Bleibt der Eintritt zum Potsdam Museum kostenlos?: Doppelt so viele Besucher bei freiem Eintritt
Seitdem im Potsdam Museum der Eintritt kostenlos ist, kommen doppelt so viele Besucher. Jetzt soll geklärt werden, ob das so bleiben kann.
Potsdam - Eine erfreuliche Nachricht war das, die Museumsdirektorin Jutta Götzmann Potsdams Kulturbeigeordneter Noosha Aubel (parteilos) beim gestrigen Rundgang überbringen konnte: Seitdem der Eintritt bei der ständigen Sammlung im Potsdam Museum frei ist, haben sich die Besucherzahlen verdoppelt. Die Testphase war im Mai begonnen worden. Ob es jetzt bei dem freien Eintritt bleiben soll, steht noch nicht fest, aber – und das war die zweite Neuigkeit – die Öffentlichkeit soll in jedem Fall in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.
Dafür organisiert das Potsdam Museum am 6. September eine Diskussionsrunde, in der nach der „Hemmschwelle Eintritt?“ gefragt werden soll. Besucher können hier mit Stadtverordneten und Museumsfachleuten über die Ergebnisse der Testphase mit freiem Eintritt im Museum diskutieren.
Noosha Aubel ließ sich bei dem Museumsrundgang über den Stand der Vorbereitungen zu der am 28. September beginnenden Sonderausstellung „Wilhelm Schmid und die Novembergruppe“ informieren. Und auch zu weiteren Fragen der Potsdamer Museumskultur äußerte sie sich bei der Gelegenheit. „Wir werden eine Lösung für das Depot finden“, kündigte sie am Rande des Besuchs im Potsdam Museum an. Gegenwärtig ist das Depot des Potsdam Museums mit seinen umfangreichen Beständen auch an DDR-Kunst auf verschiedene Standorte in Potsdam verteilt. Um die Depotsituation übersichtlicher zu gestalten und gegebenenfalls zusammenzufassen, erstellt derzeit eine beauftragte Firma zusammen mit dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv Konzepte. Ein zentrales Haus sei denkbar, aber es gebe auch andere Optionen, so Aubel. Die Direktorin des Potsdam Museums hatte eine Lösung der Depotfrage bereits als einen ihrer Wünsche für das Jahr 2017 genannt – noch immer ist keine endgültige gefunden.
Rundgang mit Potsdams Kulturbeigeordneter Noosha Aubel
Im Potsdam Museum erhielt Noosha Aubel indessen einen Einblick in das Schaffen eines weniger bekannten Potsdamers aus den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Wilhelm Schmid. „Das Werk Schmids ist bisher nicht ausreichend gewürdigt worden“, stellt Jutta Götzmann fest. Im Jahre 1892 in Reimingen in der Schweiz geboren, begab sich Schmid über Italien und Berlin und nach Potsdam. Bereits 1912 war er zunächst nach Berlin gekommen und hatte sich dort der Künstlervereinigung „Novembergruppe“ angeschlossen. Nachdem er sich dann in Frankreich und Italien aufgehalten hatte, kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Wegen seiner jüdischen Ehefrau Maria Schmid-Metz verließ er 1933 Deutschland, um wieder in die Schweiz zurückzukehren. Maria Schmid-Metz war nicht nur Sängerin, sondern auch die Tochter des Mannes, für den Schmid das auch als „Weiße Villa“ oder auch „Villa Wunderkind“ bekannte Anwesen des Amtsgerichtsrates Metz umbaute.
Schmid arbeitete als Architekt, erlangte aber Nachruhm als Künstler, denn schon bei seinem ersten Deutschlandaufenthalt hatte Schmid zahlreiche Ölbilder geschaffen und konzentrierte sich auch zunehmend auf den Tätigkeitsbereich als Künstler. Die Novembergruppe, der er angehörte, hatte sich nach der Novemberrevolution in Deutschland benannt. Sie verstand sich als revolutionäre Künstlergruppe und verfolgte mit heute bekannten Mitgliedern wie Otto Dix, George Grosz und John Heartfield einen Kurs, der zwischen neuer Sachlichkeit und spätem Expressionismus pendelte. Die akkurat gemalten, aber im Ausdruck eher dunkel gehaltenen, ausdrucksstarken Bilder Schmids sind ein anschauliches Beispiel für die Symbiose. Wobei auch noch eine Portion Surrealismus mit im Spiel ist.
Aubel informierte sich im Museum darüber, wie das Zusammenspiel von Architekturplänen einerseits und künstlerischen Arbeiten andererseits in der Ausstellung gestaltet werden soll. Die Arbeiten von Schmid werden zusammen mit anderen Werken der „Novembergruppe“ zu sehen sein, etwa von Heinrich Basedow dem Jüngeren, der im Stil der Neuen Sachlichkeit malte. „Die meisten Werke von Schmid sind gegenwärtig in der Schweiz“, sagt Götzmann. Dort hatte der Maler bereits einige kleinere Präsentationen. Aber der umfangreiche Nachlass des 1971 in Brè bei Lugano gestorbenen Schweizers sei überhaupt noch nicht angemessen ausgewertet, stellt Götzmann fest. „16 Kisten sind das. Ich habe mir die Finger wund fotografiert, als wir das gesichtet haben“, so die Museumsdirektorin.
Richard Rabensaat
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