PNN-Olympiaserie "Rio ruft" - die Potsdamer Teilnehmer: Ein Mammutprogramm mit dem Paddelboot
Im Vergleich zu vorhergehenden Olympiaden wurde für die Sommerspiele 2016 der Zeitplan der Kanu-Rennsport-Wettbewerbe verändert. Dadurch kann die Potsdamerin Franziska Weber nun gleich auf drei Strecken an den Start gehen und um die „Rio-Klunker“ kämpfen.
In der Lagune „Lagoa Rodrigo de Freitas“ wird Franziska Weber gehörig metern. Zigfach hin und her über das olympische Gewässer von Rio. Ein Mammutprogramm mit dem Paddelboot wartet auf die Kanu-Rennsportlerin des KC Potsdam bei den Sommerspielen 2016, wo sie in gleich drei Disziplinen antritt. Jeweils auf der 500-Meter-Distanz ist ihr Einsatz im Kajak-Einer, -Zweier und -Vierer geplant. „Das ist etwas Außergewöhnliches. Dreifachstarts bei Olympia waren so bisher noch nicht möglich, weil es der Zeitplan nicht zugelassen hatte. Es gab Überschneidungen“, erzählt sie. Für Rio wurde nunmehr die Wettkampffolge an den sechs Renntagen anders strukturiert, wodurch sich letztlich die Triple-Teilnahme realisieren lässt.
Ihrem Körper wird die dreifache Welt- sowie vierfache Europameisterin damit alles abverlangen. „Man schüttelt das nicht mal eben so aus dem Arm, aber ich fühle mich bereit dafür und möchte mich unbedingt dieser Herausforderung stellen“, sagt sie. Großen Respekt hat Franziska Weber davor. Das ist spürbar, wenn sie über ihre Mission am Zuckerhut spricht. Noch viel größer ist jedoch die Euphorie. Schließlich erfüllt sich für die 27-Jährige der sehnliche Wunsch, beim größten Athletentreffen der Erde die Liebe zu ihrem Sport in vollen Zügen ausleben zu können. „Mein Herz schlägt für alle drei Strecken. Daher wollte ich sie auch alle gerne fahren und hätte mich nicht gegen eine entscheiden können.“ Und so wartete das in den Mannschaftsbooten gesetzte KCP-Ass einfach ab, ob die Verantwortlichen des Deutschen Kanu-Verbandes ihrer stärksten Frau im Team auch für den Solo-Auftritt grünes Licht geben. Das haben sie. Wobei Chef-Bundestrainer Reiner Kießler betont: „Der Schwerpunkt liegt aber auf dem Zweier und Vierer.“
Weber: „Zu drei Medaillen würde ich nicht ne sagen“
In diesen Bootsklassen war Franziska Weber bereits bei ihrem Olympiadebüt erfolgreich. 2012 in London holte sie Gold im Duett und Silber im Quartett. Das sind Leistungen, die sie stolz machen, für ihr ganzes Leben. Aber nun, wenn es zu dem nächsten Akt unter den fünf Ringen geht, seien die vergangenen Erfolge für den Moment völlig unbedeutend. „Es interessiert dich nicht, was mal war“, erklärt Brandenburgs viermalige Sportlerin des Jahres: „Solche Klunker von London hast du ja schon, weitere bekommst du auch nicht mehr. Aber die von Rio, die brauchst du jetzt noch. Das treibt dich an.“
Das nötige Potenzial, das es braucht, um ein Edelmetall-Schmuckstück der 31. Sommerspiele zu ergattern, wähnt sie sowohl im Einer als auch im Zweier mit ihrer Goldpartnerin von London Tina Dietze (Leipzig) sowie im Vierer mit Dietze, Sabrina Hering (Hannover) und Steffi Kriegerstein (Dresden). „Zu drei Medaillen würde ich nicht ne sagen“, meint die gebürtige Potsdamerin und kichert kurz, ehe sie voller Ernst nachschiebt: „Es wird aber jeweils sehr schwierig, weil die Weltspitze extrem zusammengerückt ist.“ Daher möchte sie sich selbst nicht ausschließlich nur an den Platzierungen messen, sondern hat eine andere Maxime ausgelobt. „Wenn ich über die Ziellinie gefahren bin, will ich in den Spiegel schauen und sagen können: Das war alles, was ich geben konnte. Wenn das der Fall ist, kann ich mit mir zufrieden sein“, erklärt Franziska Weber.
Nächstes Jahr ist wieder Zeit für eine "Ausbildungsoffensive"
Deren seit 1999 andauernde Kanu-Karriere wird auch über Rio hinaus fortgesetzt, wie sie klar macht. Nächste Saison sollen aber die Prioritäten verändert werden. „Das Jahr nach Olympia ist immer der beste Zeitpunkt für eine Ausbildungsoffensive. Da kann man gut an der beruflichen Zukunft arbeiten“, meint die Vorzeigeathletin, die ihr Bauingenieurswesen-Studium an der Fachhochschule Potsdam zuletzt ruhen ließ. Für den Sport bündelte sie all ihre Kräfte. Und die wird sie komplett brauchen bei ihrem olympischen Mammutprogramm.
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