Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Ein Mann mit Mission
Der Potsdamer Klimaforscher Joachim Schellnhuber stellt Öko-Enzyklika des Papstes vor.
Er wird auch „Merkels Klimaflüsterer“ genannt. Er ist ein herausragender Physiker, der sich nicht in den Elfenbeinturm der Wissenschaft zurückgezogen hat. Hans Joachim Schellnhuber (66) ist ein heimlicher Star der Umweltpolitik. Der Forschungsmanager, der das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) anführt, hat auch die Weltklimapolitik wesentlich geprägt. Am Donnerstag stellt er im Vatikan die neue Umweltenzyklika des Papstes vor.
Bereits Ende April hatte Schellnhuber im Vatikan an einer Konferenz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften teilgenommen. Ziel des Treffens, bei dem Papst Franziskus auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte: eine weltweite Bewegung gegen den Klimawandel. „Der vom Menschen ausgelöste Klimawandel ist eine wissenschaftliche Realität, und es ist ein moralisches und religiöses Gebot, ihn entschlossen zu begrenzen“, heißt es in der verabschiedeten Erklärung. Auch die Religionen sollen in das mühsame Ringen um Klimaschutz und Entwicklung eingebunden werden.
Ein Jahr der Weichenstellung
Für Schellnhuber, der sein Büro auf dem Potsdamer Telegrafenberg hat, wo in den 1920er-Jahren auch Albert Einstein arbeitete, ist 2015 ein Jahr der Weichenstellungen: „Es wird die Lebensumstände unserer Enkel und auch derer Enkel maßgeblich mitbestimmen“, sagt er mit Blick vor allem auf den Weltklimagipfel in Paris im Herbst. Die Politik könne entweder beginnen, sorgsam mit den knappen Ressourcen zu wirtschaften – oder endgültig vor den großen Problemen kapitulieren.
Der Physiker weiß, wie langsam die Politik arbeitet. Die „Krankheit des Patienten Erde“ sei diagnostiziert, sagte Schellnhuber schon Anfang der 90er-Jahre. Der Planet benötige schnellstens eine „Therapie“. Schon heute seien häufigere Wetterextreme, abschmelzende Gletscher und der Anstieg des Meeresspiegels unübersehbare Menetekel. Für Schellnhuber ist klar: Die Menschheit ist fähig, den Faktor Natur strategisch zu beeinflussen. Zur Resignation neigt er aber nicht. Im Gegenteil: „Ich habe den Eindruck, dass die Botschaft vom Klimaschutz immer tiefer ins kollektive Bewusstsein einsinkt, sogar bis hinein in das der Kommunistischen Partei Chinas“, sagte er kürzlich. „Es gibt überhaupt keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.“
Thomas Jansen
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