Potsdamer Talente: Schwimmer Melvin Imoudu: Ein Rohdiamant im Wasser
Der Potsdamer Melvin Imoudu düpierte bei der nationalen Meisterschaft in Berlin die deutsche Brustschwimm-Elite und verzückt den Bundestrainer. Hinter Imoudu liegt eine lange Zeit auf dem Trockenen. In Berlin durfte der "Luftikus" auch noch einen Staffrekord bejubeln.
Melvin Imoudu musste erst mal durchschnaufen. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, stand der 19-Jährige schwer nach Luft ringend am Beckenrand. Als er sich dann wieder aufrichten konnte, war seine Perplexität zu erkennen: Er hatte gerade die versammelte deutsche Brustschwimmer-Elite düpiert und sich mit 1:00,66 Minuten zum Deutschen Meister über 100 Meter Brust gekürt. Es war nicht der erste Titel für den Schwimmer vom Potsdamer SV bei den Deutschen Meisterschaften (DM) in Berlin. Zuvor hatte sich Imoudu bereits in 27,39 Sekunden die nationale Krone über 50 Meter gesichert. Hatte er jenen Sieg jedoch „schon auch ein bisschen erwartet“, so ließ ihn der Erfolg über die doppelte Distanz verdutzt zurück. „Keinen Plan, wie ich das geschafft habe, das war schon krass“, sagte er nur. Und: „Ich wollte einfach voll angehen und dann gucken, wie es hinten raus läuft.“
Coaches attestieren ihm viel Potenzial
Mit dieser Einstellung, mit diesem Mut zum Risiko, ist Imoudu ein Athlet ganz nach dem Geschmack von Jörg Hoffmann, bei dem er seit einem Jahr trainiert, und den er mit seiner 100-Meter-Leistung ähnlich überrascht zurückließ. „Das zeigt mir auch, dass man dann nächstes Jahr auch mal Ernst machen kann mit ihm“, sagte Hoffmann und meinte damit den Angriff auf die Olympischen Spiele 2020. Imoudu war mit seiner Schwester, Volleyballerin Denise Imoudu, nach Potsdam gekommen, hatte aber aufgrund einer Verletzung zwei Jahre lang gar nicht im Wasser arbeiten können. Athletiktraining, Stabilisationsübungen – das war sein täglich Brot. „Das kommt ihm nun natürlich zugute“, sagt Hoffmann.
Angesprochen auf das Talent aus Potsdam berichtet Bundestrainer Henning Lambertz mit einem amüsierten Lächeln von einer Episode während der Kaderleistungsdiagnostik in Hamburg: Ohne zu wissen, wie er mit den Geräten überhaupt umgehen solle, habe er doch gleich den imposanten Sprunghöhenrekord vom mittlerweile zurückgetretenen Kurzbahnweltrekordler Steffen Deibler gebrochen. 73 Zentimeter habe die Messplattenübung ergeben. Satte fünf Zentimeter höher als Sprungmeister Deibler. Diese Geschichte, sie sollte verdeutlichen, was Lambertz in dem 19-Jährigen sieht: „Er ist ein Rohdiamant mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Er macht auch noch viele markanten Fehler im Wasser, aber das ist nichts, was sie in Potsdam nicht bearbeiten könnten.“ Auch Hoffmann spricht „technische Reserven“ und ein „durchwachsenes Wassergefühl“ an und sagt: „Er hat noch viel Potenzial.“ Im Training sei er zudem eher ein Luftikus. „Er kann sich keine zehn Minuten konzentrieren“, sagt Hoffmann, kann dem aber auch Positives abgewinnen: „Der macht sich einfach nicht so viele Gedanken.“ Nach den German Open im April sei sein Schützling zudem in ein Loch gefallen, aus dem sein Trainer ihn nur schwer mit dem Verweis auf die langfristigen Ziele raustreiben konnte.
EM-Starter Diener holt Titel-Triple
Es hat sich gelohnt. Umso mehr, als dass er seine DM-Reise noch zusammen mit Christian Diener, Eric Friese und Yannick Lebherz mit dem Sieg über 4x100-Meter- Lagen abrunden konnte – deutscher Rekord inklusive. Schmetterlingsspezialist Friese hat indes keinen so guten Start in die DM erwischt. Über die Sprintdistanz habe er eine andere Technik ausprobieren wollen. „Das hat nicht so gut geklappt“, sagte der 19-Jährige nach Platz fünf über 50 Meter (24,09 Sekunden). Mit alter Technik schmetterte er tags darauf über die doppelte Distanz in 52,85 Sekunden auf Rang zwei hinter dem Hamburger DM-Überflieger Ramon Klenz (52,59).
Imoudu und Friese – zwei dieser jungen Wilden, die auch den Etablierten in Potsdam einheizen. Christian Diener etwa, der einzige EM-Teilnehmer aus Potsdam, sagte, die Teenies im Team brächten durchaus Spaß ins Becken, spornten ihn gleichzeitig aber auch an. Für den EM-Zweiten von 2014 war die DM, die er mit Titeln über 50 (25,2 Sekunden), 100 (54,60 Sekunden) und 200 Meter Rücken (1:59,19 Minuten) nach krankheitsbedingten Rückständen erfolgreicher abschließen konnte als gedacht, nicht mehr als ein Testwettkampf auf dem Weg nach Glasgow. Seine schlichte Bilanz: „Wir wissen jetzt, was wir noch machen müssen.“
+++ Lagenstaffel schwimmt Deutschen Rekord +++
„Wenn man in allen Lagen etwas zu bieten hat, dann sollte man die Chance auch nutzen“, so beschreibt Yannick Lebherz den Grund, aus dem erstmals eine Lagen-Staffel des Potsdamer SV bei der Deutsche Meisterschaft am Start war: „Wir haben vor vier Wochen die Quali-Zeit geschwommen mit dem Ziel, hier den deutschen Rekord zu knacken.“ Gesagt, geknackt: Christian Diener (Rücken), Melvin Imoudu (Brust), Eric Friese (Delphin) und Yannick Lebherz (Freistil) blieben mit 3:38,31 Minuten mehr als zwei Sekunden unter der neun Jahre alten Bestmarke, die noch aus der Zeit der mittlerweile verbotenen Hightech-Anzüge stammte.
Sabrina Knoll
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