zum Hauptinhalt
Gelassen. Trotz seiner Niederlagen beim Weltcup ist Sebastian Brendel optimistisch - Mut macht ihm die vergangene Saison.
© Ralf Hirschberger/dpa

Potsdamer Kanu-Rennsport: Ehrgeiz geschürt

Während Routinier Ronald Rauhe und Youngster Annika Loske für Potsdamer Siege beim Kanu-Weltcup in Duisburg sorgten, musste sich Sebastian Brendel geschlagen geben. Besonders stachelt ihn an, dass er die Weltbestzeit auf seiner Paradestrecke abtreten musste.

Goldglanz beim Weltcup in Duisburg gab es für den Kanu Club Potsdam zum Abschluss der Rennen. Erst holte Routinier Ronald Rauhe am gestrigen Sonntag mit dem deutschen Weltmeister-Kajakvierer über 500 Meter den Sieg, dann triumphierte die junge Canadierdame Annika Loske auf der 5000-Meter-Langstrecke – ihr erstes Podiumsresultat im Weltcup. Zuvor heimste der KCP bereits zweimal Silber und dreimal Bronze ein.

„Basti wird noch einiges draufpacken müssen“

Daran beteiligt war natürlich Sebastian Brendel. Wenngleich er diesmal eben keinen Sieg feiern konnte. Der Canadierfahrer wurde im Einer auf der 500- und 1000-Meter-Distanz jeweils Dritter hinter dem Tschechen Martin Fuksa und Isaquias Queiroz dos Santos aus Brasilien. Nervös macht das einen Sebastian Brendel aber nicht. In den vergangenen Jahren, in denen er die Szene so beeindruckend dominierte, hat er sich eine gewisse Gelassenheit angeeignet. „Die letzte Saison hat ähnlich angefangen. Von daher bin ich da recht optimistisch für die nächsten Aufgaben. Es ist ja noch genug Zeit“, sagte er mit Rückblick auf 2017. Da hatte er in seiner Paradedisziplin – dem einen Kilometer – auch zweimal gegen Fuksa verloren, um letztlich in dessen Heimat dann doch wieder auf den WM-Thron zu paddeln. Allerdings mahnte gestern sein Trainer Ralph Welke: „Basti wird noch einiges draufpacken müssen.“

Denn wie sein Schützling selbst zugab, war der Abstand zum siegreichen tschechischen Rivalen etwas groß. Rund dreieinhalb Sekunden. Und nicht nur das. Martin Fuksa unterbot mit 3:42,385 Minuten auch noch Brendels Weltbestzeit um mehr als eine Sekunde. „Das ärgert ihn schon zeimlich“, verriet Welke und weiß zugleich, dass dies den Ehrgeiz des Potsdamer Ausnahmekönners umso mehr schüren wird. Einen Faktor für den Rückstand im Einer-Rennen wollte der Coach nicht außer Acht lassen. „Basti hatte schon eine Menge Belastung hinter sich.“ Kurzfristig war Brendel in der Zweier-Konkurrenz für den erkrankten Conrad Scheibner eingesprungen und zusammen mit Michael Müller gefahren. Sie wurden beim Sieg der deutschen Weltmeister Yul Oeltze/Peter Kretschmer Fünfte. „Das waren drei Mal 1000 Meter zusätzlich. Körperlich muss man das erst einmal wegstecken“, ordnete Ralph Welke ein.

Übersichtlicher Wettkampfkalender 2018

Als KCP-Cheftrainer fiel sein Urteil zum Potsdamer Gesamtauftritt an der Wedau „grundsätzlich positiv“ aus. „Wir haben eine ordentliche Basis gezeigt, aber auch viel Luft nach oben.“ Auf olympischen Strecken schafften es noch drei Kajakspezialisten vom Lufstchiffhafen ins A-Finale. Franziska Weber und Conny Waßmuth wurden Vierte mit dem Vierer über 500 Meter, Felix König Siebter im 200-Meter-Solo. König überzeugte zudem mit Clubkollege Timo Haseleu beim nicht mehr olympischen Zweier-Sprint, den sie auf Rang vier abschlossen. Während Annika Loske vor ihrem Langstreckensieg schon Fünfte über 500 Meter wurde, eroberte mit Stefan Kiraj (Rang zwei) und Jan Vandrey (drei) ein Potsdamer Doppelpack das Podest im Canadier-Einer auf der 200-Meter-Distanz.

Nach Auswertung der Ergebnisse werden alle elf KCP-Athleten, die für den Heim-Weltcup nominiert waren, auch für den weiteren Saisonverlauf zur deutschen Nationalmannschaft gehören, kündigte Ralph Welke an. Viele Bewährungsproben hält der Wettkampfkalender 2018 allerdings nicht bereit. Nach den zwei Weltcups, von denen Deutschlands Spitzenpaddler nur einen bestritten, folgt am 8. bis 10. Juni die Europameisterschaft in Belgrad und Ende August die Weltmeisterschaft im portugiesischen Montemor. In drei Monaten also müssen Rauhe, Loske, Brendel & Co. ihr Top-Niveau für dieses Jahr erreicht haben. 

Tobias Gutsche

Zur Startseite