PNN-Serie: Potsdam vor der Bundestagswahl: Direktkandidatin Linda Teuteberg: Bestimmt liberal
Ihre Gesichter sind auf Wahlplakaten in ganz Potsdam zu sehen. Doch wer sind die Menschen, die den Wahlkreis vertreten wollen? Die PNN stellen sie vor. Heute: Linda Teuteberg (FDP).
Ihre Gesichter gehören derzeit zum Stadtbild: Die Direktkandidaten, die von ihren Parteien in Potsdam ins Rennen um ein Bundestagmandat geschickt worden sind, haben meist viele Plakate hängen lassen. Das ergibt für den Wähler ein Bild – aber nicht mehr. Wer sind die Menschen, die den Potsdamer Wahlkreis 61 im Bundestag vertreten wollen? Welche Ziele haben sie? Wie kamen sie in die Politik? Was bewegt sie? Um ins Gespräch zu kommen, haben wir die Bewerberinnen und Bewerber von CDU, SPD, Linke, AfD, Bündnis 90/Die Grünen und der Freien Wähler eingeladen – an einen bewegten Ort: Die PNN-Redakteurinnen und Redakteure gehen mit den Kandidaten auf eine Fahrt mit Tram oder Bus quer durch die Landeshauptstadt. Was sie dabei erfahren, lesen Sie hier.
Heute: Mit Linda Teuteberg (FDP) in der Tram 96 von der Marie-Juchacz-Straße zur Viereckremise
Zum Treffpunkt am Mittwochmorgen im Kirchsteigfeld kommt Linda Teuteberg schon mit der Tram. Auch nach Berlin, wo die 36-jährige Juristin im Bundesbildungsministerium arbeitet, pendelt sie von Babelsberg aus mit den Öffentlichen, erzählt sie. Im Kirchsteigfeld sei sie immer mal wieder – etwa zu den Sportfesten des SC Potsdam, bei dem sie im Kuratorium sitzt. Los geht es durch die Plattenbauviertel im Potsdamer Süden.
„Chancen sind überall zuhause“ ist auf Teutebergs Wahlplakaten zu lesen. Tatsächlich kann man den Werdegang der liberalen Politikerin als Bestätigung dieser These sehen – aufgewachsen auf dem Land machte sie eine Vorzeigekarriere nicht nur in der Politik, sondern auch beruflich. Dass das bei Teuteberg bis heute zwei verschiedene Paar Schuhe sind, darauf legt sie Wert: „Berufliche Unabhängigkeit ist mir wichtig.“
Aufgewachsen ist Teuteberg in einem kleinen Dorf
Groß geworden ist Linda Teuteberg in Görsdorf bei Storkow, einem Dorf mit nicht einmal 400 Einwohnern, die Mutter Lehrerin, der Vater Ingenieur. Schon als Kind habe sie sich für Politik und Geschichte interessiert, erzählt sie. Und sie beobachtete genau: Da waren die Verwandten aus dem Westen, die zu Besuch kommen konnten, „aber wir nicht zu ihnen“. Oder die evangelische Christenlehre, über die sie in der Schule nicht sprechen durfte. Den Wendeherbst 1989 erlebt sie als Achtjährige sehr bewusst. Am Tag nach dem Mauerfall fährt sie mit den Eltern und dem jüngeren Bruder im Trabbi nach Westberlin, spürt, wie gerührt und bewegt ihre Eltern sind, als in Neukölln jemand einen Zehn-D-Mark-Schein durchs heruntergekurbelte Fenster reicht: „Hier, kaufen Sie den Kindern was Süßes!“
Die Jahre in der DDR spielen eine wichtige Rolle für die politische Arbeit von Teuteberg: „Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es viele Prägungen aus dieser Zeit gibt und dass Demokratie eben nicht selbstverständlich ist.“ Eine offene Debattenkultur pflegen, andere Meinungen auch aushalten können – „das muss man lernen“, ist sie überzeugt und engagiert sich beispielsweise im Vorstand des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Die ehrliche Aufarbeitung von DDR-Unrecht forderte sie auch in ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete von 2009 bis 2014 immer wieder ein – nicht selten zur Irritation des rot-roten Regierungsbündnisses.
