zum Hauptinhalt
Hut auf. Besucher können sich im Olsenbande-Look vor der Fotowand fotografieren. Die Schau „Mächtig gewaltig! Die Olsenbande kommt nach Potsdam“ anlässlich des 50. Geburtstags der dänischen Filmreihe wird am 3. Juli eröffnet. Beleuchtet werden nicht nur Beteiligte vor und hinter der Kamera, sondern auch die Fans – insbesondere in der DDR.
© Jana Haase

Ausstellung im Filmmuseum: Die Olsenbande kommt nach Potsdam

Das Filmmuseum widmet sich zum 50. Geburtstag der Krimi-Filmreihe um Egon Olsen – und beleuchtet die Fans vor allem in Ostdeutschland.

Potsdam - Dass Potsdam am Eröffnungstag der Ausstellung wegen einer Bombenentschärfung Kopf stehen wird, passt irgendwie: Auch bei den von Egon Olsen von langer Hand ausgeheckten Plänen für den jeweils nächsten todsicheren Coup kommt immer irgendwann ein unglücklicher, haarsträubender Zufall ins Spiel – und das Gaunertrio scheitert ein ums andere Mal. Dazu soll es am kommenden Dienstag aber nicht kommen: Um 19 Uhr wird im Filmmuseum, Breite Straße 1a, die Ausstellung „Mächtig gewaltig! Die Olsenbande kommt nach Potsdam“ eröffnet. Anlass der Schau, die bis zum 17. Februar 2019 dauert, ist der 50. Geburtstag der dänischen Krimikömodien-Reihe. Zur Eröffnung haben sich unter anderem auch die beiden Schauspieler Morten Grunwald alias Benny und Jes Holtsø alias Børge, Kostümbildnerin Lotte Dandanell und der dänische Botschafter Friis Arne Petersen angekündigt.

Die Museumsbesucher erwarten nicht nur Requisiten aus den 14 Olsenbande-Filmen, wie Kurator Guido Altendorf am Donnerstag bei einem ersten Rundgang für die Presse erläuterte. Beleuchtet werden auch die Geschichten der Beteiligten vor und hinter der Kamera – und deren Verbindungen zur langen dänischen Filmtradition, bis hin zur Stummfilmdiva Asta Nielsen, auf deren Betreiben hin seinerzeit in Babelsberg die ersten Filmateliers gebaut wurden.

Ein großer Fanclub

Ein weiterer Schwerpunkt sind die Olsenbande-Fans in der DDR und im heutigen Osten Deutschlands, wo die Reihe in ihrer Defa-Synchronisation nach wie vor enorm beliebt ist. Die Ausstellungsmacher gehen der Frage nach, wie die Olsenbande Teil der ostdeutschen Identität werden konnte. Zu sehen sind Zeitungsausschnitte und Filmsequenzen mit Auftritten der Darsteller im DDR-Fernsehen, aber auch die eine oder andere bei der DDR-Staatssicherheit aktenkundig gewordene Referenz an die Olsenbande: Hellhörig wurde die Stasi etwa, wenn in Verballhornung einer offiziellen DDR-Kampagne für den inhaftierten chilenischen Politiker Luis Corvalán „Freiheit für Egon Olsen“ gefordert wurde.

Dass die Begeisterung für das vertrottelte Gaunertrio auch nach dem Mauerfall ungebrochen ist, zeigt die Geschichte des vor 18 Jahren gegründeten Olsenbandenfanclubs Deutschland mit Hauptsitz in Leipzig, der auch einiges zur Ausstellung beisteuern konnte. 3000 gemeldete Mitglieder hat der Fanclub, Schwerpunkt Ostdeutschland und insbesondere Sachsen, wie Mitglied Steffen Paatz berichtet.

Requisiten und Kulissen aus den Filmen

Im Filmmuseum zu sehen sind etwa Styropor-Ziegelsteine aus dem Film „Die Olsenbande fährt nach Jütland“, die die Fans erst vor zwei Jahren bei einer ihrer Drehortbesichtigungen in Dänemark entdeckten – in einem Wald unweit des Weltkriegsbunkers am Strand, in dem das Trio in dem Film auf der Suche nach einem Nazischatz ist. Dass es sich tatsächlich um Requisiten aus dem immerhin bereits 1971 erschienenen Film handelt – aus der Szene, wo die Bande mit dem Auto eine Mauer durchbricht –, lege auch eine Analyse zum Alter der „Steine“ beim sächsischen Landeskriminalamt nahe, berichtete Fanclubmitglied Paul Wenzel.

Auch eine andere Erfolgsgeschichte der Fans wird erzählt: Das historische Stellwerk aus „Die Olsenbande stellt die Weichen“ (1975) konnten deutsche und dänische Fans dank Spenden und Sponsoren vor dem Abriss retten. Es wurde aus Kopenhagen an den Fährhafen Gedser umgesetzt, wo es seit 2017 zu sehen ist: „Wenn man mit der Fähre aus Deutschland kommt gleich rechts“, sagte Wenzel – ein Modell des Stellwerks ist in der Schau zu sehen.

Kulturgut in Dänemark

In Dänemark ist die zunächst belächelte Olsenbande längst Kulturgut, „der Inbegriff des Dänischen“ – auch und gerade mit den ironischen, sarkastischen und selbstkritischen Tönen, wie Jesper Schou-Knudsen, Kulturchef der dänischen Botschaft, am Donnerstag sagte. Zitate wie „Ich habe einen Plan“ oder das „mächtig gewaltig!“ – im Original übrigens „skide godt!“, zu deutsch: scheiße gut – seien zu geflügelten Worten geworden. Und auch dass eine große Stadt wie Potsdam der Olsenbande nun eine Ausstellung widmet, sei durchaus ein Thema: „Man redet darüber – mit Stolz, mit Freude, mit großer Begeisterung.“

Zur Startseite