Skateplätze in Potsdam: Ein schwieriges Pflaster für Skater
Potsdams Skate-Anlagen sind marode und veraltet. Nun fordern Skater den Umbau von zwei Plätzen. Am liebsten wollen sie dabei selbst Hand anlegen.
Potsdam - Für Skateboarder ist Potsdam ein schwieriges Pflaster – buchstäblich: Viele Kopfsteinpflasterstraßen, veraltete Skateplätze, baufällige Anlagen. Quantitativ betrachtet steht Potsdam gut da: Rund ein Dutzend öffentlicher Skateplätze sind über die Stadt verteilt. Aber: „All diese Plätze sind zwischen zehn und 15 Jahren alt, wurden an Bedarfen vorbei geplant, mit wenig bis gar keiner Beteiligung der Nutzer gebaut und sind mittlerweile sehr marode“, so Katja Altenburg.
Die Geschäftsführerin des Stadtjugendrings Potsdam (SJR) ist Sprecherin des „Rollrausch e.V.“, der Interessenvertretung für Fun-Sportarten wie Skateboarden, BMX oder Inlineskaten, die aus Mitgliedern der Wildwuchs-Streetworker, des Kinder- und Jugendhauses „jwd“, des Lindenparks Potsdam und des SJR besteht. Im September war das Rollsportkollektiv in der Stadt unterwegs und hat eine Bestandsaufnahme vorgenommen.
Manche Skateparks sind kaum noch nutzbar
Mit traurigem Ergebnis: Manche Anlagen, wie der Skatepark am Otto-Hahn-Ring am Stern, sind durch Abnutzung und Vandalismus völlig verwahrlost, andere so kaputt, dass sie kaum noch zu benutzen sind – es sei denn, man nimmt Verletzungen in Kauf. „Die Skateplätze haben es nötig, weil sie langsam gefährlich werden“, sagt Tinko Jäckel von „jwd“ und Lindenpark. Auf vielen Plätzen reißt der Asphalt auf, es bilden sich Stolperstellen im Boden, die Betonkanten bröckeln, Rampen sinken in den Boden ein. „Für Profis ist es teilweise zu gefährlich, um da zu fahren“, sagt der Potsdamer Skater Phillip Hader.
Nun sind die Rollsportler selbst aktiv geworden: Bei mehreren Workshops im vergangenen Herbst, an denen auch Mitarbeiter des Potsdamer Grünflächenamts beteiligt waren, haben die Rollrausch-Aktivisten zwei Plätze identifiziert, die prädestiniert für eine umfassende Sanierung wären, und konkrete Vorschläge für einen Umbau erarbeitet. Dabei handelt es sich zum einen um den „E-Park“ am Umspannwerk an der Friedrich-List-Straße und zum anderen um die Anlage am westlichen Ende der Kantstraße in Potsdam West. Für den 2004 errichteten E-Park schlagen die Skater vor, die vorhandene Grundfläche zu nutzen, neue Elemente wie „Speed Bumps“ zu bauen sowie bereits bestehende Elemente auszubauen und etwa durch Rampen zu verlängern.
Potsdam hinkt 15 bis 20 Jahre hinterher
Dabei geht es nicht nur um Sicherheit, sondern auch darum, die Anlagen attraktiver zu machen: „Potsdam hinkt 15 bis 20 Jahre hinterher“, klagt Hader. Die Skater seien beim Bau der meisten Anlagen nicht gefragt worden, was sie eigentlich bräuchten und sich wünschten, sagt auch Altenburg. So findet man auf den Plätzen oft Fehlplanungen wie falsch gesetzte Kanten oder Wege, die im Nichts enden. Besonders augenfällig: Die „Bowl“ am Skatepark Kantstraße. Ein rundes Asphaltbecken, das eigentlich ein beliebtes Element für Skater ist, in diesem Fall jedoch viel zu niedrig gebaut wurde. „Man kann den Schwung überhaupt nicht halten“, sagt Jäckel. Er schlägt vor, die Bowl an den Rändern zu erhöhen, damit sie tatsächlich genutzt werden kann.
Zudem soll der Platz auch für andere Rollsportler nutzbar werden, etwa für die „Prussian Fat Cats“: Das Roller-Derby- Team sucht schon lange nach einem geeigneten Spielfeld für Turnierspiele in Potsdam, der Skatepark Kantstraße würde sich nach einem kleinen Umbau dafür anbieten. Da viele Potsdamer Skater bereits Erfahrung im Bau von Skateanlagen haben, bieten sie der Stadt an, die Änderungen entweder nach gemeinsamer Absprache selbst vorzunehmen oder erfahrene Firmen zu kontaktieren. „Dann wird es vielleicht auch billiger, weil nichts Unnötiges geplant wird“, sagt Barbara Paech von Wildwuchs.
Keine Möglichkeit, bei schlechtem Wetter zu skaten
Ihre Forderungen sowie Videoaufnahmen der maroden Plätze haben die Rollsportler in einem kurzen Film mit dem Titel „Seid ihr noch zu rollen?“ zusammengefasst, der demnächst auch an die Stadtverordneten herangetragen werden soll, um die Debatte um angemessene Skateplätze neu zu beleben. Im Hintergrund steht dabei auch die Forderung nach der Skatehalle, für die bislang keinerlei Ersatz geschaffen wurde und wegen der sich Rollrausch ursprünglich gegründet hat: Seit dem Abriss der Halle 2008 gibt es in Potsdam bis auf eine abgedeckte Rampe im Lindenpark keine Möglichkeit, im Winter oder bei schlechtem Wetter zu skaten.
Der Bedarf für gute Anlagen sei in Potsdam vorhanden und das wisse die Stadt auch, sagt Altenburg: „Aber wenn die Stadt sich nicht kümmert, nehmen die Jugendlichen die Sache selbst in die Hand.“ Tatsächlich bauen Skater in Potsdam immer wieder in Eigenregie Anlagen, etwa im Sommer 2016, als neben dem alternativen Kulturzentrum „La Datscha“ an der Humboldtbrücke eine Minirampe errichtet wurde. Nachdem die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, der das Grundstück gehörte, Druck gemacht hatte, wurde die Anlage wieder abgerissen. Auch am Bassinplatz seien schon öfters kleinere „Skate-Möbel“ gebaut worden, sagt Tinko Jäckel: „Das waren alles durchdachte Sachen, die haben keinen gestört und haben wenig gekostet, wurden aber immer von städtischer Seite gecancelt.“
Wunsch nach unkonventionellen Wegen
Er wünscht sich von der Stadt die Bereitschaft, die Bedürfnisse der Rollsportler endlich anzuerkennen und auch mal unkonventionelle Wege zu beschreiten: „Andere Städte machen es vor und haben zum Beispiel Flächen unter Brücken zum Skaten freigegeben“, sagt Jäckel. Das könnte man in Potsdam auch, etwa unter der Brücke der Nuthe-Schnellstraße bei Alt Nowawes. Lediglich ein Netz müsste angebracht werden, damit Skateboards nicht auf die Straße rollen. „Dann hätte man auch einen trockenen Platz“, so Jäckel.
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Im Potsdamer Stadtgebiet gibt es mehrere Orte, an denen sich Skater ausprobieren können. Ein Überblick.
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