Bei Stefan Raab konnte sie 2013 ihre Konkurentinnen abhängen
Mit ihrer sachbezogenen, bestimmten und freundlichen Art überzeugt Teuteberg nicht nur ihre Parteikollegen, die sie seit 2011 immer wieder in den ehrenamtlichen Bundesvorstand wählten. Dass auch ein breites Publikum ihre Art zu würdigen weiß, zeigte sich 2013, als sie in Stefan Raabs Polit-TV-Show „Absolute Mehrheit“ die drei Konkurrentinnen von CSU, Grüne und Linke in der Publikumsgunst abhängen konnte. Für lebhaftere Debatten will die FDP auch im Bundestag wieder sorgen, sagt Teuteberg. Dafür muss die Partei den Sprung ins Parlament aber erst wieder schaffen. Wenn das gelingt, hat Teuteberg mit Platz 1 der Landesliste gute Chancen auf ein Mandat. In Potsdam erreichten die Liberalen bei der letzten Bundestagswahl nur 3,3 Prozent.
In Drewitz füllt sich die Tram – und Linda Teuteberg wird erkannt. „Das ist doch die Frau von der FDP“, sagt eine ältere Dame: „Hübsch und intelligent!“ Anerkennung spricht aus ihren Worten.
Die Mietpreisbremse lehnt die FDP-Kandidatin ab
Es geht weiter über die Havel und in Richtung Norden. Wo die Wohnungen teurer werden. Zu teuer für viele Potsdamer. Die Mietpreisbremse lehnt Teuteberg aber ab. Dadurch „wurde keine einzige neue Wohnung geschaffen“, sagt sie. „Die Situation kann sich nur entspannen, wenn mehr investiert wird.“ Ihre Forderung: Für Menschen, die ihre erste Wohnung für die eigene Nutzung kaufen, soll es einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer geben. Denn diese Steuer, die sich im Einzelfall schnell auf einen fünfstelligen Betrag summieren könne, sei eine zusätzliche Belastung. Teuteberg selbst lebt mit ihrem Mann seit Kurzem in einer Eigentumswohnung.
Auch beim Thema Bildung will sich die 36-Jährige auf Bundesebene für Potsdam stark machen – zum Beispiel mit der Abschaffung des sogenannten Kooperationsverbotes, das verhindert, dass Bundesgeld in Schulinfrastruktur und Bildung fließen kann. Wichtig für Potsdam sei auch, die Bedingungen für Unternehmensgründer zu verbessern.
Verantwortung und Redlichkeit, das sind für Linda Teuteberg wichtige liberale Grundwerte. Überzeugt haben die sie schon als 17-Jährige. Damals, als Gymnasiastin, wollte sie für die Schülerzeitung Außenminister Klaus Kinkel (FDP) interviewen – und las sich vorher das Parteiprogramm durch. „Da wurden viele wichtige Fragen angesprochen, die heute noch drängen – zum Beispiel Generationengerechtigkeit.“ Wenig später trat sie den Jungen Liberalen bei. Über das Engagement lernte sie 1999 auch ihren späteren Mann Björn Teuteberg kennen, der damals schon in Potsdam BWL studierte. Auch sie zieht zum Studium nach Potsdam. Und tritt im Jahr 2000 in die FDP ein, wo sie ihre politische Heimat gefunden hat, dem erbitterten Machtkampf im Landesverband 2013 zum Trotz. „Ich bin durch und durch Liberale“, sagt sie.
Das Wahlprogramm: Wofür Linda Teuteberg steht
+++ PNN Serie zur Bundestagswahl +++
Als Nächstes erscheinen die Folgen mit AfD-Kandidat René Springer (12.9.), am 13.9. mit Annalena Baerbock von Bündnis 90/Die Grünen, am 15.9. mit Norbert Müller von den Linken sowie am 18. September mit SPD-Kandidatin Manja Schüle. CDU-Kandidatin Saskia Ludwig hat nicht zugesagt, den PNN für dieses Format zur Verfügung zu stehen
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