Castro-Krokodil in Potsdam: Drei Meter lange Kiste hatte es in sich
Ein Krokodil aus Kuba, ein Geschenk von Fidel Castro an den DDR-Funktionär Werner Lamberz im Jahr 1971, hat es trotz einiger Umwege nach Potsdam geschafft. Bald ist es hier zu sehen.
Potsdam - „Brandenburgs wilde Tiere“ heißt eine Familienführung, die das Naturkundemuseum am morgigen Museumstag anbietet. Dabei mag man an alles denken – nur nicht an ein ausgestopftes Krokodil. Doch das könnte im kommenden Jahr im Naturkundemuseum zu sehen sein – und zwar eines aus Kuba. Einst höchstpersönlich nach Deutschland geschickt von Kubas damaligem Staatschef Fidel Castro.
Die Mitarbeiterin vom Museum erinnert sich: „Ja, da ist mal ein Krokodil angekommen.“ Das war im vergangenen Dezember. Der Besitzer und Anbieter war Ulrich Lamberz, Sohn des DDR-Funktionärs Werner Lamberz. Der habe das Krokodil von Fidel Castro geschenkt bekommen, erzählte er am Telefon. Das klang verrückt, aber auch irgendwie gut – Museumsmitarbeiter Udo Rothe fuhr nach Berlin und brachte das Präparat in einer langen Kiste gleich mit. „Sah aus wie ein großer Sarg“, sagt Museumsleiter Detlef Knuth. „Wir haben reingeschaut – und die Kiste gleich wieder zugemacht.“ Das präparierte Krokodil war komplett von Schimmel befallen, den wollte man natürlich nicht im gesamten Haus haben. Nun ist er beseitigt, ebenso ein kleiner Schaden am Fuß. Im Sommer könnte das Krokodil zum Rest der Sammlung gelangen und dann zu sehen sein.
Als Mitbringsel von einem Familienurlaub
Die kuriose Geschichte darüber, wie das Reptil im Sommer 1971 von Kuba in die DDR kam, kann man jetzt schon erzählen. Beide Länder waren verbrüdert unter sozialistischem Vorzeichen, gern reisten DDR-Kader dienstlich oder privat in den Karibikstaat. Besagtes Krokodil war ein Mitbringsel des SED-Funktionärs Werner Lamberz (1929 - 1978), der von einem Familienurlaub auf Kuba zurück kehrte. Auch wenn man sich im Nachhinein über manche Kuriositäten aus dem Dunstkreis der DDR-Regierung nicht mehr wundern mag – diese Kiste, die damals in Schönefeld landete, hatte es in sich.
„Wir Kinder wussten nicht, was da drin war“, sagt Sohn Ulrich Lamberz, damals 19 Jahre alt, der wie seine Schwester beim Urlaub auf Kuba mit dabei war. Was sie zu Hause in der Wandlitz-Siedlung schließlich auspackten, war ein knapp drei Meter langes Krokodil – ein Tierpräparat. Das Maul war leicht geöffnet, ein bisschen gruseln konnte man sich bei dem Anblick durchaus. Im Wintergarten wurde es zwischen Blumentöpfen auf einem Podest in Szene gesetzt und zum Blickfang für Besucher der Familie Lamberz. „Das war schon was Besonderes, ein Krokodil, noch dazu ein kubanisches!“ Das Bruderland mit Karibikklima sei damals schließlich fast die einzige Quelle der DDR für exotisches Zubehör gewesen.
Alle waren überrascht
Das wusste wohl auch Fidel Castro, der das Geschenk persönlich arrangiert haben soll. Bis zur Abreise auf dem Flugplatz habe auch sein Vater nichts davon gewusst, sagt Lamberz. Alle waren überrascht, als plötzlich eine drei Meter lange Kiste aufs Rollfeld gebracht wurde. Die in den Flieger zu bekommen, sei bei den damaligen Flugzeugtypen nicht so einfach gewesen.
Das Geschenk passte aber irgendwie zu dem DDR-Politiker und möglichen Nachfolger Erich Honeckers, der als gebildet und weltgewandt galt. Mit allen drei Castro-Brüdern habe sich sein Vater gut verstanden, sagt Lamberz, Verbindungen nach und Besuche von Kuba gab es seit den 1950er- und 1960er-Jahren. Nachdem er Fidel Castro bei dessen DDR-Besuch 1970 persönlich betreut hatte, lud dieser ihn nach Kuba ein. Dort feierte Familie Lamberz gleich den 26. Juli, Nationalfeiertag der Kubaner. Und weil es so viele Souveniers in dem eher armen Land nicht gab, vermutet Sohn Ulrich Lamberz, ließ der kubanische Staatschef wohl als besondere Geste zuletzt das Reptil einpacken. „Er hat es aber liefern lassen und nicht persönlich überreicht.“
In der Wohnung war kein Platz für das Kuba-Krokodil
1978 starb Werner Lamberz unter nie ganz geklärten Umständen bei einem Helikopterflug in Libyen. Während nach dem Funktionär, der für viele ein Lichtblick innerhalb des verknöcherten Politikpersonals war, Schulen und Straßen benannt wurden, mussten Frau Lamberz und die Kinder aus dem Haus in der Wandlitzsiedlung ausziehen. In der neuen Wohnung war kein Platz für das Krokodil. Es wurde im Keller untergebracht und geriet dort in Vergessenheit.
Ende 2014 zog Lamberz’ Mutter in ein Pflegeheim, die Wohnung wurde schließlich aufgelöst. Wieder stellte sich die Frage: Wohin mit dem fast drei Meter langen Krokodil? Sohn Ulrich Lamberz, heute Politikwissenschaftler, bot es verschiedenen Museen an. Die Berliner waren wenig interessiert. Das Potsdamer Naturkundemuseum habe sich jedoch sehr gefreut und sofort zugesagt. „Zu unserem Konzept gehört auch naturkundliche Sammlungsgeschichte im Land Brandenburg“, sagt Leiter Detlef Knuth. „Alles, was Brandenburger Institutionen oder Privatpersonen so sammelten.“ Das könne dann auch mal ein Kuba-Krokodil sein.
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