der aktuelle Landesliga-Spitzenreiter Grün Weiß Brieselang, die Brandenburgligisten vom Werderaner FC und RSV Eintracht Stahnsdorf, Landesligist FSV Babelsberg 74, die Potsdamer Landesklasseteams Fortuna Babelsberg, SG Bornim und Lok Potsdam sowie der Kreisligist Juventas Crew Alpha. Diesen nennt Thoß einen jungen, engagierten und aufstrebenden Verein, der sich eine Teilnahme am Masters verdient habe.

Mit dem geballten Lokalkolorit erhofft sich Thoß ein reges Interesse Potsdamer Fußballfans, zumal er über die Ränge der MBS Arena verteilt den Vereinen eigene Fanblöcke einrichtet. Es soll ein Come-together der Potsdamer Fußballfamilie sein – ganz im ursprünglichen Sinn des Turniers vor 20 Jahren. Zum Jubiläum wird es nach Abpfiff der 20. Auflage in der Kanuscheune eine Players-Night mit Spielern, Trainern, Betreuern und Angehörigen geben.

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